Im PlayStation 4-exklusiven Erkundungs-Adventure Vane verschlägt es uns in eine trostlose, malerische Welt, in der wir uns in Menschen- oder Vogelform unseren Weg durch eine minimalistische Umgebung bahnen. Mit Erklärungen oder Hinweisen hält sich das Spiel allerdings nicht auf, was leider nur bedingt funktioniert, wie unser Test erklärt.
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Mehr InformationenEin Sturm zieht auf
Erkundungsspiele, die keine festgeschriebene Story erzählen und uns selbst Raum zum Interpretieren der Geschehnisse lassen, sind heutzutage keine Seltenheit mehr. Dabei beginnt das Erstlingswerk von Entwickler Friend & Foe (die sich immerhin aus einigen Industrie-Veteranen zusammensetzen) durchaus verheißungsvoll: Wir finden uns in einem düsteren Sturm wieder, der die blecherne Umgebung der Spielwelt zu zerstören droht.
In der Haut eines Kindes bahnen wir uns den Weg durch die in Mitleidenschaft gezogene Umgebung, um in einem Haus Schutz zu suchen. Unsichtbare Wände halten uns davon ab, den falschen Weg einzuschlagen, während atmosphärische Synthesizer-Klänge aus den Boxen der ohnehin aussichtslosen Situation Nachdruck verleihen.
Am Ziel unserer Reise angelangt stellen wir fest, dass eine seltsame, vogelähnliche Kreatur uns den Eintritt verweigert. Kurz darauf finden wir uns in einer neuen Sequenz wieder, in der wir die Kontrolle über einen Vogel übernehmen.
Hinweise oder Erklärungen dazu, was es mit der Situation auf sich hat, was in der Welt vorgefallen ist und warum wir als armes Kind überhaupt in diesem Sturm unterwegs sind, liefert uns Vane nicht. Leider scheitert das Spiel daran, uns auch ohne eine explizit aufgezeigte Story emotional zu fesseln. Dafür fallen die Andeutungen innerhalb der Welt viel zu vage aus.
Vane wurde im Vorfeld aus gutem Grund mit Spielen wie The Last Guardian oder Journey verglichen, denn die Herangehensweise und das eigentliche Spielgefühl des Indie-Adventures ist weiterstgehend dasselbe. Allerdings ohne dabei jemals auch nur ansatzweise die Qualität der großen Vorbilder zu erreichen.
Vane: Wunderschön, mit wenig Spiel
Das liegt noch nicht einmal an der Technik, denn trotz abstraktem Grafikstil zaubert Vane eine wunderschöne und interessante Welt auf den Bildschirm, die zum erkunden einlädt – eigentlich. Eigentlich, denn wirkliche Gründe, mehr über die Welt erfahren zu wollen, bietet das Spiel leider kaum.
Mal abgesehen von der ohnehin nicht vorhandenen Geschichte sorgen zahlreiche Bugs und eine unglaublich zickige Kamera dafür, dass bei dem Abenteuer nur selten so etwas Spielspaß aufkommt. Hinzu kommt, dass die Spielzeit mit gerade einmal knapp drei Stunden äußerst mager ausfällt und es eigentlich keinen Grund dafür gibt, einen zweiten Anlauf zu wagen.
Das ist besonders schade, weil Vane mehrfach aufblitzen lässt, was das Spiel eigentlich sein will. Etwas, das wirklich gut funktionieren und Spaß machen könnte, wären da nur nicht die Probleme und fehlenden Verbindungen in den Spielmechaniken.
Wenn wir mit dem Vogel durch die scheinbar riesige Wüste gleiten, unter gewaltigen Felsformationen hindurchfliegen und auf einem Hügel eine riesige Metallkonstruktion erblicken, suggeriert Vane ein enormes Gefühl von Freiheit. Besonders, wenn wir in regelmäßigen Abständen zwischen Menschen- und Vogelgestalt wechseln, um an bestimmten Punkten mit der Umgebung zu interagieren.
Frust macht sich breit
Das tun wir, damit wir im Spiel vorankommen. Rätsel kann man die Aufgaben, vor die uns Vane stellt, nicht wirklich nennen. Vielmehr handelt es sich um Interaktionen: Mit dem Vogel kundschaften wir die Umgebung aus und suchen nach Hebeln, um dann zum Kind zu wechseln und diese zu betätigen.
Auch dabei sind wir konsequent auf uns alleine gestellt. Neben minimalen optischen Hinweisen müssen wir unseren Weg durch die Welt selbst finden. Doch das ist leider nicht immer so leicht, wie es klingt. Besonders, wenn die Kamera sich wieder einmal in der Umgebung verhakt oder sich einfach nicht so drehen lässt, wie wir es wollen.
Das wäre allerdings noch zu verkraften, käme es nicht immer wieder zu absoluten Gamebreaker-Bugs, die uns zum Laden des letzten Checkpoints zwingen und diese liegen im Spiel leider ziemlich weit auseinander. Da kommt unweigerlich Frust auf.
Die Steuerung des Vogels funktioniert leider nur bedingt. Während sie in den offenen Arealen ihre Arbeit meist zufriedenstellend verrichtet, stellen wir vor allem in engeren Bereichen fest, wie unpräzise und hakelig die Bewegungen ausgefallen sind.
Es könnt‘ alles so schön sein…
Ebenfalls nervig ist, dass wir zwar jederzeit zum Federvieh wechseln können (beispielsweise in dem wir uns von einer Kante fallen lassen), allerdings nur an bestimmten Punkten die Menschenform annehmen dürfen. Stürzen wir bei der Suche nach dem Weg aus Versehen von einer Brücke, müssen wir mitunter erst nach der Stelle suchen, an der wir uns zurückverwandeln dürfen.
Eigentlich könnte Vane so schön sein. Der minimalistische Grafikstil mit seiner sich verformenden Umgebung sorgt in Kombination mit dem stimmungsvollen Soundtrack für eine dichte Atmosphäre. Das Zusammenspiel aus düsteren Umgebungen und ansehnlichen Lichteffekten steht dem Spiel hervorragend zu Gesicht.
Doch während viele der Bugs und Probleme mit Updates noch behoben werden könnten, scheitert Vane bereits an fundamentalen Gameplay-Entscheidungen.
Fazit:
Vane lässt in seinen knapp drei Stunden Spielzeit regelmäßig aufblitzen, was sich die Entwickler von Friend & Foe für ihr Spiel vorgestellt haben. Videospiele dürfen gerne mysteriös sein. Ich habe durchaus meinen Spaß daran, wenn ich die Geschichte eines Spiels selbst entdecken muss und man mir nicht alle Mechaniken ausführlich in ellenlangen Tutorials erklärt.
Zumindest, wenn die Welt auch genug interessante Punkte zu bieten hat und das Gameplay funktioniert. Genau daran scheitert Vane leider kläglich, denn die Spielwelt des Adventures ist gleichermaßen geheimnisvoll wie sterbenslangweilig.Es gibt schlicht und ergreifend keine Story, die die Spielelemente miteinander verknüpfen würde. Die hakelige Steuerung, zickige Kamera und einige wirklich nervige Bugs, die mich zum Neustart zwingen, sorgen für Frust.
Was als wunderschönes Abenteuer beginnt, verliert sich binnen kürzester Zeit in einer Spirale aus langweiligen Nebensächlichkeiten. Sehr schade, denn das Potential wäre im Spiel allemal vorhanden.