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PS4 Switch Tests Xbox One

Sniper Elite V2 Remastered für Nintendo Switch im Test

Die Videospielserie Sniper Elite besteht mittlerweile aus vier Spielen der Hauptreihe und drei Spin-offs. Sniper Elite V2 erschien erstmals 2012 für PC, Xbox 360 und PS3. Ein Jahr später folgte eine Version für die WiiU.

Die britischen Entwickler von Rebellion haben nun Sniper Elite V2 visuell überarbeitet und um neue Features ergänzt. Wir haben die Nintendo Switch Fassung genau unter die Lupe genommen und verraten euch im Test, ob sich ein erneuter Ausflug ins Berlin des Jahres 1945 lohnt.

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Zwischen zwei Fronten

Ich schleiche mich alleine durch das obere Stockwerk einer Häuserruine, denn ich versuche die Straße zu meiden. Dort tobt nämlich ein erbitterter Kampf zwischen russischen und deutschen Streitkräften. Im Raum hinter mir liegt die Leiche eines feindlichen Scharfschützen, der mir im Weg war. Besser er als ich! Zum Glück hat mich hier drinnen sonst niemand bemerkt. Ich wage einen Blick durch das gesprungene Fenster.

Ein Panzer blockiert weiter vorne eine Brücke und gibt den russischen Soldaten Deckung. Auf der anderen Seite befindet sich eine Stellung von Wehrmachtssoldaten, die hinter Geröll, Schutt und Sandsäcken kauern. Ich höre Gewehrschüsse, Schreie von verwundeten Soldaten und das ohrenbetäubende Donnern von abgeworfenen Bomben. Wenn ich mich konzentriere, meine ich auch das laute Schluchzen einer Frau zu hören. Bin ich in dem Gebäude etwa doch nicht alleine? Ich habe aber keine Zeit, mir darüber Gedanken zu machen. Ich muss meinen Auftrag erfüllen…

Sniper Elite
Heimliches Vorgehen steht an erster Stelle.


Anfänge des Kalten Krieges?

Sniper Elite erfindet zwar in Sachen Story und Setting das Rad nicht neu, erzählt aber dennoch eine unterhaltsame Geschichte in einem Zweite Weltkriegsszenario, in dem sich Liebhaber der alten Medal of Honor Spiele wohl fühlen dürften.

Doch erst mal der Reihe nach:

Wir sind als amerikanischer OSS Agent Karl Fairburne gegen Ende des Zweiten Weltkrieges auf geheimer Mission unterwegs im Berlin des Jahres 1945. Deutschland steht zwar kurz vor der Kapitulation, doch bahnt sich eine neue Bedrohung an. Der alliierte Geheimdienst erfährt vom sogenannten V2 Raketenprojekt, welches es ermöglicht zerstörerische Raketen über weite Strecken abzufeuern. Die führenden Wissenschaftler sollen im Getümmel des Krieges heimlich nach Russland überführt werden, um dort ihre Arbeit zu beenden und ihr Wissen weiterzugeben.

Unsere Aufgabe ist es, dies zu verhindern und die Drahtzieher hinter dem Ganzen auszuschalten. So nehmen wir es sowohl mit deutschen, als auch russischen Truppen auf und erfahren nach und nach, dass die Bedrohung weit schlimmer ist als angenommen.

Sniper Elite
Vor jeder Mission wählen wir unser Loadout.

Spannende Schusswechsel

Um unsere Mission zu erfüllen, stehen uns in Sniper Elite V2 Remastered – wie der Name vermuten lässt – verschiedene Scharfschützengewehre, wie das russische Mosin Nagant, zur Verfügung. Falls es einmal zum Nahkampf kommen sollte, greifen wir auf eine Maschinenpistole zurück. Diese direkte Konfrontation sollten wir aber tunlichst vermeiden, da unser Scharfschütze nach wenigen Treffern die Radieschen von unten zählt. Die schallgedämpfte Pistole, die wir mit uns führen, ist schon wesentlich praktischer. Und falls wir es doch einmal laut angehen sollten, können wir das Gebiet um uns mit Sprengfallen versehen.

Schon am verfügbaren Loadout, merkt man, dass in diesem Spiel keine wilden Ballereien alá Call of Duty im Vordergrund stehen. Vielmehr gehen wir mit Bedacht vor, spähen das Gebiet vor uns mit unserem Fernglas aus und schleichen, wenn möglich. Die insgesamt zehn Level der Story sind zwar sehr linear gehalten, bieten aber genug Deckung oder Ausweichrouten durch Gebäude, um regelmäßig an Gegnern unbemerkt vorbeizukommen. Im Wege stehende Gegner räumen wir mit der schallgedämpften Welrod aus dem Weg. Oft ist es auch möglich die Umgebungsgeräusche auszunutzen. So setzen wir mit dem Gewehr genau dann zum Schuss an, während Kirchenglocken läuten oder eine Fliegerbombe fällt, so dass unser Schuss vom Feind überhört wird.

Werden wir doch einmal entdeckt, ist dies aber kein Grund sofort aufzugeben. Auch wenn unser Schütze sehr wenige Treffer einstecken kann, ist es möglich von einer guten Position mit genügend Deckung aus, ganze Gegnergruppen auszuschalten, indem wir einen nach dem anderen mit dem Gewehr aufs Korn nehmen. Diese Schussgefechte spielen sich erfrischend anders als in anderen Third-Person Shootern, da in Sniper Elite die Kugelballistik realistisch simuliert wird.

So müssen wir vor jedem Schuss Entfernung und Windrichtung beachten. Anfängern steht eine Zielhilfe zur Verfügung, während man die Luft anhält. Dies funktioniert aber nicht unbegrenzt. Ebenfalls müssen wir den Puls unseres Snipers im Auge behalten, denn ist dieser zu hoch, wird das genaue Zielen nur umso schwieriger. Während dieser intensiven und spannenden Schusswechsel schafft es Sniper Elite V2 zu glänzen.

Sniper Elite
Eine weitere Neuerung im Remaster: Wir können auf Wunsch unseren Charakter vor jeder Mission wechseln.


Ich sehe dich!

Bei Abschüssen von besonders weit entfernten Gegnern, schwenkt die Kamera direkt auf die Kugel, der wir dann in Zeitlupe folgen, wie sie im Ziel einschlägt. In Mortal Kombat-Manier sehen wir den Feind in einer Art X-Ray Vision und verfolgen, wie das Projektil durch Knochen schlägt, Organe zerfetzt, wieder austritt und als Querschläger sogar einen weiteren Feind treffen kann. Sniper Elite V2 ist in solchen Momenten definitiv nichts für sanfte Gemüter. Die USK-Fassung des Spiels ist ungeschnitten in Deutschland. Was aber zensiert wurde, ist die Nazisymbolik.

Sniper Elite
Spektakuläre Treffer werden besonders in Szene gesetzt.

Der Darwin Award geht an…

Die KI Gegner stellen sich während der Gefechte leider in den meisten Fällen nicht sehr intelligent an. Sie gehen bei Gefahr zwar in Deckung, eröffnen das Feuer und werfen Granaten, gehen aber nur selten gezielt in die Offensive, um uns aus der Deckung zu treiben. Vielmehr hasten sie von Deckung zu Deckung, oder scheinen ziellos über das Schlachtfeld zu hetzen. Manchmal gehen sie sogar so dämlich in Deckung, dass man trotzdem einen gemütlichen Kopftreffer landen kann. An mehreren Stellen im Spiel liefen ein halbes Dutzend Gegner blindlings um die selbe Ecke, nur um direkt von uns niedergemäht zu werden.

Ebenfalls unglaubwürdig ist es, dass oftmals weiter entfernte Feinde von Schießereien nichts mitzubekommen scheinen und in aller Ruhe ihrer Patrouille nachgehen.

Sollten wir trotz der durchschnittlich intelligenten Gegner sterben, helfen uns die fair gesetzten Speicherpunkte. Und ist uns das Spiel immer noch zu schwierig, lässt sich der Schwierigkeitsgrad individuell einstellen oder gar die Kugelballistik stark vereinfachen.

Auch wenn es die meiste Zeit „ruhig“ zu geht, wird diese Ruhe ab und zu durch etwas Action aufgelockert.

Kein Umfangmonster

Haben wir die etwa achtstündige Kampagne durchgespielt, können wir uns noch den vier Herausforderungsmissionen stellen, die es in der vergangenen Version des Spiels nur als DLC gab. Diese sind ähnlich aufgebaut wie die Missionen der Kampagne. Auch hier gilt es oftmals Sprengsätze zu platzieren, Hinterhalte vorzubereiten und besondere Ziele auszuschalten. Und bevor jemand fragt: Ja, die „Assassinate the Fuhrer“ Mission, ist diesmal auch in der deutschen Fassung mit dabei.

Eine Nintendo Online Mitgliedschaft vorausgesetzt, können wir außerdem die Kampagne auch im Koop durchspielen. Das macht nicht nur viel Spaß, sondern macht auf höheren Schwierigkeitsgraden das Spiel etwas einfacher, da wir uns gegenseitig wiederbeleben können.

Zudem lassen sich ein paar Levels in einer Art Horde Modus angehen, in dem wir Wellen von Gegnern kooperativ aufhalten müssen.

Einfallsreicher ist da aber der Modus „Bombardierung“, bei dem es auf Zeit Gegenstände einzusammeln gilt, bevor die ganze Karte bombardiert wird. Oder der Modus „Überwachungsmissionen“, bei dem ein Spieler aus sicherer Entfernung Gegner ausschalten muss, die sein Mitspieler aus der Nähe markiert.

Haben wir dann immer noch nicht genug, dürfen wir uns in 8-Spieler Online Gefechten jagen. Dafür stehen unterschiedliche Modi wie Team-Deathmatch oder Capture the Flag zur Verfügung. Das macht zwar in den ersten Matches durchaus noch Spaß, konnte uns allerdings nicht wirklich lange fesseln. Die Multiplayer Gefechte bieten einfach zu wenig, um dauerhaft am Ball zu bleiben.

Snipter Elite
Für ein paar nette Koop Sessions ist Sniper Elite V2 ebenfalls geeignet.

Wie viel Remaster steckt denn nun in Sniper Elite V2 Remastered?

Kommen wir abschließend zur Technik. Man sieht auf der Switch dem Spiel leider trotz der Überarbeitung an, dass es schon sieben Jahre alt ist. Schon zum Erscheinen der Urfassung war die Technik leicht angestaubt. Dennoch erfreut ihr euch an (meist) schärferen Texturen, einer ordentlichen Auflösung, besserer Beleuchtung und hübscheren Effekten. Außerdem sind uns noch stark verbesserte Modelle bei manchen Fahrzeugen und schöner modellierte Gesichter aufgefallen. Dies reicht jedoch leider nicht aus, damit Sniper Elite V2 den Titel „Grafikbombe“ auf der Nintendo Switch erhält. Des Weiteren sind ein starkes Kantenflimmern und arg matschige Texturen, trotz Überarbeitung, nicht von der Hand zu weisen.

Ab und zu gab es sogar kleinere Performance Einbrüche, vor allem beim Rein- und Raus-Zoomen mit dem Scharfschützengewehr, während größerer Gefechte. Richtig störend waren die zwar nicht, trüben aber dennoch den Gesamteindruck. Ansonsten schien das Spiel sowohl im Handheld-Modus, wie auch im angedockten Modus – bis auf besagter Ausnahmen – mit stabilen dreißig Bildern pro Sekunde zu laufen.

Alles in allem ist Sniper Elite V2 nichts das hübscheste, aber auch kein hässliches Spiel. Trotzdem wäre mit Sicherheit etwas mehr drin gewesen.

Sniper Elite
Manche Szenen kommen sehr stimmig rüber – dennoch kann die Technik nicht vollends überzeugen.

Genauso gemischte Gefühle hinterließ der Sound bei uns. Während Schusswechsel, Explosionen und dergleichen einen guten Klangeindruck hinterlassen, hören sich zum Beispiel Schrittgeräusche nicht sehr glaubwürdig an. Die musikalische Untermalung geht zwar in Ordnung, ist aber von Haus aus zu laut abgemischt und nervt auf Dauer. Zum Glück lässt sich diese im Optionsmenü runter regeln.

Was aber regelrecht den Spaß trübt, ist die Tatsache, dass sich Gegner nicht anhand ihrer Geräusche orten lassen. Feuern diese ihre Waffe ab oder rufen ihren Kameraden Anweisungen zu, lässt sich nicht ausmachen, aus welcher Richtung sie kommen. Dies erschwert nicht nur das Schleichen. Auch während man vom Gegner verfolgt wird, haben wir im Test einen Gegner direkt hinter der nächsten Biegung vermutet, obwohl er noch fünfzig Meter entfernt war. Dieses Problem hätte man im Remaster durchaus ebenfalls angehen können. Sehr schade!

Eine letzte Besonderheit, die uns gut gefallen hat, findet sich in der Steuerung. Optional können wir die Bewegungssteuerung der Joy-Cons oder des Pro Controllers nutzen, um zusätzlich zum Zielen mit dem rechten Stick per Motion Control nachzujustieren. Das funktioniert mit etwas Übung sehr gut und ist eine echte Bereicherung für die Switch-Fassung.

Sniper Elite
Sind alle bösen Buben erst erledigt, ist der Wiederspielwert leider recht begrenzt.

Fazit:

Sniper Elite V2 Remastered füllt auf der Switch eine gewisse Lücke. Es bietet einen guten Mix aus Stealth, Third-Person Shooter und Taktikelementen. Immerhin sind solche Spiele bisher auf der Nintendo Switch rar gesät.

Die Portierung auf Nintendos mobile Konsole ist dabei gelungen, auch wenn definitiv mehr drin gewesen wäre. Die Überarbeitung kann leider einfach nicht über die Wurzeln des Spiels hinweg täuschen. Dafür schleppt es zu viele Altlasten, wie hakelige Animationen, schlechte Soundabmischung und ein flimmerndes Bild mit sich herum. Zudem stören die dämlichen Gegner das ansonsten solide Gameplay. Wer die Nachfolger kennt, weiß, dass Rebellion ihr Gameplay Konzept erst mit Teil drei und vier erheblich verbessern konnten.

Dennoch: Wer auf der Switch Lust auf einen eher langsamen Shooter hat, Geduld mitbringt und über die genannten Schwächen hinwegsehen kann, darf für einen Preis von 35€ in der Download Fassung zugreifen. Eine physische Version wird ebenfalls beim Händler eures Vertrauens verfügbar sein. Wir hätten uns allerdings beim gebotenen Umfang und gemäß dem Alter des Spiels einen leicht günstigeren Preis gewünscht.


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