Mit Fallout 76 geht Bethesda neue Wege. Ein Fallout mit Online-Anbindung und anderen Spielern in der Welt. Dies schürt Hoffnungen und Ängste gleichermaßen unter Gamern. Kann ein Fallout mit Shared Open World überhaupt funktionieren? Im Zuge der geschlossenen Beta haben wir uns das Game für euch angesehen und unsere erste Einschätzung wollen wir euch nicht vorenthalten.
Fallout 76 – Willkommen in Vault 76
Fallout 76 empfängt jeden, der Fallout 4 gespielt hat, mit relativ bekannter Rezeptur. Ihr startet nach kurzem Intro in Vault 76 und feiert den Rückeroberungstag. Okay, ganz richtig ist dies nicht. Ihr scheint gefeiert zu haben. Ihr seht überall im Vault die Reste der Party, welche im Vault gestiegen ist und dummerweise seid ihr nicht gerade Frühaufsteher. So informieren euch die altbekannten Service Bots aus Fallout darüber, dass die meisten anderen Partygäste bereits weg sind, um die Rückeroberung eures Landes zu vollziehen. Das atomar verseuchte Amerika ist natürlich gemeint. Genau genommen handelt es sich dabei um die Appalachen, in welchen Vault 76 errichtet wurde. Ganz neu ist dies nicht. Die Nähe zu Washington der ersten Vault überhaupt, welche geöffnet wurde, hatte man bereits in Vorgängerteilen oft angedeutet. Auch die Tatsache, dass es den Bewohnern nicht immer gut erging.
Das Gameplay unterscheidet sich in seinen Grundfesten zunächst nur marginal von Fallout 4. Lootmechaniken, Bedrohungen und die Präsentation der großen und vieler kleinen Storys greifen auf altbekannte Rezepte zurück. In Terminals, Notizen und dergleichen wird die Welt mit Schicksalen gefüllt. Aus allerlei Schrott und Dingen, die ihr einsammeln könnt, werden lebensnotwendige Hilfsmittel und Waffen gecraftet.
Eueren altbekannten SPECIAL Fähigkeiten-Baum erweitert ihr über Booster Karten. Diese bekommt ihr für Levelaufstiege oder findet sie auch mal einfach. Jede der Karten bietet ein bestimmtes Perk. Beispielsweise höhere Krankheitsresistenz.
Die Grafik, der Sound und die Open World
Auch grafisch werden sich Fallout 4 Spieler schnell zuhause fühlen. Es wurde die altbekannte Fallout Engine aufgebohrt und weiterverwendet. Insgesamt fällt schon auf, dass diese etwas in die Jahre gekommen ist. Dennoch sieht Fallout 76 insgesamt gut aus. Was die ältere Engine vielleicht nicht mehr ganz hin bekommt richtet die Detailverliebtheit der Entwickler. So habt ihr beispielsweise die Möglichkeit ein Dorf zu entdecken, welches ursprünglich von Schweizer Siedlern gegründet wurde. Inklusive Rezept für „Fastnachtsküchli“ und der korrekten Erklärung was diese sind.
Zum Sound gibt es nicht arg viel zu berichten. Wer Fallout 4 gespielt hat, der wird keine großen Unterschiede in der Präsentation von Fallout 76 finden und dieser Umstand ist in diesem Fall durchaus positiv zu werten. Die Klänge, der Rundfunk und einfach alles sind eben im Fallout Stil, also auf dem Stand vor der atomaren Katastrophe, gehalten. Die Klänge transportieren dieses Gefühl von Retro-Zukunft gewohnt perfekt. Schön sind hier wieder Details wie verstrahlte NPCs, die man nicht selten verrückt vor sich hin murmeln hört.
In dieser Open World gibt es natürlich auch allerhand Bedrohungen. Mutierte Menschen und Tiere, wie Fallout Spieler sie eben kennen. Hier, und teils auch bei anderen NPCs, wurden in der Beta allerdings noch KI-Schwächen deutlich. Die Bedrohungen bleiben teils einfach stehen. Selbst dann noch, wenn ihr diese beschießt. Dies kann sich aber natürlich bis zum Release noch ändern.
Die Performance insgesamt war, abgesehen von den erwähnten Kinderkrankheiten, auf der Xbox One X im Übrigen sehr gut. Alte Schwächen von Anspielevents für die Presse sind scheinbar komplett ausgemerzt.
Ein Multiplayer Fallout – Kann Fallout 76 funktionieren?
Eine der ganz großen Sorgen der Fans der Reihe war im Vorfeld die Multiplayer-Komponente. Fallout lebt traditionell von der Einsamkeit in einer bedrohlichen, zerstörten Welt. Die Entwickler versprachen diesen Aspekt nicht zu kurz kommen zu lassen und keinen postatomaren Jahrmarkt aus der Open World zu machen. Dies stimmt insofern, dass im Verlauf der Beta tatsächlich einige längere Strecken Einsamkeit und Fallout Feeling durchbrachen. Allerdings war dies, als eine Nebenquest verfolgt wurde.
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Mehr InformationenIm Verlauf der Hauptquestreihe war das Erlebnis ein deutlich anderes. Kaum in Vault 76 gestartet kam ein postatomarer Witzbold ums Eck, der Spaß daran hatte auf mich einzuprügeln. Schaden anrichten konnte er freilich nicht, aber nerven. Auch im späteren Verlauf als ich mir das Schicksal einer Person auf Band anhören wollte wurde die Atmosphäre deutlich gestört. Dieses Mal brüllten irgendwo in der näheren Umgebung zwei vermutliche osteuropäische neunjährige in ihre Headsets. Auch weniger offenkundige Störungen der Atmosphäre hatte die Fallout 76 Beta zu bieten. So war in der Umgebung des ersten größeren Quest-Ziels, wo die Story als solche eigentlich nur ganz viele Verstorbene und Einsamkeit suggeriert, ständig im Hintergrund Dauerfeuer zu hören. Statt dem Gefühl von postatomarer Einöde kam hier mehr ein Gefühl des noch laufenden dritten Weltkriegs auf.
Für Solisten, die das alte Fallout-Gefühl lieben, wird es unserer Einschätzung nach daher äußerst wertvoll sein, sich gerade kurz nach Release recht schnell auf Nebenquests zu stürzen, da die Pfade der Hauptquests zumindest zu Beginn des Spiels in der Gefahr sind eben doch zum Jahrmarkt zu werden. Die ersten zwei Spielstunden muss man damit dann eben leben, danach kehrt das Fallout Gefühl unserer Einschätzung nach wesentlich deutlicher zurück, da sich Spielfortschritte und Spielweisen einzelner Spieler immer weiter voneinander entfernen werden.
Der Fallout 76 Multiplayer ist dennoch eine Chance
Eine große Chance sehen wir insgesamt in der Multiplayer Komponente dennoch. Als Service Game bieten sich etliche Möglichkeiten für Raids und dergleichen. Gerade die Thematik um die atomar zerstörte Welt lässt hier der Phantasie praktisch freien Lauf. Und wie uns bereits ein Fallout 3 Addon lehrte wurden Bauarbeiter von Vault 76 sogar von Aliens entführt, was das Spektrum möglicher Themen im Fallout-Kanon noch erweitert. Die bereits getesteten Team-Events waren jedoch eher einfache Suchmissionen mit ein wenig Gegneraufkommen.
Die Angst das Spiel könne mit Multiplayer zum postatomaren Wilden Westen verkommen, wo jeder jeden über den Haufen schießt, nahmen uns die Entwickler bereits früh in Interviews. In der Beta zeigte sich, dass dies ganz gut funktioniert. Statt befürchteter ständiger Übergriffe liefen wir an Mitspielern eher, zu Beginn mit deutlichem Misstrauen, vorbei. Allerdings, und auch hier war im Vorfeld versprochen dies würde nicht geschehen, war doch recht häufig alles in den ersten Gebieten leer gelootet. Die Objekt-Spawnraten im Gebiet der ersten Hauptquests können bis zum Release aber natürlich auch noch nach oben korrigiert werden.
Prognose
Fallout 76 hat noch einige kleinere Baustellen im Feintuning, aber eben auch noch Zeit, um diese zu beheben. Genau für diese Fehlersuche und anschließende Behebung sind Betas ja klassischer Weise da. Bethesda gehört zu jenen Entwicklern, die sich hier etwas Vertrauen durchaus verdient haben. Zum Release wird dies vermutlich größtenteils nachgebessert worden sein.
Wir gehen zum jetzigen Standpunkt davon aus, dass Fallout 76 eine wunderbare Shared-World Erfahrung bieten wird. Lediglich die ganz harten Verfechter des Solo-Gameplays werden wohl zu Beginn etwas auf die Probe gestellt. Wie weit sich die Spieler im weiteren Spielverlauf tatsächlich voneinander entfernen und wie selten die Begegnungen mit anderen Spielern ausfallen werden, kann man letztendlich erst nach Release abschließend sagen. Der erste Eindruck lässt hoffen, dass Begegnungen im weiteren Spielverlauf noch seltener und dann auch erfreulicher werden. In Bereich der Präsentation zeigte sich Fallout 76 bereits in der Beta von einer guten Seite. Hier wäre vor allem die hohe Detailverliebtheit der Entwickler empor zu heben.
Das Konzept vom Online-Fallout könnte insgesamt tatsächlich sehr gut aufgehen, wenngleich die Beta für eine abschließende Einschätzung noch etwas zu kurz war. Sollte dies wirklich funktionieren könnte der nächste GZG-Award Träger bald feststehen.
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