Mit Wobbly Life von RubberBandGames reiht sich ein neuer Vertreter in die Wachsende Liste der Spiele ein, die sich durch gewollt ärgerliche Steuerung und Ragdoll Mechaniken bemerkbar machen. Human Fall Flat hat das Genre für viele erst so richtig los getreten. Titel wie Totally Reliable Delivery Service und Gang Beasts haben neben dem Ursprünglichen „komme irgendwie von A nach B“ weitere Mechaniken, wie Missionen, hinzugefügt. Nun will Wobbly Life merklich als nächster logischer Schritt ins Feld treten und führt eine Open World mit verschiedenen Jobs ein. Ob die Abkehr von der Monothematik dem Spiel hilft verraten wir euch hier im Test zur Xbox Version.
Das ganz normale Leben – In Wobbly Life auch mit Tutorial
Beim Start ins Spiel wird euch der Einstieg über ein Tutorial empfohlen. Dieses erzählt euch auch gleichzeitig die tatsächlich vorhandene Hintergrundgeschichte. Ja, dies ist vielleicht ein großes Wort für das Gebotene. Aber immerhin bekommt alles Folgende hiermit einen akzeptablen Rahmen. Ihr seid nämlich ein kleiner gelber Wobbly, der scheinbar nichts anderes im Kopf hat, als an seiner Konsole zu zocken. Doch dann kommt der Ernst des Lebens durch die Türe. In Form eurer Mutter. Nein, die heißt nicht Ernst, wirft euch aber dennoch raus, damit ihr endlich anfangt Karriere zu machen. Anders gesagt gilt es einen Job zu suchen, um Geld zu verdienen. Aus ist es, mit dem schönen Leben bei Mutti.
Zu eurem Glück findet sich gleich auf der anderen Straßenseite ein erster Job. Ihr sollt für euren Nachbar im Supermarkt Jelly holen. Weshalb der dies nicht selbst macht ist schwer zu sagen. Aber das lässt sich ja über so manch Arbeit sagen. Auch in der realen Welt. Im Laufe eures ersten aufgezwungenen Einkaufsbummel werdet ihr durch ein Tutorial geführt. Im Wesentlichen zeigt euch dies wie ihr greift, lauft, Fahrzeuge bedient und noch einige Kleinigkeiten mehr. Hierbei wird schnell klar, dass sich auch Wobbly Life, wie so viele Genre Vertreter, im Gröbsten an Human Fall Flat orientiert und lediglich ein etwas eigenes Feeling in die Steuerung bringt.
Die Welt steht euch in Wobbly Life offen – Mit allen Unwägbarkeiten des Lebens
Und weil ihr nun alles könnt werdet ihr als nächstes in eine, für solch ein Spiel fast schon erschlagend große, offene Welt geworfen. Es gibt Steinbrüche, Siedlungen, Ländliche Gegenden und ein Stadtzentrum mit Wolkenkratzern. Sogar U-Bahn und Eisenbahn drehen ihre Runden und andere Wobblys bewegen sich in Fahrzeugen durch die Stadt.
Da ist es erstmal gar nicht so leicht sich zurecht zu finden. Doch das Ziel des Spiels ist klar. Jobs erledigen, damit ihr euch schöne Dinge kaufen könnt. Kleidung, Fahrzeuge oder sogar Häuser. Irgendwie erinnert Wobbly Life an dieser Stelle an ein GTA, welches früh im Leben einige verheerende Entscheidungen getroffen hat und von der rechten Bahn abgekommen ist. Ganz weit von der rechten Bahn.
So streift ihr durch die offene Welt und erledigt Jobs. Burger braten, Botengänge, Landwirtschaft und sogar das nicht ganz so reguläre Entsorgen von Atommüll stehen neben vielen weiteren Jobs zur Verfügung. Hierfür bekommt ihr dann jeweils ein Geldbündel. Das müsst ihr dann noch händisch zum Geldautomaten zerren, um es einzuzahlen. Und erst dann habt ihr endlich einen Fortschritt im Spiel erzielt.
Minispiele sind das Beste – Oder?
Außerdem bietet Wobbly Life auch eine ebenso abwechslungsreiche Fülle an Minispielen. Um nur zwei Beispiele zu nennen: Verschiedene Kartrennen und die Teilnahme an der örtlichen Quizshow im Fernsehen. All dies, sowohl Jobs als auch Minispiele, bieten einen teils durchaus knackigen Schwierigkeitsgrad und können daher schnell ins Nervige abdriften. Zwar gibt es immerhin auch bei nur zum Teil erledigten Aufgaben etwas Geld, den Status einen geschafften Jobs muss man sich allerdings oft sehr hart verdienen. Beim Verzweifeln ist allerdings jederzeit für Abwechslung gesorgt.
Die Steuerung hat den Namen manchmal kaum verdient
Zum gewollt knackigen Schwierigkeitsgrad mancher Situationen gesellt sich eine schlimme Steuerung. Und dies ist keinesfalls dem Genre des Spiels geschuldet. Gerade das hier schon oft zitierte Human Fall Flat macht vor, wie man eine schlimme Steuerung gut macht. Wobbly Life hingegen bietet eine schlimme Steuerung, die teilweise auch noch schlimm gemacht wurde. Minus und Minus ergibt leider nicht Plus. So ist das Greifen ungenauer als es sein sollte. Und Fahrzeuge sind nicht eure Helfer, sondern eure schlimmsten Gegner, wenn ihr ein Zeitlimit habt. Sollte letzteres Absicht sein, so ist auch dies nicht sonderlich gelungen umgesetzt. Dennoch kommt man freilich irgendwie klar. Und so schlimm, dass Genre-Fans abgeschreckt sein müssten, ist die Steuerung auch wieder nicht. Nur eben nicht so gut wie in anderen Vertretern des Genres. Irgendwie gilt all dies auch für die Optik des Spiels. Diese ist keinesfalls hässlich, wirkt aber an manchen Stellen noch nicht ganz zuende gedacht.
Unkooperativer Ko-Op
Da ist es nur zu gut, dass ihr euch einen Online Freund zu Hilfe holen könnt. Oder? Grundsätzlich stimmt diese steile These schon. Solche Spiele leben von Erlebnissen mit Freunden. Das Scheitern wird weniger nervig und eher lustig. Umso trauriger, dass ihr lediglich einen einzigen Freund bitten könnt euer Wobbly Life Buddy zu sein. Mehr Freunde mehr Spaß? Schauen wir uns die Erlebnisse in unseren Testsessions an, dann können wir dies nicht bestätigen. Schon mit einem Freund ist das Spiel offenkundig überfordert. Immer wieder ist die Verbindung zum Host abgebrochen. An einem Abend resultierte dies in Game Freezes und das Spiel musste geschlossen werden. Am nächsten Abend schloss das Spiel sich freundlicherweise gleich selbst.
Im Kern ein Diamant, allerdings zu ungeschliffen
All die Kritikpunkte können allerdings auch nicht ganz verdecken, dass es sich hier im Kern um einen echten Diamanten handelt. Ambitioniert versucht Wobbly Life die bisherigen Grenzen des Genres zu sprengen. Man kann nicht einmal sagen, das Spiel scheitert daran. Es ist eben nur nicht ganz so gut, wie es sein könnte. Wir haben dem Spiel sogar nach Release einige Tage Zeit gegeben sich zu fangen, über einen Patch nachzubessern vielleicht. Dies ist leider nicht geschehen und irgendwann muss solch ein Test auch mal veröffentlicht werden. Schade ist das schon.