Mit der No More Heroes-Reihe veröffentlichte Suda51 wohl einige der verrücktesten Wii-Spiele überhaupt. Nun kehrt die Reihe oder vielmehr deren Protagonist Travis Touchdown zurück auf die Bildfläche und spendiert der Nintendo Switch wohl eines der abgedrehtesten Spiele ihrer noch jungen Geschichte. Ob der derbe Humor, viel Blut und ein ausgefallener Look allerdings auch langfristig begeistern können, klärt unser Testbericht zu Travis Strikes Again: No More Heroes.
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Mehr InformationenEin Spiel auf Leben und Tod
Mit Travis Strikes Again: No More Heroes erwartet euch nicht der dritte Teil der No More Heroes-Saga, sondern vielmehr ein Spin-Off rund um Serienheld Travis Touchdown. Einige Jahre sind nach den Ereignissen von No More Heroes 2 vergangen und Travis lebt abgeschieden in der amerikanischen Wildnis in seinem Wohnwagen. Die Idylle hat aber bald ein Ende, denn der Auftragskiller „Ban Man“ hat die Spur von Travis aufgenommen, um den Tod von Bad Girl zu rächen. Nach einer sehenswerten Auseinandersetzung der beiden in Travis‘ Wohnwagen werden sie von der Videospielkonsole Death Drive MK II eingesogen und finden sich fortan in obskuren Videospielwelten wieder. Hier beginnt dann der richtige Überlebenskampf, sodass sich die beiden zusammenschließen müssen, um der Konsole zu entkommen. Optional könnt ihr das Abenteuer somit sogar gemeinsam mit einem Freund in der Haut von Bad Man kooperativ spielen.
Das gut zehn stündige Spiel ist anschließend nur so gespickt voller Anspielungen rund um bekannte Videospielklischees und obendrein erhält auch der eine oder andere Videospielcharakter aus dem Portfolio von Suda51 und Grasshopper Manufacture seinen Gastauftritt. Die Story ist dabei herrlich bekloppt und steht den Hauptspielen in nichts nach. Seid euch allerdings auch bewusst, dass der Titel trotz der Einstufung „ab 16 Jahre“ vor expliziten und serientypisch übertrieben inszenierten Gewaltszenen nicht zurückschreckt.
Eingängig und doch etwas monoton
Das Gameplay von Travis Strikes Again: No More Heroes präsentiert sich sehr zugänglich und sollte euch vor keine großen Hürden stellen. In der virtuellen Haut von Travis beziehungsweise Bad Man erkundet ihr abgedrehte Spielwelten und werdet mit unzähligen Widersachern konfrontiert, die euch das Lebenslicht aushauchen wollen. Mit einem klassischen Hack and Slay-Gameplay wissen wir uns den gegnerischen Angriffen zu wehren und schnetzeln und mit unserer Laserklinge durch die Schar an Gegnern. Immerhin ist das Gameplay dabei nicht ganz so anspruchslos wie man eventuell vermuten könnte. Dank variabler Gegnertypen muss Travis passende Angriffsmuster wählen, um deren Schwachstellen auszunutzen. Die Bugs, so heißen die Gegner in der virtuellen Todesmaschine, mögen allein recht leicht zu bezwingen sein, stellen in der Gruppe aber durchaus eine Bedrohung dar.
Im Spiel solltet ihr zudem immer den Ladestand eurer Klinge im Auge behalten. Dieser lässt mit dem Einsatz zunehmend nach und muss wahlweise mittels Stickbewegung oder Bewegungssteuerung wieder aufgeladen werden. Travis und Bad Man können zu Beginn auf zwei Angriffstechniken zurückgreifen. Da wären zum einen die flotten, einfachen Angriffe, die weniger Schaden anrichten und zum anderen die durchschlagskräftigen Schläge, die allerdings etwas Aufladezeit benötigen. Zusätzlich können unsere Helden eine Ausweichrolle ausführen und springen. Mit etwas Geschick lassen sich so stimmige Angriffsketten kombinieren, sodass mehr spielerischer Tiefgang entsteht, wie man zu Beginn denken könnte.
Zusätzlich lassen sich die Helden dank sogenannter Skill-Chips wverbessern und erlernen neue Fähigkeiten, die sich als äußerst hilfreich in den Kämpfen herausstellen. Dadurch wird ebenfalls für etwas Abwechslung in dem sonst sehr monotonen Spielverlauf gesorgt. Apropos Abwechslung: Für diese sollen auch ein paar Besonderheiten pro Spielwelt sorgen. So gibt es immer wieder kleinere Rätsel und Geschicklichkeitsaufgaben zu absolvieren. Auch Sammelaufgaben in Form von versteckten Gegenständen haben es in das Spiel geschafft. Wenn man ehrlich ist, fühlen sich einige der Komponenten auf Dauer mehr als künstlicher Zeitfresser an, um die Spielzeit zu strecken.
Technisch unspektakulär
Man sieht Travis Strikes Again: No More Heroes auf den ersten Blick an, aus welchem Universum der Titel entsprungen ist. Wie schon in den beiden No More Heroes-Spielen auf der Nintendo Wii setzt der Titel auf eine ausgefallene Comic-Optik im Cel Shading Stil. Angetrieben wird das Abenteuer von der Unreal Engine, die für einige abwechslungsreiche Spielwelten und knallige Effekte sorgt. Wirklich umhauen kann uns die Optik des Titels allerdings nicht. Dafür sehen viele Spielwelten einfach zu trist aus und bieten nur wenige Details. Immerhin läuft das Spiel aber sowohl im TV- als auch im Handheldmodus weitgehend flüssig. Herrlich skurril präsentiert sich auch der Humor des Titels, der teilweise aber auch weit unter der Gürtellinie angesiedelt ist. Gespeichert wird euer Spielstand von Travis Strikes Again übrigens auf der Toilette. Alles in allem wirkt die Präsentation wie eine Hommage an die 80er Jahre. Neon-Farben, VHS-Kassetten und 4:3-Optik lassen die älteren Semester unter euch sicherlich in nostalgischen Gefühlen schwelgen.
In Sachen Story und Präsentation liefert Suda51 ein solides Gesamtpaket, welches unterm Strich allerdings auch hinter seinen Möglichkeiten zurückbleibt. Viele storyrelevante Elemente sind lediglich als Dialogboxen integriert, was wiederum aber auch als Stilmittel für die Retrospielwelten der Death Drive MKII angesehen werden kann.
Travis Strikes Again ist aktuell in zwei Versionen verfügbar. Im eShop könnt ihr euch für die Grundversion für 30 Euro entscheiden oder aber zehn Euro mehr investieren und erhaltet direkt den Season Pass hinzu, der weitere Zusatzinhalte über die nächsten Monate garantiert. Die Handelsversion bietet direkt den Downloadcode für den Season Pass.
Fazit:
Travis Strikes Again: No More Heroes kann die Erwartungen leider nicht ganz erfüllen. Das der Titel kein „neues“ No More Heroes werden wird war von Beginn an klar. Dennoch kann das Spiel nicht ganz sein Potenzial ausschöpfen und leidet unter einem recht monotonen und vor allem sich stark wiederholendem Gameplay. Im kooperativen Zweispielermodus kann das Action-Feuerwerk aufgrund seiner skurrilen Story und den abgedrehten Ideen dennoch unterhalten. Nichtsdestotrotz wirkt das Spiel an einigen Stellen unnötig in die Länge gestreckt und hätte etwas mehr Abwechslung nötig gehabt. Action-Fans sollten sich Travis Touchdowns‘ Abenteuer dennoch genauer zu Gemüte führen, zumal der Titel für preiswerte 30 Euro erhältlich ist. Für Suda51’s nächstes Projekt würden wir uns dann aber über eine reine Fortsetzung der No More Heroes-Reihe mehr freuen.
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