Manchmal kommen Spiele-Entwickler auf ziemlich merkwürdige Ideen. Umso besser, wenn diese Ideen dann auch noch Spaß machen. So auch im Falle des Indie-Games Yoku’s Island Express, welches Metroidvania mit einem… Flipper kombiniert. Das spielt sich genauso abgefahren, wie es klingt und macht noch dazu jede Menge Spaß!
Willkommen auf der Insel
Der Mistkäfer Yoku landet auf der Insel Mokumana, um fortan als neuer Postbote nicht nur die Briefe und Pakete der Inselbewohner auszutragen, sondern auch noch deren Probleme zu lösen. Auf eurer Reise trefft ihr auf zahlreiche skurrile Charaktere, die euch mit (mehr oder weniger) wichtigen Aufgaben betrauen und euch auf eine Reise zu immer neuen Orten schicken.
Dabei ist Yoku’s Island Express ein ungewöhnliches und einzigartiges Spiel geworden: In bester Metroidvania-Manier erkundet ihr die riesige Spielwelt der tropischen Insel, überquert in spannenden Hüpfpassagen fiese Hindernisse und funktioniert den Ball des roten Mistkäfers kurzerhand zu einer Flipperkugel um. So etwas habt ihr garantiert noch nie gespielt!
Was in den ersten Spielminuten noch etwas merkwürdig anmutet, entpuppt sich binnen kürzester Zeit jedoch als kluger und spannender Genre-Mix, der euch mit seiner charmanten Präsentation fesseln wird. Dabei macht euch Yoku’s Island Express behutsam mit den Spielmechaniken vertraut. Genretypisch versteckt sich der Großteil der offenen Spielewelt noch hinter einem grauen Schleier, der sich nach und nach lüftet, je weiter ihr auf dem tropischen Eiland voranschreitet.
Spätestens nach wenigen Stunden stellt ihr fest, wie riesig die Welt eigentlich ausgefallen ist. Natürlich könnt ihr die meisten Wege erst dann bestreiten, wenn ihr über die entsprechenden Fähigkeiten verfügt. Später schaltet ihr sogar nützliche Abkürzungen und eine Schnellreisefunktion frei.
Yoku’s Island Express Gameplay
So stellt sich in regelmäßigen Abständen ein „Aha-Effekt“ ein. „Ah, jetzt kann ich endlich tauchen und komme so an das Geheimnis, welches ich ganz am Anfang entdeckt habe“. Backtracking, beziehungsweise das Besuchen bereits absolvierter Spielabschnitte ist ein wichtiger Bestandteil von Yoku’s Island Express, doch das fällt zu keinem Zeitpunkt nervig aus.
Das liegt vor allem am zauberhaften Artdesign des Spiels, welches die Reise zu einem wunderschönen Erlebnis macht. Vor allem aber auch an den zahllosen Geheimnissen, die die Entwickler von Villa Gorilla auf Mokumana versteckt haben.
So sammelt ihr Obst, um neue Wege freizuschalten oder kleine Sprösslinge, die euer Bewegungsrepertoire aufstocken. In regelmäßigen Abständen erhaltet ihr zudem neue Fähigkeiten, sodass im Verlauf des sechs bis zehn-stündigen Abenteuers keine Langeweile aufkommt.
Dabei punktet Yoku’s Island Express mit einer gehörigen Portion Humor: Relativ zu Beginn des Spiels müsst ihr einer Schneckenplage Herr werden. Gelingt euch dies, dürft ihr die schleimigen Viecher fortan einsaugen, um Felsbrocken explodieren zu lassen, die euch zuvor den Weg versperrten. Es ist schlicht eine Freude, mit den charmanten Charakteren zu interagieren und ihnen bei ihren Problemen zu helfen.
Doch auch abseits der offensichtlichen Geheimnisse gibt es auch gut versteckte Gegenstände zu entdecken welche ihr teilweise nur erreicht, wenn ihr neue Varianten für eure Kugel freigeschaltet habt. Diese dient euch nicht nur als Flipperkugel sondern wird auch verwendet, um verschiedene Nebenmissionen zu erledigen. Nur, wenn Yoku sich auf seinen runden Begleiter stellt, kann er seinem Job als Postbote nachkommen und die Briefkästen erreichen.
Man ruft nur Flipper…
Einen Großteil des Gameplays von Yoku’s Island Express machen die Flipper-Elemente aus, welche erstaunlich gut von der Hand gehen. Hier geht es allerdings nicht darum, einen Highscore zu knacken, sondern darum, euch pfeilschnell durch die Spielewelt zu bewegen.
Mit den Schultertasten aktiviert ihr blaue und gelbe Flipper, um den Mistkäfer durch die Gegend zu schießen. Beziehungsweise seinen Misthaufen, während Yoku an einem Faden einfach mitgeschleift wird – Armer Käfer! Was zunächst einmal befremdlich anmutet, entpuppt sich binnen kurzer Zeit als innovatives und spaßiges Spielelement.
Dabei reicht es in diesen Abschnitten nicht, einfach nur den Ausgang zu erreichen. Ihr sammelt Früchte, könnt versperrte Zugänge öffnen, Kristalle sammeln oder Schalter aktivieren, die euch mit Obst oder anderen Geheimnissen belohnen. Gerade bei diesen Pinball-Elementen entfaltet Yoku’s Island Express enormes Suchtpotential, da ihr so lange in den Abschnitten verweilt, bis ihr auch wirklich jedes Geheimnis aufgedeckt habt.
Nicht selten vernachlässigt ihr dadurch eure eigentliche Mission, weil es einfach viel zu viel Spaß macht, den armen Mistkäfer durch die Umgebung zu schießen. Allerdings bieten genau diese Elemente mitunter auch Frustpotential, da es oftmals nicht nur auf euer Geschick, sondern vielmehr auf Glück ankommt, bis die Kugel da landet, wo ihr sie haben wollt. Wirklich störend ist dies jedoch nicht, dafür macht das Ganze einfach zu viel Laune.
Yoku’s Island Express sprüht vor Charme
Aus technischer Sicht gibt es an Yoku’s Island Express Nichts auszusetzen. Der handgemalte Grafikstil zaubert eine wunderschöne und farbenfrohe Landschaft auf den Bildschirm. Die abwechslungsreichen Areale zu erkunden und mit den niedlichen Charakteren zu interagieren ist eine wahre Freude.
Mit seinen bunten Szenerien erinnert der Titel ein wenig an Rayman Legends und präsentiert sich tatsächlich auf Augenhöhe mit dem Plattformer-Meilenstein – Vor allem auch in Sachen Humor. So dürft ihr beispielsweise mit einer Tröte schlafende Inselbewohner wecken oder Kisten zerstören, die euch den Weg versperren.
Mit seinem putzigen Grafikstil dürfte der Titel vor allem bei jüngeren Spielern sehr gut ankommen. Ganz allgemein ist Yoku’s Island Express ein sehr zugänglicher Titel. Sterben könnt ihr nicht und auch die eher dürftige Story wird wohl niemanden überfordern. Störend ist dies allerdings nicht, da sich das Game somit auch hervorragend für eine schnelle Runde zwischendurch eignet. Besonders unterwegs auf Nintendo Switch.
Auch die Vertonung kann mit einem gelungenen Soundtrack überzeugen, der sofort ins Ohr geht und zum Mitsummen anregt. Allerdings wiederholen sich die einzelnen Songs zu oft, zudem müsst ihr auf eine Sprachausgabe leider verzichten.
Fazit:
Ich stehe auf handgemalte Spiele mit einer farbenfrohen Welt und putzigen Charakteren. Daher trifft Yoku’s Island Express genau meinen Nerv. Doch selbst nüchtern betrachtet kann dieser einzigartige Genre-Mix fast vollends überzeugen. Die Metroidvania-Elemente funktionieren hervorragend. Die Welt fällt nicht nur variantenreich, sondern für ein Indie-Spiel wirklich riesig aus und sorgt mit unzähligen Geheimnissen dafür, dass ich gerne jeden Winkel erkunden will. Zudem sorgen die Flipper-Elemente für frischen Wind. Auch wenn es manchmal nervt, wenn die Kugel nach dem zehnten Versuch immer noch nicht da landet, wo sie eigentlich hin sollte.
Trotzdem entfaltet sich ein enormes Suchtpotential, weil ich eben doch noch unbedingt diesen Schalter aktivieren will um zu sehen, was ich dafür bekomme. Die handgemalte Welt ist einfach wunderschön und das Gameplay derart motivierend, dass ich problemlos über die kleinen Macken hinwegsehen kann. Auch ohne echte Story macht Yoku’s Island Express eine Menge Spaß und eignet sich für eine schnelle Runde zwischendurch. Ein absolutes Must-Have, nicht nur für Genrefreunde!