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NHL 19 im Test

Getreu des für Sportspiele üblichen Modus Operandi bietet uns EA Sports auch mit NHL 19 einen weiteren Nachfolger, dessen Vorgänger lediglich ein Jahr verleben durfte. Wurde das Spiel in diesem einen Jahr so weiterentwickelt, dass es sich lohnt oder eher nicht? Diese Frage beantworte ich im Test, ebenso wie die Frage nach dem perfekten Multiplayer Erlebnis, bei dem Kollege Lars mir zur Seite stand und das gegnerische Tor freundlicherweise mit seinen Pittsburgh Penguins verstopfte.

NHL 19


NHL 19 – Mehr als nur NHL

Auch wenn NHL drauf steht, hier ist wesentlich mehr geboten. Neben vielen anderer Landesligen, darunter auch die deutsche DEL, gibt es auch diverse Arcade Modi. Unter dem Menüpunkt NHL Threes findet sich ein gelungener Versuch, das Spiel zum Spaß weiter in den Fokus zu rücken und von der reinen Simulation, als welche NHL 19 sicherlich meistens gekauft wird, weiter abzurücken. In Threes werden nicht die offiziellen Eishockey Regeln gespielt. Hier treten jeweils drei Feldspieler und ein Torwart pro Team an und dürfen beinahe nach Belieben agieren. Ein Foul mit Strafbank gibt es hier nicht. Und, in Abhängigkeit von den gewählten Einstellungen, zählt auch nicht immer jedes Tor gleich. Alle paar Anstöße gibt es einen so genannten Money Puck. Wer den ins Tor bringt erhält gleich zwei oder drei Punkte. Ein Vorsprung von zwei Toren ist hier kaum etwas wert.

Und auch der Stadionsprecher klingt stark nach Wrestling Kommentator auf Droge. Begleitet wird das Spektakel durch bunte Spielstätten, Rauchfontänen und Discolichter bei Treffern, wobei es letztere im regulären Ligabetrieb ja durchaus auch gibt, wie der gewogene Eishockeyfan weiß. Alleine kann man in Threes gegen eine Reihe immer stärkerer Teams antreten, der Fokus liegt aber definitiv auf dem Multiplayer.

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Neu dabei – Die Ones

Ebenfalls unter dem Label NHL Threes laufen die Ones. Hierbei treten drei Spieler gegen einen Torwart auf einem halben Feld an. Alle schießen auf dasselbe Tor und versuchen, so Treffer zu landen. Das gelebte Chaos mit oft unerkannter taktischer Tiefe. Warum nicht erst die beiden anderen aufeinander in Ruhe mit dem Stock einschlagen lassen und den Puck dann dem Sieger abnehmen?

Dieses Spektakel macht durchaus Spaß. Vor allem der deutlich überdrehte Kommentator wusste anfangs zu begeistern, bevor er mit seinem ständigen Overhype ins Nervige überging. Doch den Simulationsspieler wird dies kaum begeistern. Und um Arcade Spielern einen Kaufgrund für ein Vollpreis-Spiel zu bieten ist das leider zu wenig. Schade um den Modus. Als eigenständiges Spiel, wie im Fußball FIFA Street seinerzeit beispielsweise, würde ich sofort zuschlagen.


Klassisches Eishockey in all seinen Facetten

Ligaspiel, die schnelle Partie zwischendurch, eine Karriere als einzelner Eishockey-Star im Be a Pro-Modus und natürlich Hockey Ultimate Team, das FIFA Ultimate Team für Eishockey Spieler. All dies und einen Management-Part bietet NHL 19 auf der klassischen Seite. Alles funktioniert grundsätzlich bestens und ist recht anspruchsvoll, mit seiner tiefgreifenden Steuerung, auf die weiter unten eingegangen wird. Dabei wirken die Menüs überladen und manches am Management-Teil schlicht unnötig kompliziert und träge, im Mikromanagement.

Wer mit NHL 19 sein erstes Stelldichein mit dem Puck feiert, andere Sportspiele aber spielt, der wird durch die hohe Geschwindigkeit des Spiels überrascht werden. Die gefällt jedoch, da Eishockey tatsächlich ein schneller Sport ist. Obwohl solch ein Puck wesentlich schwerer zu verfolgen ist, als ein größerer langsamer Ball, fällt dies zu keiner Zeit schwer. NHL 19 ist in dieser Hinsicht erstklassig visualisiert. Kleine Einblendungen über dem aktiven Spieler geben sogar noch Aufschluss über gelungene oder misslungene Spielzüge. Deutlich genug um wahrgenommen zu werden und dezent genug um nicht zu stören.

Alles funktioniert grundsätzlich bestens und ist recht anspruchsvoll


Werdet Profi – NHL 19 Be a Pro

Neben dem Ligaspiel fordert im Einzelspieler vor allem die Be a Pro-Karriere. Bei einem unbekannten Team einsteigend spielt man um dann hoffentlich in ein NHL Team gedraftet zu werden. An welcher Stelle, und in welches Team, hängt von den Leistungen im Vorfeld ab, bei denen euch die Coaches bereits beobachtet haben. Nach jedem Spiel verrät euer Trainer, was ihr gut gemacht habt und was ihr dringlich verbessern solltet. Außerdem erhält oder verliert euer Charakter dementsprechend Erfahrungspunkte.

Beispielsweise im Offensivspiel, Defensivspiel und im Teamplay. Bei letzterem fließen nicht nur gute Pässe und das rechtzeitige ablösen Lassen durch einen Gang zur Bank ein, sondern es gibt beispielsweise auch dann Abzüge, wenn eure Aktionen dem Gegnerteam ein Powerplay einbringen. Etwa dann, wenn ihr eure Gegner unschön regelmäßig mit dem Stock traktiert. Mein Charakter hatte hier einen etwas schweren Start und wäre in der Realität wohl eher ins Gefängnis gekommen, als in ein NHL Team. Da werden erste Schwächen im Simulationsgrad sichtbar.

Einen Online-Ableger des Modus gibt es auch. Hier levelt ihr allerdings für absolvierte Partien und nicht basierend auf Fähigkeiten. Dies ist schade und nimmt dem Modus eigentlich den Sinn.


Kleinere Schwächen in der Simulation

Zum Thema Simulation sollte auch die verbesserte Kollisionsabfrage für realistische Stürze und mehr erwähnt werden. Diese wurde vom Entwickler zwar angepriesen, lässt sich aber kaum erkennen, vergleicht man NHL 19 mit dem Vorgänger. Und die Prügeleien der Spieler auf dem Eis lassen sich zwar steuern, von Anspruch oder gefühlter Realitätsnähe ist hier jedoch wenig zu erkennen. So ganz will der versprochene Fortschritt hier also nicht auffallen.

 

So ganz will der versprochene Fortschritt hier also nicht auffallen.

 

Auch wenn NHL 19 insgesamt ein großartiges Sportspiel ist, gilt dies übrigens auch ganz allgemein. Der Fortschritt zum Vorgänger ist insgesamt recht gering. Ein triftiger Grund, abseits von dem, dass jetzt die meisten Spieler auf den neueren Serienableger ausweichen werden, weshalb man in ein Upgrade von NHL 18 auf NHL 19 bezahlen sollte findet sich nicht so recht. Den größten Gefallen werden wohl Serienneulinge finden oder solche, die schon den Vorgänger übersprungen haben. Ein echter Story Modus wie The Journey in FIFA hätte da gut getan und mehr frischen Wind gebracht.

NHL 19
Torjuibel inmitten einer stimmigen Stadionatmosphäre ist der schönste Jubel. Noch schöner wäre er innerhalb einer echten Kampagne.

Ultimate Team oder Ultimate Microtransactions?

Neu ist es nicht, dass Electronic Arts mit seinen Ultimate Team Modi mehr Umsätze generiert, als mit den Sportspielen als solches. Bei NHL 19 wird einmal mehr klar weshalb. Selbstverständlich baut Hockey Ultimate Team als eines der Standfüße, wenn nicht der Standfuß überhaupt, im Online Spiel auf das Sammeln von Spielern und Verbessern der eigenen Mannschaft auf. Freilich geht dies durch langes Spielen und kluge Handel auf dem Transfermarkt. Doch wer recht schnell und mühelos an die besten Spieler will, wird um Echtgeldeinsätze nicht herumkommen.

Und EA tut hier alles dafür, den Spieler zu locken. Beispielsweise wird einem direkt im Anschluss ans HUT-Tutorial das Team mit zwei legendären Leihspielern verbessert, die man dann für 10 Spiele im Einsatz hat. Danach wird man die schon missen und investieren. Hierbei können bis zu 20 Euro in ein Spielerpack fließen. Ein Ausnahmespieler ist nicht mal garantiert. Im Gegenteil: Es befindet sich recht viel Füllstoff, den eigentlich keiner will, in den Packs.

Eine zusätzliche Optimierung der Einnahmen findet im Übrigen auch in NHL Threes statt. Hier können Lootboxen, hier dargestellt durch Sporttaschen, mit rein kosmetischen Items erstanden werden. Die sind zwar ohne Vorteil, machen für regelmäßige Spieler aber sicherlich mit ihren grellen Farben einen ähnlich wichtigen Anteil aus wie Fortnite Skins für die dortige Community. Immerhin kann in Threes neben bunten Batik Shirts beispielsweise auch als Maskottchen aufgelaufen werden. Mit Sicherheit ist dafür gesorgt, dass nur die wenigsten dauerhaften Spieler lediglich den Kaufpreis für NHL 19 bezahlen.


Mit dem Skill Stick zum Puck

NHL 19 bietet also unter dem Strich unglaublich viele Modi und variantenreiches Spiel. Allerdings haben sie alle eines gemein: Die Steuerung. Neben einer sehr klassischen NHL 97 Zweitastensteuerung steht vor allem die Skill-Stick-Steuerung im Fokus der Eingabemöglichkeiten. Eine Art Hybrid, dann wahlweise mit Tasten oder mit Skill-Stick zu steuern, gibt es auch. Allerdings ist die volle Tiefe der Eingabemöglichkeiten nur mit Skill Stick zu erreichen. NHL 18 Spielern wird diese bekannt sein. Neulingen allerdings wird einiges abverlangt. Dennoch ist sie alternativlos, will man auf lange Sicht eine Chance haben. Hierbei steuert man mit dem linken Analogstick seinen Spieler, mit dem rechten, teils mit Hilfe zusätzlicher Tasten, nur den Schläger und den Puck.

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Wie anspruchsvoll die Steuerung werden kann zeigt der Clip oben aus einem der fortgeschrittenen Tutorials.

Leicht ist noch ein einfacher Schuss. Hierbei wird der rechte Stick nach vorne gedrückt. Einen etwas mächtigeren, aber wesentlich langsameren, Schlagschuss bekommt man hin indem man zunächst nach hinten ausholt. Was hier einfach klingt wird aber schnell komplizierter. Da lassen sich Gegenspieler umgehen und allerhand tolle Dinge anstellen. Spätestens online, im Grunde aber auch offline, ist diese Eingabemethode auf lange Sicht alternativlos. Neueinsteiger werden es hier nicht leicht haben.


Eishockey ganz ohne Frost – Grafik und Präsentation von NHL 19

Während mittlerweile nahezu jedes EA Spiel auf Frostbite setzt, muss ausgerechnet das Eishockey Franchise dieses Jahr noch auf die Engine verzichten. Dabei hätte es doch so schön gepasst, mit dem Frost und dem Eis. Und dass die Engine kalte Elemente besonders gut darstellen kann, hat sie mehrfach bewiesen. Beispielsweise in Star Wars: Battlefront. Schade.

Etwas eingestaubt sieht die Grafik Engine bei ganz genauem Hinsehen dementsprechend aus. Allerdings ist dafür ohnehin kaum Zeit. Und insgesamt ist die Optik toll. Zu einer glaubhaften Präsentation im Stil des US Sportsenders NSNBC gesellen sich sympatisch verrückte Eishockey Fans auf den Rängen und manches Detail, wie beispielsweise Maskottchen, die ausrasten und an den Plexiglasbanden rütteln oder in den Zuschauerrängen tanzen. Das Auge fühlt sich insgesamt stimmig in einer echten US Übertragung gefangen. Hin und wieder werden einem in der Karriere sogar Videosequenzen der Originalkommentatoren angezeigt.  Gleich zum Start ins Spiel holt einen eine echte Trainerlegende im Video ab.

NHL 19
Gerade in solchen Einstellungen wird deutlich dass NHL 19 nicht auf Frostbite setzt

Der Sound rockt und rockt nicht

Selbes gilt für den Sound. Die Stadionatmosphäre, im Eishockey nochmals wichtiger als in anderen Sportarten, wird glaubhaft transportiert. Einlaufmusik und Tormusik der Mannschaften sind absolut stimmig und wirken, als wäre man bei einem echten Eishockeyspiel im Stadion. Dies gilt leider nicht für den Kommentar. Gefühlt jedes zweite Mal wenn der Gegenspieler mit dem Stock von den Beinen geholt wurde verkündet dieser beispielsweise im immer gleichen Wortlaut der Spieler habe versucht den Puck zu erreichen und es sei ein Unglück passiert. Dies fällt schon beim ersten Spiel auf, sofern einem Anfänger hier einige „Unglücke“ passieren. Auch die musikalische Untermalung im Hauptmenü fällt leider teilweise aus dem Rahmen. Mancher Track gehört eher in eine gefühlvolle Filmszene als in den insgesamt harten Sport. Das ist nicht dramatisch, stört aber leider das insgesamt stimmige Gesamtbild.


Multiplayer mit Schwächen

Der Multiplayer läuft vorbildlich, so lange man ihn mit Freunden spielt. Kollege Lars und seine unsäglichen Penguins ließen sich zwar leider nur sehr schwer schlagen, das Spiel verlief aber stets ohne Abbruch oder merkliche Schwächen.

Anders sah es leider aus, als ich den Online Wettkampf gegen zufällige Spieler suchte. Hier waren die Wartezeiten teils recht lang und die Verbindung hatte merkliche Schwierigkeiten. Allerdings wurde auch die Verbindungsqualität zum Gegner als nicht optimal gewertet. Das ist schade, weil es meist so war. Hier dürfte aber auch die Tatsache mitschuld sein, dass Eishockey hierzulande weitaus weniger Populär ist als beispielsweise in Nordamerika und schlicht die Spieleranzahl mit guter Verbindung womöglich nicht optimal ist. Dennoch sollte man hier mindestens versuchen bei NHL 19 nachzubessern und Spieler in unseren Breitengraden sollten vor dem Kauf bescheid wissen online womöglich auf Freunde angewiesen zu sein.


Fazit

AwardInsgesamt ist NHL 19 ein mehr als gelungenes Spiel. Im Grunde kommen Eishockeyfans hier voll auf ihre Kosten. Leider fehlt aber etwas das große Argument nach nur einem Jahr ein neues Vollpreisspiel zu bezahlen. Hier hätte mehr echter Fortschritt Not getan. Verbesserungen gibt es nur im sehr kleinen Maßstab oder dort, wo die Zielgruppe von NHL 19 eigentlich ohnehin nicht liegt. Nämlich im Arcade Modus.

Der wurde merklich weiterentwickelt, aber eben nicht weit genug um reine Fun-Gamer zum Kauf nur deshalb zu motivieren. Wer in den letzten Jahren kein Eishockeyspiel hatte, sollte auf jeden Fall zugreifen. Ihr werdet hier euer bislang bestes Eishockeyspiel finden. Regelmäßige Serienfreunde werden an einer Neuanschaffung realistisch betrachtet ohnehin nicht vorbeikommen, finden aber auch nicht die Masse an Neuerungen vor, die eigentlich wünschenswert wären.

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