Image default
Tests Xbox Series

The Falconeer im Test

Mit The Falconeer wagt sich ein Ein-Mann-Projekt als Starttitel auf die neuen Konsolen Xbox Series S und X. Der Titel aus der Feder von Tomas Sala setzt auf eine spannende wie auch wunderschöne Optik und versucht das Open-World-Gameplay mit dem von scheinbar längst in Vergessenheit geratener Arcade-Flug-Shooter, wie zum Beispiel das sehr beliebte Crimson Skies: High Road to Revenge zu kombinieren. Inwieweit The Falconeer das doch schon mal sehr vielversprechend klingende Portfolio auch in die Tat umsetzen kann, klären wir in unserem nachstehenden Test.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen


Eine überflutete Welt mit vielen Machtkämpfen

Die kriegerischen und politischen Machtspiele über der großen Ursee, so heißt der Haupt-Schauplatz von The Falconeer, geht langsam in die heiße Phase. Während sich die einzelnen Parteien der Oberschicht über den Wolken mit Luftschiffen gegeneinander behaupten um den Platzhirsch zu ermitteln, ringen die „Normalos“ zwischen den zerberstenden Fluten der Ursee um ihr Überleben und müssen sich obendrein noch mit einer Vielzahl von machthungrigen Freibeutern, Piraten oder anderen Kriminellen herumschlagen, die ebenfalls in das kranke Spiel der Reichen und Mächtigen verwickelt sind.

In der Rolle eines unbekannten Falkenreiters, welchen wir optisch etwas anpassen können, wählen wir eine Klasse samt Hintergrundgeschichte und schwingen uns auf dem Rücken eines Falken in die stürmischen Höhen der Ursee. Je nach dem für welche Hintergrundgeschichte wir uns bei der „Charaktererstellung“ entscheiden, hat dies Einfluss auf unseren Ruf bei den einzelnen Fraktionen. Diese lernen wir im Laufe der Handlung kennen und können den Verlauf sogar durch das jeweilige Absolvieren von Missionen mitbestimmen. Das sorgt natürlich für einen gewissen Widerspielwert. Immerhin ist es so möglich, die einzelnen Perspektiven der machtbesessenen Kriegsparteien mehr oder weniger besser zu verstehen.

The Falconeer
Dank großzügigem Autoaim ist ein Verfehlen fast nicht möglich.

Problematisch ist allerdings der Aufbau der Kampagne. Habt ihr beispielsweise ein Kapitel abgeschlossen und fangt gerade so an eine minimalistische Bindung zu eurem Charakter aufzubauen, müsst ihr euch für den nächsten Abschnitt auch schon wieder eine neue Figur samt geflügelten Begleiter erstellen. Das wirkt gerade zu Beginn recht wirr und man findet erst nach einer langatmigen Durststrecke wirklich in die Handlung.

Zudem ist es eher ernüchternd, wenn ihr gerade genügend Kohle für neue Ausrüstung zusammengespart habt, nur damit ihr dann am Ende eines Kapitels seid und anschließend auf einem neuen Vogel Platz nehmen müsst. 


Abwechslungsreiches Missionsdesign… zumindest oberflächlich

Ohnehin, wenn wir schon mal mit dem Schotter im Portemonnaie anfangen, ist das Belohnungssystem bei The Falconeer ein wenig seltsam geregelt. Ihr könnt euch beispielsweise in verschiedenen Nebenquests förmlich den Allerwertesten aufreißen, um ein paar Groschen zu verdienen, mehr erhaltet ihr jedoch nicht selten eher dadurch indem ihr im Wasser herumtreibenden Schatztruhen aufsammelt. Auch in Sachen Schwierigkeitsgrad fühlt es sich so an, als wenn dem Spiel ein wenig Feintuning fehlt. Manchmal holt ihr gegnerische Widersacher im Handumdrehen vom Himmel, während ihr euch an anderer Stelle ordentlich den Schnabel zerbeißt oder euch eine anstehende Übermacht ganz schön ins Schwitzen bringt.

Die Missionen in der rund zehnstündigen Kampagne erscheinen dabei auf den ersten Blick recht abwechslungsreich, verlaufen dann wiederum aber immer nach demselben Muster ab. Mal müsst ihr zum Beispiel eine unterirdische Höhle erkunden oder überfallt feindliche Festungen. In einem anderen Auftrag gilt es dann einen Taucher zu eskortieren oder Bomben aus dem Wasser zu heben und sie auf feindliche Schiffe zu schleudern. Am Ende gipfeln solche Quests dann aber eigentlich immer in einem Dogfight gegen andere Rächer am Himmel.

The Falconeer
Während eures Fluges entdeckt ihr immer wieder kleinere Inseln und Festungen.

Ansonsten fliegt ihr in der recht überschaubaren Open World relativ frei herum und könnt die Ursee erkunden. Dabei warten verschiedene Sehenswürdigkeiten oder Schreine darauf, von euch entdeckt zu werden. Diese sorgen bei eurer Entdeckung dafür, dass ihr zum Zugriff auf nützliche Extras erhaltet und gewähren neue Einblicke auf das Ausmaß der hereingebrochenen Flut.


Packende Dogfights mit Ecken und Kanten

Die Dogfights an sich machen insgesamt eine ganze Menge Spaß. Per Knopfdruck könnt ihr einen Widersacher anvisieren und mit der Kamera fixieren, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Ansonsten haltet ihr natürlich mit eurer Wumme drauf bis sich die Balken biegen oder ihr euer Pulver verschossen habt. Folglich müsst ihr eine Gewitterwolke anfliegen, die eure Munition wieder auflädt. Wie man es von modernen Ablegern des Genres kennt, zeigt ein kleiner Kreis vor dem gegnerischen Flattermann die Stelle an, welche man mit automatischen Einberechnung des Vorhaltens anvisieren sollte. Meistens könnt ihr euch dabei auf den Aim-Assist verlassen, der dafür sorgt, dass ihr nur selten das Ziel verfehlt.

Um möglichst schnell von A nach B zu kommen oder inmitten einer hitzigen Schlacht voranzuschreiten, dürft ihr zudem auf einen Boost zurückgreifen. Hierfür leert sich ein blauer Balken unterhalb des Bildschirms. Dieser lädt sich entweder von alleine wieder auf, schneller geht es aber, wenn ihr durch kleine Luftströme oberhalb der Wasseroberflächen flattert. Zusätzlich lässt sich feindlicher Beschuss mit dem Gebrauch von Fassrollen entgehen oder ihr stürzt mit einem Sturzflug ins Wasser, um dort eine Schatztruhe bzw. Mine zu bergen.

The Falconeer
Der texturarme Grafikstil ist gewollt und kann sich absolut sehen lassen.

Leider wirkt die Steuerung alles andere als zugänglich, weswegen man auf jeden Fall eine kurze Gewöhnungszeit braucht, bis die wenigen vorhandenen Manöver in Fleisch und Blut übergehen. Außerdem fehlt es den Gefechten trotz Autoaim und Zielverfolgung irgendwie an Übersicht. Grund dafür ist unter anderem, dass das Wechseln der Ziele recht schwerfällig und nicht immer ganz sauber von der Hand geht. Eine wirkliche Abwechslung gibt es bei der Gegnervielfalt übrigens auch nicht. Meistens kämpft ihr gegen Luftschiffe, Drachen, Boote oder feindliche Vogel-Reiter. Größere Gegner, wie ein energiegeladener fliegender Zitteraal sind da eher die Ausnahme.


I want to fly… Fly right into the future~

Optisch bietet The Falconeer eine wunderschöne Kulisse, welche von einem je nach Situation passenden Soundtrack begleitet wird und mit wenigen Texturen auskommt. Obgleich die Welt bei längeren von A nach B-Flügen etwas karg wirkt, sorgen die wilden Strömungen, die pfeifenden Windböen und die wechselnde Witterung immer wieder für ein hübsches Gesamtbild.

Besonders herausragende Gebiete könnt ihr außerdem in dem mitgelieferten Foto-Modus für die Ewigkeit festhalten. Ansonsten läuft der Titel auf der Xbox Series X butterweich und kann wahlweise in 4K/60 Bilder pro Sekunde oder 1800p/120 Bilder pro Sekunde gespielt werden.

The Falconeer
Inmitten des Machtkampfes der Parteien nehmt ihr es immer wieder mit unterschiedlchen Feinden auf.

Fazit:

The Falconeer besticht durch wunderschöne Naturgewalten und einem einzigartigen Grafikstil. Dadurch profitiert der Titel sehr gut von der Power der Next Gen-Konsole, sodass ein Spiel in 4K und flüssigen 60 FPS oder in 1800p mit 120 FPS je nach entsprechender Hardware möglich sind. Zwar ist die erste Auseinandersetzung mit den steuerbaren langsamen Vögeln etwas gewöhnungsbedürftig und bedarf ein paar Spielstunden, bis man die Steuerung verinnerlicht hat, ab dann lassen sich aber aus der Kombination aus Sturzflug und Fassrollen enge Manöver fliegen, während man seine Widersacher durch enge Felsschluchten aushebelt. Wenn man dann betrachtet, dass das Arcade-Flight-Game ein Ein-Mann-Projekt ist, ist das schon fast beeindruckt.

Auf der anderen Seite hat das Spiel aber auch seine Schwächen, welche genau darauf schließen lassen. Die Story ist recht dünn und hinterlässt durch den ständigen Charakterwechsel nach jedem Kapitel einen faden Beigeschmack. Des Weiteren ist der Schwierigkeitsgrad unausgewogen und die erhaltenen Belohnungen nicht immer nachvollziehbar. Außerdem ist die Zielerfassung recht schwammig, weswegen man oft nicht den richtigen Gegner vor die Flinte bekommt.

Empfehlen lässt sich The Falconeer, wenn ihr verzweifelt nach einem Spiel dieses Genres sucht und ihr über die teils unausgereiften Mechaniken hinwegsehen könnt. Andernfalls verschenkt der Titel für unseren Geschmack aber leider etwas zu viel Potenzial.

 

 

 

 

Related posts

Tony Hawks Pro Skater 1+2 im Test

Lars Schulze

The Crew 2 im Test

Philipp Briel

Smoke and Sacrifice im Test

Michael Höfler