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Yakuza: Like a Dragon im Test

Mit Yakuza: Like a Dragon wurde der neueste Teil der hierzulande etwas unterschätzten aber nicht weniger guten Yakuza-Reihe schon vor einiger Zeit für PlayStation 4|5 und Xbox One/Series X|S herausgebracht. Im Mittelpunkt der Handlung steht dieses Mal jedoch nicht der aus den älteren Teilen bekannte Kazuma Kiryu, sondern ein am Anfang der Handlung etwas unbedeutend wirkender Fußsoldat der mächtigen Arakawa-Familie mit dem Namen Ichiban Kasuga. Wäre das nicht schon genug, hat Entwickler SEGA zudem das gesamte Kampfsystem einmal über den Haufen geworfen und lässt euch jetzt in bester (J)RPG-Manier rundenbasiert Schellen verteilen. Wie dies im Detail funktioniert und inwieweit Yakuza: Like a Dragon mit seinen Vorgängern mithalten kann, verraten wir euch aber ausführlicher in unserem Test!

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Eine alte Schuld begleichen

Die Geschichte rund um Kazuma Kiryu ist abgeschlossen. Der Vollzeit-Yakuza aus den Vorgängern wird stattdessen von Ichiban Kasuga, einem niederen Mitglied der Arakawa-Familie, ersetzt. Die wiederum stehen ihres Zeichens unter der Flagge des mächtigen Tojo-Clans, quasi der Elite in Kamurocho. Trotz seines niederen Ranges als „Botenjunge“ ist Ichiban höchst motiviert und führt jegliche Aufgabe mit viel Elan aus. Sogar wenn es darum geht, sich um den pflegebedürftigen Sohn seines Oberhaupts zu kümmern.

Im Prolog werdet ihr langsam an das Gameplay herangeführt. Außerdem bekommt ihr einen kleinen Einblick in den skurrilen Humor des Spiels. So gilt es zum Beispiel bei einer als ultra wichtig abgestempelten Mission eine Klobürste zum Beseitigen von „Verunreinigungen“ im Clan-Hauptquartier zu finden.

Yakuza_ Like a Dragon
Verraten, erschossen und entsorgt: Ichiban muss sich fortan anderweitig durchs Leben schlagen.

Aber natürlich ist nicht alles auf Witz ausgelegt. Die Haupthandlung des Spiels ist bitterernst und bietet reichlich Drama und Twists. Es ist der Silvesterabend zum Jahr 2000 als die große Tragödie seinen Lauf nimmt. Der Patriarch der Familie – Masumi Arakawa – verkündet, dass einer seiner oberen Mitglieder wegen eines Mordes zur Verantwortung gezogen werden soll. Ichiban, die gute und rechtschaffende Seele der Arakawa-Familie, soll eine alte Schuld bei seinem Mentor begleichen, die Schuld auf sich nehmen und stattdessen für seinen Kollegen die Zeit im Gefängnis absitzen.


Verraten und entsorgt

Ganze 18 Jahre dauert es, bis Ichiban daraufhin endlich wieder auf freien Fuß ist. Überaus motiviert und verzückt darauf seinem Oberhaupt endlich wieder unter die Augen zu treten. Mit frohlockenden Gedanken, wie sein Sensei wohl auf ihn reagieren wird, atmet er endlich wieder den Duft der Freiheit. Doch dann schon direkt die erste Enttäuschung: Niemand ist da, um ihn. Erst mal nichts bei gedacht geht es zum nächstbesten Friseur. Immerhin möchte man sich ja für das besondere Treffen ordentlich herausputzen. Umso enttäuschender war unser „Held“, als er seinen neuen ungewöhnlichen Haarschnitt im Spiegel betrachtet. Mit einem solchen Zottelkopf kann er seinem Chef doch entgegentreten. Beiläufig müssen wir ihm widersprechend zugeben, dass uns der neue Look eigentlich sehr gut gefällt.

Yakuza: Like a Dragon
Zum Glück findet er recht schnell neue Verbündete, die ihn tatkräftig unterstützen…

Egal, genug abgeschweift. Unser Botenjunge des Vertrauens macht sich also im feinen weinroten Anzug und neuer Haarpracht auf den Weg, um seinem Patriarchen endlich wiederzutreffen. Leider verläuft dieses Treffen alles andere als geplant. Zumindest wenn man es aus Ichibans betrachtet. Anstatt er nämlich mit offenen Armen empfangen wird, richtet man eine Pistole auf ihn. Anstelle der herzlichen Umarmung, musste er also auf bitterste Art und Weise feststellen, dass die Arakawa-Familie nicht mehr die ist, die sie mal war. Die Tragödie nimmt seinen Lauf und sein Mentor verletzt ihn mit einem Schuss lebensbedrohlich. Wäre das nicht herablassend genug, entsorgt man Ichiban obendrein noch einfach zwischen Mülltonnen und Abfall in einer Gasse.


Was wären Helden ohne Sidekicks?

Ungeachtet aller Erwartungen überlebt Ichiban, findet sich daraufhin jedoch in Yokohama wieder. Er versucht seither dem plötzlichen Sinneswandel seines einstigen Vorbilds und der Übernahme der Arakawas durch die unbeliebte Onmi-Allianz auf den Grund zu gehen. Egal ob Batman, Superman oder die Marvels Avengers. So ganz ohne Sidekick kann ein Held nicht gegen die Übermacht des Bösen bestehen. Gleiches gilt auch für Ichiban. Zwar macht er sich in den neuen Gewässern viele Feinde, findet aber auf der anderen Seite auch treue Verbündete, die ihm tatkräftig den Rücken stärken. Darunter zum Beispiel den obdachlosen und ehemaligen Krankenpfleger Nanba oder den fragwürdig von der Polizei entlassenen Adachi. Jeder davon hat sein Päckchen zu tragen und versucht nun auf seine Art und Weise das Beste daraus zu machen.

Yakuza: Like a Dragon
… und sich im laufenden Spielverlauf sogar zu wahre Freunde mausern.

Die Haupthandlung ist gespickt von wendungsreichen und überraschenden Ereignissen. Doch auch die Nebengeschichten sind hervorragend erzählt und jeder Hinsicht lohnenswert. Die Mischung aus düsterer Yakuza-Geschichte und skurrilen Humor funktionierte ohnehin schon immer gut in der Spielereihe und so ist es auch in Yakuza: Like a Dragon.


Bye Bye Action-Prügler. Hallo rundenbasiertes JRPG!

Was ebenso funktioniert, ist das erstmals in der Reihe eingeführte rundenbasierte Kampfsystem. Hat man mit dem Ersetzen von Kazuma schon den Nagel für einem Umbruch zur Hälfte in das imaginäre Holz geschlagen, dürfte das geänderte Kampfsystem schließlich der endgültige Hammerschlag sein. Anders als in den Vorgängern kloppt ihr euch nicht mehr in effektreichen Echtzeitkämpfen mit euren Widersachern, sondern rundenbasiert Schellen. Dabei greift ihr auf die obligatorischen Kategorien wie Angriff, Verteidigen, Items oder Flucht zurück. 

Die größte Veränderung zeigt sich bei Yakuza: Like a Dragon definitiv am neuen Kampfsystem.

Die einzelnen Aktionen wurden dabei natürlich in ihrer Art und Weise der Szenerie angepasst. So können die einzelnen Kämpfer zwar „Magie“ und Spezialfähigkeiten einsetzen, diese sehen dann aber beispielsweise so aus, dass man die Verteidigung des Gegners mit fiesem Mundgeruch schwächt oder mit seinem Smartphone einen mächtigen Verbündeten zur Hilfe beschwört. Wenn dann Nancy, die kämpfende Languste in den Kampf eingreift und sich dabei mit einer bildgewaltigen Sequenz ankündigt, wird die Parodie zu anderen Rollenspielen und ihren „Esper-Beschwörungen“ schnell deutlich. Ohnehin geizt Yakuza: Like a Dragon nicht mit Easter Eggs und Anspielungen. Dementsprechend ist Ichiban zum Beispiel ein riesiger Dragon Quest Fan und erwähnt dies gerne mal bei so manchem Dialog.


Behaltet eure Umgebung im Auge

Ansonsten macht Yakuza: Like a Dragon im Kampf genau das, was man schon aus anderen Genre-Ablegern kennt. Jeder eurer Charaktere hat eine eigene Lebens- und MP-Leiste, die sich je nach Wuchtigkeit der auszuführenden Attacke schneller oder langsamer leert. Zusätzlich erkennt ihr am unteren Bildschirmrand, welche eurer Figuren als nächstes an der Reihe ist.

Ungeachtet davon gibt es so manche Besonderheit trotzdem zu beachten. Eure Gegner sind zum Beispiel ständig in Bewegung und tänzeln angriffsbereit um euch herum. Blöd nur, wenn sie dabei an einem herumstehenden Fahrrad vorbeikommen und wir dann beim Angriff genau dieses schnappen können, um es dem bösen Buben um die Ohren zu hauen, was für Extra-Schaden sorgt. Gleichermaßen ist das Achten auf die Umgebung aber auch für euch wichtig. Wenn sich ein Gegner beispielsweise zwischen euch und dem anvisierten Feind befindet, wird dieser bei einem von euch gestarteten Angriff auf halbem Weg einschreiten und den Angriff unterbinden.

Klassisch wie bei anderen JRPGs liegt es an euch verschiedene Aktionen auszuwählen, um zum Beispiel wuchtige Spezialangriffe ins Ziel zu bringen.

Sollte einer der Fieslinge hingegen auf euch losgehen, besteht die Möglichkeit für eine Runde in die Verteidigung zu wechseln. Wenn ihr hier ein gutes Timing beweist, dann lässt sich der Schaden eures Feindes mit einem abgepassten Tastendruck auf ein Minimum reduzieren. Sowieso solltet ihr viel Schaden möglichst vermeiden. Items und Ausrüstung sind in Yokohama teuer, nicht geringer deshalb, weil ein Ableben der Party euren Kontostand mal eben halbiert. Vor schweren Kämpfen lohnt es sich zur Vorbereitung die hiesigen Restaurants und Lokale zu besaufen. Warme und kalte Speisen geben euch nämlich in der Regel einen temporären Boost auf die Statuswerte.


Kein Mensch braucht Krieger, Paladine und Magier!

Um die volle taktische Tiefe im Kampf auszunutzen, dürft ihr euren Charakteren verschiedene „Jobs“ zuordnen. Gibt es bei anderen RPGs so Klassen wie Krieger, Magier oder Heiler, wurden diese für Yakuza: Like a Dragon namentlich etwas angepasst, sodass ihr stattdessen zwischen Held, Vollstrecker oder Wahrsager auswählt. Jeder Job bringt seine eigenen Vor- und Nachteile mit sich. Ist der Vollstrecker zum Beispiel im Nahkampf unglaublich stark, greift der Wahrsager lieber aus dem Hintergrund mit elementaren Angriffen an oder verstärkt die Gruppe. Entsprechend der Jobwahl stehen euch unterschiedliche Waffen zum Ausrüsten, wie ein Baseballschläger oder einer Art Klerikerstab zur Verfügung.  

All das ist jedoch mit einem großen Grind verbunden. Sowohl für Stufenaufstiege, als auch für euer Portemonnaie, wenn man mal bedenkt, dass eine Waffe später gut im fünfstelligen Yen-Bereich angesiedelt ist, müsst ihr ordentlich farmen und solltet dabei, wie bereits geschrieben, nicht sterben. Hierfür eignen sich kleinere Nebenjobs, gut bezahlte Arenakämpfe oder das Abgrasen von Dungeons. Ja, es gibt Dungeons, jedoch keine Höhlen oder Festungen, sondern düstere Tiefgaragen oder Trakte der Kanalisation. Leider sind diese genauso spannend, wie sie klingen. Wenn ihr sie nämlich ein bis zwei Mal durchlaufen habt, wird die Gestaltung so einer Tiefgarage nämlich keineswegs spannender. 

In der Berufsschule müsst ihr ordentlich büffeln. Bestandene Prüfungen belohnen euch dafür jedoch mit einem Anstieg eurer Statuswerte und Weiterentwicklung eures Protagonisten.

Unberührt davon besucht ihr die Berufsschule zum Verbessern der Statuswerte. Es gilt Multiple Choice Klausuren abzulegen, damit sich nach bestandener Prüfung Werte wie Charisma, Intelligenz oder Güte steigern. Die Fragen stellen dabei euer „Allgemeinwissen“ und Kenntnisse über SEGAs Videospielgeschichte auf die Probe. Allgemeinwissen steht deshalb in „…“, weil sich manche Fragen einfach zu sehr auf die östliche Kultur beziehen und diese wahrscheinlich für viele Spieler nur schwer zu beantworten sind. Das ist allerdings Kritik auf hohem Niveau. Die Idee dahinter ist, wie wir finden, nämlich durchaus gelungen, innovativ und passt einfach zu der Verrücktheit des Spiels.


Erst mal eine Runde Dragon-Kart oder doch lieber in die Spielhalle?

Ebenfalls dazu stimmig sind die in Yokohama und Kamurocho angebotenen Nebenaktivitäten. Vorab möchten wir einmal kurz erwähnen, dass uns die Gassen des bei Nacht in Rotlicht getränkten Kamurocho zu der Yakuza-Szenerie etwas besser gefallen haben, als das dicht bevölkerte Yokohama. Die etwas heruntergekommenen Gassen am Tag und das belebte Nachtleben, gepaart mit den verschiedenen Schicksalsschlägen der Passanten passt für uns da einfach besser in das Bild eines aufstrebenden Kriminellen.

Neben den unterhaltsamen Nebenquests, welche wirklich zum größten Teil dank des unvergleichlichen Humors nett geschrieben sind, kann Ichiban in den hiesigen Spielhallen bei einer Runde Virtua Fighter abschalten oder den düsteren Alltag bei einem langweiligen Film im Kino, wo es eure Aufgabe ist per Quick Time Event dafür zu sorgen, dass er nicht einschläft, für den Moment zumindest vergessen.

Außerdem stehen euch noch verschiedene Casinos und Karaoke-Bars zur Verfügung, welche ebenfalls an abwechslungsreiche Minispiele gekoppelt sind. Bei Letzteren schaltet ihr mit zunehmenden Spielverlauf neue Songs und Performances frei. So kann es zum Beispiel sein, dass ihr nicht mehr nur alleine die Bühne zu qualmen bringt, sondern zusammen mit dem einen oder anderen Party-Mitglied ordentlich abrockt.

Abschalten könnt ihr jedoch in der Spielhalle oder beim Dragon-Kart.

Die Königsdisziplin der Nebenaktivitäten stellt aber definitiv das sogenannte Dragon-Kart dar. Hier hat man sich ganz offensichtlich an Nintendos Erfolgsmarke Mario Kart bedient. Anders gesagt springt ihr in ein pfeilschnelles Kart, hängt eure Kontrahenten mit Turbo-Boosts ab und sammelt auf der Rennstrecke verteilte Items ein, mit welchen ihr den anderen Fahrern das Leben erschwert oder euch selber einen Vorteil verschafft.

Wenn ihr dann doch mal euer ganzes Geld „verspielt“ habt, besteht für Ichiban die Möglichkeit das naheliegende Arbeitsamt in Betracht zu ziehen. Anschließend schwingt ihr euch auf den Sattel eines Fahrrads und sammelt auf einem Parcours so viele Pfanddosen wie möglich. Doch Obacht, auch die Müllabfuhr und konkurrierende Dosensammler sind hinter dem lukrativen Gut her.


Technisch auf einem hohen Level

Zugegeben, die Yakuza-Spiele waren technisch noch nie wirklich beeindruckend. Bei Yakuza: Like a Dragon fällt jedoch auf, dass die Entwickler für die Next-Gen ordentlich an dem Spiel geschraubt haben. So läuft der Titel in butterweichen 60 FPS über den Bildschirm ohne auch nur einmal zu stocken. Selbst bei dem atmosphärischen und geschäftigen Stadtleben nicht. Gleiches gilt für die Schärfe der Texturen. Dort hat man ebenfalls noch mal eine Schippe draufgelegt. Und die Charaktermodelle mit ihren realistischen Gesichtsausdrücken waren ohnehin schon immer ein Markenzeichen bei den Yakuza-Spielen, was im neuesten Ableger keinesfalls anders ist.

Charaktermodelle und Gesichter sehen auch wie für die Reihe üblich auch in dem neuesten Ableger wieder großartig aus. Umgebungstexturen könnten stellenweise jedoch etwas schärfer sein.

Jedoch müsst ihr wahlweise mit englischen oder japanischen Sprechern zu deutschen Untertiteln vorliebnehmen. Die Übersetzung ist dabei nicht immer on Point, weswegen mancher Dialog nicht immer sinngemäß übersetzt ist. Ansonsten begleitet euch ein austauschbarer Soundtrack, der zwar ins Ohr geht, aber nicht unbedingt wirklich hängen bleibt.


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