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Rage 2 im Test

Während man bei den Avalanche Studios an Just Cause denkt, dürfte sich id Software vor allem durch das actionreiche DOOM auszeichnen. Die beiden Titel sind vor allem durch wilde Schusswechsel, Horden von Gegnern und einer ordentlichen Prise Chaos bekannt. Schon vor gut acht Jahren haben sich die beiden Entwickler zusammengetan und haben mit Rage einen Shooter veröffentlicht, welcher genau diese Aspekte mit sich brachte. Jetzt haben die beiden Studios erneut miteinander kooperiert und brachten mit Rage 2 den offiziellen Nachfolger der chaotischen Ballerei auf den Markt. Garniert mit einer großen Kelle Humor und einem einzigartigen Gunplay möchte man an dem Erfolg des Vorgängers festhalten und diesen sogar noch übertreffen. In unserem Test verraten wir euch, ob dieses Vorhaben gelungen ist.

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Rage 2 – Ballern bis der Frosch die Locken verliert

Eigentlich fange ich in meinen Tests immer recht gerne mit der Story eines Spiels. Bei Rage 2 fällt diese aber so marginal aus, dass ich erst zu einem späteren Zeitpunkt auf diese eingehe.

Rage 2
Erfinderischer Mutant: Da hat der gute Mann doch glatt seine alte Schuhsohle zur Stichwaffe umfunktioniert!

Ganz anders sieht es mit dem bereits genannten Gunplay aus, welches sich in unserer Testsession als wahres Herzstück des Actionspiels offenbart. Wenn man id Software nämlich eines hoch anrechnen muss, dann ist es einfach – mit einem Augenzwinkern in Richtung DOOM – dass sie wissen, wie Waffen zu funktionieren haben. Selten waren Schusswechsel so intensiv und das Feedback dieser so hervorragend umgesetzt, wie es bei Rage 2 der Fall ist. Um euren Gegnern ordentlich Blei in der Allerwertesten zu jagen, bedarf es natürlich ein ordentliches Waffenarsenal. Dabei reicht das Repertoire von der obligatorischen Schrotflinte, über einen smarten Raketenwerfer, bis hin zu Exoten wie einer Impulskanone oder der aus DOOM bekannten BFG 9000. Damit aber noch nicht genug, kommt jede Waffe mit einem alternativen Feuermodus daher, sodass ihr mit der Schrotflinte zum Beispiele eure Feinde an eine Wand oder über einen Abgrund katapultieren könnt, sobald ihr in Kimme und Korn auf sie schießt.

Rage 2 Guide: So erhaltet ihr die BFG 9000 aus DOOM


Vom Badass zum Super-Badass

Zusätzlich wird Walker – seines Zeichens spielbarer Held der Geschiche – durch Nanotriten unterstützt. Am ehesten sind die Dinger mit Superkräfte vergleichbar. Diese erlauben es Walker unter anderem zerstörerische Slams, nützliche Grav-Sprünge oder leichtfüßige Ausweichmanöver in Form von Dashes auszuführen.  Auch lassen sich mit diesen Gegner durch einen ordentlichen Hieb in die nächste Wand befördern oder ihr haut sie, aufgrund der recht offenen Umgangsweise von Gewaltdarstellungen, einfach komplett aus den Latschen.

Die kurzweiligen superkräfte sorgen dafür, dass ihr ziemlich schnell zum badass des Ödlands werdet.

Nanotriten und neue Waffen findet ihr übrigens in Archen, welche im ganzen Ödland verstreut sind. Außerdem könnt ihr Anzug, Waffen und Superkräfte durch das Ausgeben einer bestimmten Anzahl von Feltriten noch weiter verbessern. So verringert ihr beispielsweise das Nachladetempo eurer Schrotflinte, erhöht die Robustheit eures Anzugs oder ergänzt den Grav-Sprung mit einem zusätzlichen Schub, um praktische Doppelsprünge auszuführen. 

Rage 2
Manchmal stellen sich euch sogar größere Feinde entgegen.

Wunderschönes aber lebloses Ödland

Dessen ungeachtet ist es ein wenig schwer die Open-World von Rage 2 anständig zu bewerten. Wir befinden uns in einer klassischen Gut-gegen-Böse-Handlung, welche halt nun mal in einer postapokalyptischen Welt spielt. Zu Beginn der fünfstündigen Kampagne, sofern ihr die Nebenmissionen erstmal auf die Seite schiebt, habt ihr die Wahl zwischen einem männlichen oder einer weiblichen Walker. Das Geschlecht hat dabei keine Auswirkungen auf die Dialoge oder dem sonstigen Verlauf der Handlung. Obgleich sich die Handlung dabei auf das Wesentliche beschränkt und nicht unbedingt viel Platz für Plot Twists oder erzählerischer Tiefe bietet, ist sie dennoch bestückt mit zahlreichen kurioser Figuren und einer großen Schaufel Humor. Manchmal trifft man sogar auf bekannte Gesichter aus dem Vorgänger. So übernimmt zum Beispiel Loosum Hagar im späteren Spielverlauf die Rolle eines Questgebers.

Wunderschöne Open-world die viel potenzial liegen lässt.

Wie es sich natürlich für ein postapokalyptisches Szenario gehört, fällt die Welt von Rage 2 auf der einen Seite natürlich verständlich leer aus. Auf der anderen Seite allerdings blutet das Spielerherz, weil sie einfach zu schön ist, um so wenig genutzt zu werden. Vom trostlosen Ödland, über Dschungelgebiete, bis hin zu verlassenen Ruinen ist alles vorhanden. Das Problem nur: Es ist einfach abseits der Wege nichts los. Faktisch gesehen wird euch, abgesehen von den erwähnten Archen, kein erkenntlicher Grund geboten die Welt von Rage 2 genauer zu untersuchen. Und wie schon erwähnt ist das zum einen „realitätsnah“, wenn man bedenkt, in was für einer Welt man sich befindet, zum anderen fühlt es sich aber irgendwie nach verschenktem Potenzial an und das ist bei der eigentlich gelungenen Welt des Titels sehr schade.

Wie in Mad Max heizt ihr mit verrückten Flitzern durch das staubige Ödland.

Mad Max als Lichtblick für die repetitiven Nebenmissionen

Ähnlich fällt es leider auch mit den sich immer wiederholenden Nebenmissionen aus. Sind diese zwar zahlreich vorhanden, laufen diese in der Regel immer nach demselben Muster ab. Ihr nehmt die Quest an, sucht euch einen fahrbaren Untersatz, fahrt zu dem Zielpunkt und ballert dort jeden Mutanten über den Haufen, der sich euch entgegenstellt. Für ein wenig Abwechslung sorgen dabei immerhin die immer wieder auftauchenden Crusher. Diese mürrischen und besonders großen Ganoven verlangen von euch zwar eine kleine Taktikänderung und verschlingen deutlich mehr Kugeln als ihre kleineren Kollegen, fallen aber auf Dauer ebenfalls recht repetitiv aus. Wenigstens lässt sich der Weg dahin nicht nur mit dem Phoenix bestreiten, sondern ihr dürft auch die Vehikel vom Straßenrand zur Fortbewegung nutzen und euren Fuhrpark mit ihnen erweitern. Dadurch erhaltet ihr Zugang zu schnittige Motorräder, plättenden Monstertrucks oder einem sehr nützlichen Schwebebike. Schnellreisepunkte sind übrigens rar gesät, sodass gerade das letztgenannte Fahrzeug sehr hilfreich ist.

Die nebenmissionen sind zwar zahlreich, fallen aber demgegenüber nicht wirklich abwechslungsreich aus.

Rage 2
Wenn schon abtreten, dann wenigstens mit Stil und durch die Beine schießend!

Einziger Lichtblick in Bezug auf die Nebenaufgaben sind die gepanzerten Konvois. Hier klemmt ihr euch hinter das Steuer des Phoenix und jagt in bester Mad Max einen Konvoi auf den sandigen Straßen hinterher. Nicht nur das hier kräftig geballert wird und ordentlich Metall auf der Strecke bleibt, auch fallen diese Quests besonders herausfordernd aus. Empfehlenswert sind diese Aufträge demnach also erst, wenn ihr euren fahrbaren Untersatz schon etwas verbessert habt. Ansonsten werdet ihr wahrscheinlich schon recht schnell mit einem Totalschaden auf der Strecke bleiben. Neben der ganzen Action dürft ihr zudem euren Bleifuß in Rennmissionen auf die Probe stellen. Alles in allem reichen aber weder die Konvois, noch die Rennen dafür aus, um das stumpfe Missionsdesign doch noch irgendwie zu retten.


Technisch mehr als gelungen

Im Bereich der Technik darf man Rage 2 allerdings einfach keinen Strick drehen. Die Panoramen sind wunderschön und die verrückte Welt wird durch herrlich absurde Charaktermodelle bevölkert. Die deutsche Synchronisation der Dialoge geht ebenfalls in Ordnung und wenn man das Gunplay schon mit solch Lobgesängen in die Höhe lobt, muss man die brachialen und stimmigen Waffensounds ebenfalls besonders hervorheben. Außerdem läuft der Titel zumindest auf der Xbox One X zu jederzeit flüssig. Den einzigen wirklich spürbaren Makel ist die unterdurchschnittliche KI der Gegnerhorden. Diese machen nämlich nur das Nötigste und das beschränkt sich meistens lediglich darauf, dass sie blind in eure Kugeln laufen.

Die Charaktermodelle sehen hervorragend aus.

Fazit:Award

Zugegeben: Rage 2 ist nicht sonderlich einfach zu bewerten. Auf der einen Seite haben wir eine postapokalyptische Gut-gegen-Böse-Story, wo die Leblosigkeit der vorhandenen Open-World wie die Faust aufs Auge passt. Andererseits hatte ich aufgrund meines Wissens, dass es einfach nichts zu entdecken gibt, immer wieder während der Fahrt durch die so hervorragend gestalteten Szenerien ein flaues Gefühl im Magen. Die Welt schreit förmlich danach: „Komm schon, erkunde mich!“ Aber am Ende findet man als Spieler leider nichts Anderes außer Sand, Rasen, Büsche oder was auch immer sonst halt in dem jeweiligen Gebiet gerade an der Tagesordnung steht. Gepaart mit den repetitiven Nebenmissionen und der unterdurchschnittlichen KI der Mutanten sind das die größten Kritikpunkte, welche sich Rage 2 gefallen lassen muss.

Und obwohl dass alles schade ist, ist der Shooter ganz weit entfernt davon ein schlechtes Spiel zu sein. Man kann hier fast schon sagen, dass das irgendwo ein Meckern auf hohem Niveau ist. Man darf nämlich in keinster Weise vergessen, dass es sich hierbei um einen Shooter handelt und nicht um ein umfangreiches Rollenspiel. Beachtet man dies, macht Rage 2 nämlich eine ganze Menge richtig. Das Gunplay im Zusammenspiel mit den zahlreichen Superkräften geht leicht von der Hand und funktioniert großartig. Immer wieder spielt man sich in den intensiven Feuergefechten in einen Flow, während man die einzelnen Aktionen miteinander verkettet.  Des Weiteren wird bei dem Shooter der Humor großgeschrieben und man merkt ständig, dass sich Rage 2 selber nicht so ernst nimmt.

Dementsprechend wollen wir auch eine klare Kaufempfehlung für alle unter euch aussprechen, die nach Feierabend einfach mal den Kopf abschalten wollen und/oder gerne DOOM oder Just Cause spielen. Seid ihr hingegen jemand dem es nach einer etwas umfangreicheren und ernsteren Story dürstet, ist vielleicht eher sowas wie Metro Exodus das richtige Spiel für euch.


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