Dort wo ToeJam und Earl auftauchen, kann man auf jeden Fall immer mit fetten Beats rechnen. Ursprunglich feierten die beiden außergewöhnlichen musikliebenden Aliens im Jahr 1991 auf dem Sega Genesis ihr Debüt und konnten zu diesem Zeitpunkt Kritiker von sich überzeugen. Waren es vor allem die zufallsgenerierten Level und der abgedrehte Humor, was damals für viel Aufsehen und Spaß gesorgt hat.
Jetzt sind ToeJam und Earl mit ToeJam & Earl: Back in the Groove! zurück und setzen auf die alte Stärken der Spielereihe. Finanziert wurde der vierte Teil der Reihe übrigens durch ein Kickstarter-Projekt von Humanature Studios und erzielte sage und schreibe 508.637 $. Ob sich diese Unterstützung seitens der Fans gelohnt hat und wie sich das ungewöhnliche Gameplay heutzutage schlägt, verraten wir euch im Test!
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Mehr InformationenEin neues Raumschiff muss her
Die Handlung vom vierten Ableger der Reihe handelt davon, dass ToeJam und Earl ausversehen ein schwarzes Loch geöffnet haben, woraufhin nicht nur ihr Raumschiff zerstört wurde, auch der blaue Planet ist nur noch in Bruchstücken und verschiedenen Ebenen vorhanden. Es liegt jetzt an euch Ersatzteile auf den unterschiedlichen Etappen des Erdballs zu finden, um euch ein neues Gefährt zu bauen. Dabei stehen euch erstmalig, neben ToeJam und Earl, auch noch weitere Charaktere zur Verfügung.
Ebenfalls besonders, aber auch innerhalb der Serie nicht neu, sind die zufallsgenerierten Level. Zwar versuchte man damit einen gewissen Wiederspielwert zu generieren, leider dürfte dies für die wenigsten Spieler von ToeJam & Earl: Back in the Groove! aber wirklich ein Argument darstellen. Andere Gegner und Gadgets gibt es nämlich vom Typ her auch im zweiten und dritten Durchlauf nicht, lediglich die Struktur der Ebenen unterscheiden sich.
Krasse Geschenke retten den Tag!
Fairerweise müssen wir aber auch dazu sagen, dass die Handlung von ToeJam & Earl: Back in the Groove! eher nettes Beiwerk ist, als dass sie wirklich dazu gedacht ist, Spieler zu begeistern. Ganz anders sieht das mit dem ungewöhnlichen Gameplay aus, welches nur so vor Verrücktheit und Ungewöhnlichkeiten strotzt. Wie schon beschrieben, geht es darum euer Raumschiff zu reparieren.
Damit ihr das bewerkstelligen könnt, müsst ihr verschiedene Abschnitte auf der Erde durchlaufen. Mal reist ihr dabei über grüne Wiesen, ein anderes Mal durchstreift ihr eine weiße Schneelandschaft. Die Struktur der Level wird dabei mit fortgeschrittenem Spielverlauf immer weitläufiger und komplexer. Gespielt wird aus einer halbhohen Vogelperspektive und zu Beginn eurer Reise ist es euch lediglich möglich zu laufen. Erst im laufenden Spielbetrieb werdet ihr immer wieder sogenannte Geschenke, wahlweise heile oder kaputt, finden, die euch zeitlich limitierte Fähigkeiten geben. So könnt ihr beispielsweise mit einem Geschenk besonders schnell rennen oder greift auf Flügel zurück, um einen kleinen Abgrund zu überwinden.
Auch könnt ihr an Bäumen, Häuser und Büschen wackeln. Um hier direkt zu wissen, hinter welchem Objekt sich etwas versteckt, steht euch eine Art „sechster Sinn“ zur Verfügung, den ihr per Knopfdruck aktiviert. Trifft dieser Sinn, angezeigt durch eine kreisförmige von euch ausgehende Aura, ein Gestrüpp mit Loot, wackelt dieses kurz. Neben besagten Präsenten erbeutet ihr dadurch unter anderem Geld, welches ihr auf verschiedene Art und Weisen ausgeben könnt. Zum Beispiel regeneriert ihr mit gekauftem Sushi an dem dafür zuständigen Stand wieder verlorene Lebensenergie. Außerdem gewinnt ihr während eurer Reise an Erfahrungspunkte. Mit jenen könnt ihr eure Statuswerte – beispielsweise Glück, Ausdauer oder Geschwindigkeit – bei dem, wir taufen ihn mal Möhrenmann (Mann im Möhrenkostüm), der immer wieder auf der Karte auftaucht, verbessern.
Abgedrehte Erdlinge
Wer denkt, dass ToeJam und seine Freunde die abgedrehten Charaktere in der Geschichte sind, der hat die Erdlinge in dem Spiel noch nicht gesehen. Diese tauchen sowohl als Verbündete, wie auch als Bösewichte auf. Während euch zum Beispiel vermummte Händler mit Geschenken versorgen, verrückte Wissenschaftler kaputte Geschenke reparieren oder eine übergroße Schildmaid euch vor jeglichen Widersachern beschützt, werdet ihr von Polizisten auf Segways verfolgt, versucht dem betörenden Tanz von Hula-Girls aus dem Weg zu gehen und lasst euch besser nicht von der schwingenden Keule eines wild gewordenen Höhlenmenschen erwischen. Alles in allem erinnert der Stil der Charaktere dabei an Serien wie Rick & Morty, Futurama oder Die Simpsons.
Von roten Telefonen bis zum Dance Battle
Ab und zu warten innerhalb der Level auch rote Telefone oder Parkuhren auf euch. Benutzt ihr diese und habt das nötige Kleingeld bei euch, öffnen diese möglicherweise einen geheimen Weg oder belohnen euch mit einem weiteren Geschenk. Wenn wir schon mal auf „geheime Wege“ zu sprechen kommen, gibt es diese ohnehin auf den einzelnen Ebenen und sind auch stellenweise essenziell notwendig um den nächsten Fahrstuhl, also das Ziel sozusagen, zu finden. Um diese aufzudecken, begebt ihr euch an den Rand der Karte und verbirgt sich hier ein geheimer Pfad, wird dieser kurzerhand aufgedeckt.
Auch werdet ihr immer wieder auf andere Aliens mit Ghettoblastern treffen, wo ihr an einem kleinen Minispiel teilnehmen könnt. Anders gesagt fordert ihr euren Gegenüber zu einem Dance Battle heraus und müsst wahlweise auf vorgegebenen oder von euch selbst kreierte Beats reagieren. Dabei gilt es wie bei einem Rhythmusspiel zur richtigen Zeit die richtige Taste zu drücken.
Habt ihr hingegen den Weg durch eine geheime Tür genommen, kann es passieren, dass das Geschehen kurzerhand die Ansicht eines 2D-Platformers annimmt. Folglich befindet ihr euch, geschätzt, in einer Art Wachsmalwelt. Euer Charakter folgt automatisch einem Notenstrang. Dabei müsst ihr Tore passieren und Hindernissen per Knopfdruck ausweichen. Dafür habt ihr nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung. Schafft ihr es bis zum Ablauf dieser nicht in den nächsten Bereich des Minispiels, werdet ihr im Anschluss wieder auf die Oberwelt teleportiert und spielt das Hauptspiel wie gehabt weiter.
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Mehr InformationenPump up the Jam mit bis zu vier Spieler!
Das Herzstück von ToeJam & Earl: Back to the Groove! ist aber ganz klar der Koop-Modus. Demnach könnt ihr euch mit bis zu vier Mitspielern, wahlweise online oder lokal, auf die Suche der Schiffsteile begeben und die zufallsgenerierten Level erkunden. Entfernt ihr euch dabei zu weit von euren Mitspielern, nimmt der Bildschirm ein Splitscreen-Format an.
Funky Soundtrack und smoothe Bewegungen
Die Optik des Spiels wirkt gleichermaßen kunterbunt, wie auch positiv bizarr und erinnert, weiter oben haben wir es schon erwähnt, an den Stil von Futurama und Co. Für die akustische Untermalung ist ebenfalls mit humorvollen Dialogen und einem stimmigen Funk-Soundtrack gesorgt. Die Gespräche sind ansprechend in englischer Sprache vertont und lassen sich zudem mit der Hilfe von deutschen Bildschirmtexten gut verstehen.
Lediglich die Bewegungsabläufe und die Steuerung der spielbaren Charaktere wirken ein wenig träge und schwammig.
Fazit:
ToeJam & Earl: Back in the Groove! setzt den Fokus auf ein unübliches Gameplay, welches den Verdacht weckt, dass es selber nicht ganz weiß, in welche Schublade man es stecken soll. Mal wird unser Erkundungsdrang durch die zufallsgenerierten Level immer wieder geweckt, wie wir es aus Adventures kennen, ein anderes Mal befinden wir uns in einem Rhythmusspiel oder überspringen mit dem richtigen Geschenk verschiedene Abgründe wie bei einem – wir nennen es mal – Jump ’n‘ Run-Lite. Und so bizarr und skurril das ganze auch klingen vermag, funktioniert diese Verzahnung einzelner Elemente, garniert durch positive Bizarrheit, selbst im Koop-Modus, auch in der heutigen Zeit noch hervorragend. Spieler, welche schon früher mit ToeJam und seinen Freunden etwas anfangen konnten, werden auch hier wieder glücklich gemacht.
Lediglich die entbehrliche Handlung hätte man ein wenig besser ausschmücken können. Auch dürfte der erwünschte Wiederspielwert, trotz zufällig generierter Level, nicht ganz so hoch ausfällt, wie man sich vielleicht seitens der Entwickler erhofft hätte. Das liegt zum einen an der besagten Story und auch die unpräzise Steuerung trägt ihren Teil dazu bei.