Mit Bravely Default 2 bekommt die Nintendo Switch ein weiteres klassisches JRPG aus dem Hause Square Enix spendiert, welches sich an den Hochzeiten des Genres Mitte der 1990er-Jahre orientiert. Kein Wunder also, dass der Titel ein kleines bisschen wie eine Liebes-Hommage an die früheren Final Fantasy-Titel erinnert. Bereits auf dem Nintendo 3DS sind zwei Spiele der Reihe erschienen, die nun auf der Hybridkonsole ihre Fortsetzung findet. Ob sich der Sprung auf die HD-Konsole neben den optischen Unterschieden auch spielerisch bemerkbar macht, haben wir für euch herausgefunden.
Auf ins Abenteuer
In Bravely Default 2 wachen wir nach einem Schiffsbruch an einem Strandabschnitt in einem für uns unbekannten Königreich in der Haut von Seth auf. Natürlich könnt ihr dem Protagonisten auch einen alternativen Namen verpassen und so ins Abenteuer starten. Glücklicherweise wird der Schiffsbrüchige alsbald von der ehemaligen Prinzessin des Königreiches, Gloria von Musa gefunden, die ihn unter ihre Fittiche nimmt und zur Regeneration in ein Gasthaus bringt.
Schnell wird allerdings klar, dass Seth für Prinzessin Gloria von großer Bedeutung sein wird, denn ein großes Unheil droht. Die Natur spielt verrückt, gewaltige Stürme toben über das Land, die Temperaturen steigen an und Orte werden von Wassermassen überschwemmt. Die Heilsbringer im Kampf gegen die Naturgewalten scheinen vier magische Kristalle sein, die es im nun folgenden Abenteuer aufzuspüren gilt. Das dies kein Spaziergang wird ist selbsterklärend und es erwarten euch natürlich auch einige zwielichtige Widersacher, die ebenfalls ihre ganz eigenen Machenschaften verfolgen. Begleitet werdet ihr auf eurem Abenteuer zudem von dem Gelehrten Elvis und seiner angeheuerten Söldnerin Adele. Gemeinsam bereisen wir zahlreiche Königreiche, die aufgrund der Macht der Kristalle aus den Fugen geraten sind und schnell wird klar, dass die Edelsteine in den Händen von falschen Mächten zu einer großen Gefahr werden.
Weitere Gefahren stellen natürlich die unzähligen Monster dar, die auf der freibegehbaren Übersichtskarte auf euch lauern. Zufallskämpfe gibt es in Bravely Default 2 nicht und ihr könnt mit etwas Geschick den einzelnen Auseinandersetzungen auch aus dem Weg gehen. Wirklich empfehlenswert ist diese Taktik allerdings nicht, da der Schwierigkeitsgrad in Bravely Default 2 kräftig ansteigt und ihr immer wieder auf teils sehr starke Gegner trefft.
Mit Mut zum Erfolg
Kommt ihr mit Monstern oder Gegnern in Berührung schaltet das Spiel in den Kampfbildschirm um. Bravely Default 2 setzt auf ein rundenbasiertes Kampfsystem, welches durchaus an die älteren Final Fantasy-Spiele erinnert, dabei aber trotz dessen einige Eigen- und Besonderheiten bietet. Auf den ersten Blick sind die Kämpfe sehr klassisch ausgestaltet. Ihr greift reihum mit euren Helden und deren ausgestatteten Waffen an, könnt Magie- und Spezialangriffe entfesseln oder aber auf das namensgebende „Brave and Default„-System zurückgreifen. Entscheidet ihr euch beispielsweise für „Default“ verteidigt sich der jeweilige Charakter in dieser Runde, kann dafür aber seinen Angriffspunkt sparen, um diesen in der nächsten Runde taktisch einzusetzen.
Mit dem Brave-Befehl könnt ihr euch wiederum bis zu drei Aktionspunkte borgen und so eine Angriffskette ausführen, die dem Gegner kräftig zusetzen kann. Der Nachteil: Für jeden geborgten Zug, müsst ihr im Nachhinein für eine Runde aussetzen, was zu einem großen Risiko werden kann. Das Konzept macht auch noch heute eine Menge Spaß und sorgt für frischen Wind, auch wenn es im nun mittlerweile dritten Anlauf nicht mehr ganz so innovativ wie noch auf dem Nintendo 3DS wirkt.
Eine weitere wichtige Komponente stellen genretypisch die einzelnen Klassen beziehungsweise Berufe eurer Gruppenmitglieder dar. Jede Berufsgruppe bietet spezielle Boni und Spezialisierungen, Angriffsmuster und vieles mehr. Dadurch solltet ihr auch immer auf ein ausgewogenes Gesamtbild achten, sodass sich alle eure Gruppenmitglieder mehr oder minder ergänzen, um so auch in den herausfordernden Kämpfen bestehen zu können. Die Klassen der einzelnen Gruppenmitglieder können außerhalb der Kämpfe jederzeit gewechselt werden. Durch gesammelte Erfahrungspunkte lassen sich dabei immer neue Aktiv- und Passivfertigkeiten für die Charaktere freischalten, wodurch das Grinding immer wieder vorangetrieben wird und aufgrund des Schwierigkeitsgrades auch unabdingbar ist.
Insgesamt wirken die Kämpfe durch das Brave & Default-System sehr dynamisch, da die Spieler*innen einen sehr großen Einfluss auf die Ausgestaltung der Kämpfe haben und so eine große taktische Bandbreite möglich ist. Geht man das Risiko ein Energie zu sammeln, um so mit geballter Kraft anzugreifen oder haut man direkt auf den Widersacher ein? Gerade in den Auseinandersetzungen mit den größeren Bossen entscheidet euer Mut oder eure Zurückhaltung schnell über Erfolg oder Niederlage, wodurch der große Reiz des Spiels ausgemacht wird.
Abwechslungsreiche Königreiche
In Bravely Default 2 verfolgen wir eine weitreichend vorhersehbare Geschichte, die aber dennoch mit viel Liebe zum Detail aufbereitet wird. Ein Großteil der Dialoge ist mit einer englischen Sprachausgabe vertont und auch wenn gerade zu Beginn etwas Leerlauf beim Storytelling herrscht, motiviert das Abenteuer dennoch zum Weiterspielen. Das liegt neben dem Kampfsystem auch an den durchaus abwechslungsreichen Schauplätzen, die wir im Zuge des Abenteuers besuchen.
Zwar wirken die Umgebungen außerhalb der Städte etwas trist und bieten kaum Spielraum für Erkundungen. Eine Schatzkiste hier, der Zugang zu einem Dungeon dort und ein bisschen hohes Gras zum Niedermähen sind meist die einzigen Interaktionsmöglichkeiten neben den Kämpfen auf der Oberwelt. Natürlich erwarten euch neben der Hauptquest auch zahlreiche Nebenaufgaben, die ihr von NPC’s erhaltet. Diese reichen von Suchaufgaben bis hin zu Kämpfen und Botengängen. Mit dabei ist auch ein cooles Sammelkartenspiel, welches die eine oder andere Spielstunde fressen kann und eine der umfangreichsten Nebenaufgaben im Spiel darstellt.
Technisch liefert Bravely Default 2 auf der Nintendo Switch einen soliden Job ab. Auffällig ist vor allem das Kantenflimmern und die teils sehr leeren Oberwelten. Viel Liebe zum Detail versprühen hingegen die Städte im Spiel, die sehr schön ausgearbeitet sind und tolle Tiefen- sowie Spiegeleffekte bieten. Die Optik erstrahlt in einem leicht comicartigen Look, der in Verbindung mit den puppenhaften Charakteren teilweise sogar etwas kindlich wirkt, was sicherlich nicht jedermanns Geschmack treffen wird. Dennoch machen gerade die Charaktere und Monster auch noch einmal einen ganz gewissen Charme aus und können sich dank ihrer variantenreichen Kostüme sehen lassen.
Akustisch gibt es nichts zu meckern. Der Soundtrack passt wie die Faust aufs Auge und ihr habt die Wahl zwischen einer englischen oder wahlweise japanischen Sprachausgabe.