Image default
Switch Tests

Pokémon Schwert & Schild im Test

Mit Pokémon Schwert und Pokémon Schild veröffentlichen Game Freak und Nintendo die ersten großen Rollenspiele der Pokémon-Reihe für eine stationäre Konsole. Nachdem die beiden Pokémon Let’s Go!-Spiele aus dem vergangenen Jahr auf eine etwas abgewandelte Spielmechanik gesetzt haben, erwartet euch mit Pokémon Schwert und Schild das altbekannte Rezept der Pokémon-Jagd. Doch bereits vor dem Release rief das neue Abenteuer der Taschenmonster kontroverse Diskussionen hervor. Fans zeigten sich enttäuscht über die Entscheidung der Entwickler, dass in den beiden Rollenspielen nicht alle Taschenmonster der über 20-jährigen Geschichte vorhanden sein werden und auch die technische Seite sorgte vielerorts für Stirnrunzeln. Ob sich die Abenteuer in der brandneuen und von Großbritannien inspirierten Spielregion, Galar, dennoch als Spielspaßgarant beweisen, verraten wir euch in folgendem Testbericht.

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen


Ein neues Abenteuer wartet

Mit Pokémon Schwert und Pokémon Schild erwartet euch ein brandneues Abenteuer in einer völlig neuen Region mit vielen neuen Ideen, aber auch dem Wegfall von Altbekanntem. So ist es erstmals nicht möglich alle bisherigen Pokémon in die beiden neuen Editionen zu übertragen. Dadurch fielen allerdings auch einige Fan-Lieblinge der ersten Stunde der Schnittschere zum Opfer und aktuell sieht es auch nicht danach aus, dass diese noch nachträglich ihren Weg in die Abenteuer finden werden. Unterm Strich dürft ihr euch somit über 435 Taschenmonster freuen. Noch immer eine stattliche Zahl, die einigen Fans allerdings deutlich zu gering ausfällt.

Am eigentlichen Spielprinzip ändert sich dadurch natürlich nichts. Wie gewohnt starten wir als ambitionierter Nachwuchstrainer in unsere Laufbahn als Pokémon-Trainer. Dabei habt ihr die Wahl zwischen einer weiblichen Trainerin als auch einem männlichen Trainer. Diesmal ist zudem eine umfangreiche Individualisierung und Personalisierung des Helden möglich. Kurz darauf beginnt auch schon unsere Abenteuerreise in der Galar-Region. Selbige startet allerdings nicht wie gewohnt durch die Begrüßung von einem Pokémon-Professor, sondern durch den Präsidenten der sogenannten „Arena-Challenge“ Rose. Dieser lädt die Trainer der Galar-Region ein sich der Challenge zu stellen, um so eine Chance zu erhalten, dem mächtigen Champ der Liga, Delion, entgegen treten zu können.

Interessanterweise ist Delion zugleich auch der Bruder von unserem besten Kumpel Hop. Sodass wir Delion zu Beginn des Spiels direkt kennen lernen dürfen und er uns dazu ermutigt an der Arena-Challenge teilzunehmen. Als kleine Unterstützung in unser Leben als Pokémon-Trainer erhalten wir dann auch direkt unser Starter-Pokémon. Diesmal haben wir die Auswahl zwischen Chimpep dem kleinen Äffchen zugleich Pflanzen Pokémon. Hopplo, dem Feuerhasen und der Echse Memmeon, die dem Wasser-Element angehört.

Gestatten: Das sind die neuen Starter-Pokémon | ©Nintendo

Neue und alte Features in der Pokémon-Welt

Egal für welches der drei Pokémon ihr euch auch entscheiden werdet, so werdet ihr früher oder später auf die neuen Features der aktuellen Pokémon-Generation treffen. Neu in Pokémon Schwert und Schild ist das „Dynamax“-Feature. Mit dieser Funktion wachsen die Taschenmonster zu einer stattlichen Größe heran, was sich auch auf deren Stärke und Angriffe auswirkt. Ein Pokémon kann für bis zu drei Runden innerhalb eines Kampfes „dynamaximiert“ werden. In dieser Zeit verfügt euer Schützling über sogenannte „Dyna-Attacken“, die besonders kraftvoll sind und somit für reichlich Schaden sorgen. Das Feature erinnert ein bisschen an eine Mischung aus den „Mega-Entwicklungen“ und „Z-Moves“ der vergangenen Serienteile. Die Besonderheit ist allerdings diesmal, dass ihr das Dynamax-Feature nur während der Kämpfe gegen die Arena-Leiter und bei den Pokémon-Raids einsetzen könnt.

Darüber hinaus gibt es auch noch die „Gigadynamaximierung“ der Pokémon. Dieses Feature ist allerdings nur bei 25 Taschenmonstern verfügbar und kann von euch quasi auch erst mit Beendigung der Haupt-Story genutzt werden. Gigadynamaximierte Pokémon erhalten in ihrer neuen Form nicht nur ein abgewandeltes Erscheinungsbild, sondern auch einen Kraftschub und spezielle Attacken. Speziell in Online-Kämpfen fügt dieses Feature daher noch einmal eine gewisse taktische Komponente ins Spielgeschehen.

Davon abgesehen erfolgt der Spielverlauf vertraut. Ihr reist mit eurem Pokémon-Team durch die Galar-Region, besucht charmante Städte, streift durch die neue Natur-Zone (dazu im nächsten Absatz mehr), kämpft gegen andere Pokémon-Trainer und nehmt an der Trainer-Challenge teil. Richtig gehört: Das traditionelle Konzept der Arenen hat diesmal ausgedient. Zwar ist die Trainer-Challenge ähnlich aufgebaut wie die einzelnen Arenen-Kämpfe der letzten Serienteile, dennoch bieten sie den einen oder anderen neuen Twist und eine willkommene Herausforderung für den Trainer-Alltag. Mal müssen wir ein Schalterrätsel lösen oder eine Herde Pokémon in eine bestimmte Zone treiben.

Die Städte sind charmant gestaltet und laden zu Erkundungen ein.
© Nintendo

Pokémon so weit das Auge reicht & die Naturzone

Ebenfalls eine willkommene Entscheidung der Entwickler ist die Tatsache, dass ihr die Pokémon in der Spielwelt sehen könnt. Somit ist eine gezielte Jagd nach bestimmten Taschenmonstern möglich. Berührt ihr ein Pokémon startet ihr mit dem rundenbasierten Gefecht. Witziges Detail am Rande: Die Pokémon legen in der Wildnis immer wieder unterschiedliche Verhaltensmuster an den Tag. Manche ergreifen gern die Flucht, während andere freudig auf euch zu stürmen und einem Kampf nicht abgeneigt sind. Das Ganze erinnert ein wenig an die Pokémon Let’s Go!-Spiele aus dem Vorjahr, doch glücklicherweise wurde wieder auf das alte Fang-System vertraut. Auch hier gibt es ein paar Änderungen. So könnt ihr Pokébälle direkt per Knopfdruck aktivieren, anstatt sie erst über ein Menü auszuwählen, wodurch etwas mehr Komfort geboten wird. 

Einen neuen Spielplatz für eure Jagd nach Pokémon stellt die brandneue Naturzone dar. Dies ist ein weitgehend offener Bereich der Spielwelt, den ihr nach wilden Taschenmonstern absuchen könnt. Die Naturzone verbindet einige Ortschaften von Galar miteinander, sodass ihr diese im Spielverlauf auch immer wieder durchqueren müsst. Hier tummeln sich zahlreiche Vertreter der begehrten Monster, die sogar teilweise ein sehr hohes Level innehaben können. Leider stehen der Pokémon-Jagd vor allem zu Beginn einige Beschränkungen im Weg. Abhängig von eurem Spielfortschritt lassen sich starke Pokémon erst ab einem bestimmten Orden fangen. Dies kann somit durchaus für Frust sorgen, wenn ihr auf ein selteneres Pokémon trefft, selbiges dann allerdings nicht fangen dürft. 

Nichtsdestotrotz ist die Naturzone eine schöne Ergänzung und kann durchaus die eine oder andere Spielstunde verschlingen. Zudem legt ihr mit stetigem Spielfortschritt immer neue Bereiche der Zone frei, die zuvor noch nicht zugänglich waren. Ebenfalls neu in der Naturzone sind die Pokémon-Raids. Dies sind Kämpfe gegen besonders starke Pokémon. Hierfür treten vier Spieler (online oder bei Bedarf mit der K.I.) gegen ein dynamaximiertes Pokémon an. Seid ihr siegreich habt ihr die Möglichkeit das Pokémon zu fangen und eurem Team hinzuzufügen. Als kleinen Anreiz gibt es sogar temporäre Event-Raids, bei denen ihr besonders seltene Pokémon ergattern könnt.

In den Raids könnt ihr euch seltene Pokémon schnappen.
© Nintendo

Ernüchternde Technik

Wo wir gerade bei der Naturzone sind, kommen wir auch gleich zum Sorgenkind von Pokémon Schwert und Schild. Dies sind die Präsentation und technische Umsetzung des Abenteuers. Gerade die Optik sorgte bereits vor der Veröffentlichung für kritische Stimmen und auch das fertige Produkt kann leider nicht alle Zweifel wegwischen. Gerade die Naturzone leidet unter zahlreichen Pop-Ups und Detailarmut, wie man sie auf der Nintendo Switch nicht unbedingt erwartet hätte. Zudem wirken die stetig wechselnden Witterungsbedingungen sehr willkürlich und unrealistisch. Auch während der Kämpfe müssen sich die Entwickler Kritik gefallen lassen. Zur Ankündigung hieß es noch, dass Game Freak alle Pokémon neu modelliert habe und in den Kämpfen dank neuer Animationen für frischen Wind sorgen würde. Dieses Vorhaben kann leider nicht bestätigt werden. Die meisten Animationen sind augenscheinlich aus den Vorgängerspielen übernommen und wirken teilweise angestaubt. Immerhin ist es in der Naturzone nun erstmals in einem Pokémon-Spiel möglich die Kamera frei zu drehen, um so stets den Überblick zu bewahren.

Dem gegenüber stehen aber auch positive Seiten. Abseits der Naturzone erwarten euch zum Großteil liebevoll gestaltete Ortschaften, die abwechslungsreich gestaltet wurden. Auch die Designs der neuen Galar-Pokémon können überzeugen und sind kreativ ausgefallen. Etwas mehr Mut hätten wir uns zudem seitens der Vertonung gewünscht. Obwohl Pokémon Schwert und Schild vergleichsweise viele Zwischensequenzen bieten, bleiben die Protagonisten das gesamte Spiel hinweg stumm. Hier wird eindeutig Potenzial verschenkt, da ein Voice-Acting mit Sicherheit für dichtere Atmosphäre gesorgt hätte.

Wenig beeindruckend: Die Optik in der Naturzone wirkt sehr detailarm.
© Nintendo

Einsteigerfreundliches Abenteuer

Lassen wir die technischen Ärgernisse und den Wegfall des National-Dex mal außen vor, erwartet uns mit Pokémon Schwert & Schild ein gelungener Einstand der RPG-Reihe auf der Nintendo Switch. Dieser fällt zugleich auch so einsteigerfreundlich wie nie zuvor aus. Viele Komfortfeatures erleichtern den Alltag eines Pokémon-Trainers und sorgen für mehr Spielfluss. So könnt ihr euer Pokémon-Team zu jederzeit verwalten und auf eure Pokémon-Boxen zurückgreifen.

Ebenso verfügt ihr bereits nach recht kurzer Spieldauer über eine Schnellreisefunktion, um zu bereits besuchten Orten ohne lange Laufwege zu gelangen. Auch das Training der Pokémon wird in den beiden neuen Serienteilen deutlich erleichtert und beschleunigt. So erhalten nach einem Kampf alle Pokémon in eurem aktiven Team Erfahrungspunkte gut geschrieben. In unseren Augen eine gute Änderung, da man so auch die schwächeren Pokémon vergleichsweise flott aufleveln kann, ohne ständig das Team während eines Kampfes durchzuwechseln.

Aber auch während der Kämpfe wird Einsteigern etwas unter die Arme gegriffen. Kämpft ihr beispielsweise ein zweites Mal gegen ein bestimmtes Pokémon, so wird euch neben der Attacke angezeigt, ob diese gegen euer Gegenüber effektiv oder nicht effektiv ist. Dies erleichtert vor allem Neulingen den Einstieg in das Kampfsystem und die Elemente dahinter.

Eine weitere interessante Neuerung stellt das Camping dar. Erstmals können wir in der Naturzone und auch auf einigen Routen unser kleines Pokécamp aufbauen und dort mit unseren Taschenmonstern interagieren. Im Camp lassen sich mit gesammelten Zutaten Currys für unsere Taschenmonster zubereiten. So lassen sich Schadenspunkte regenerieren und mit besonderen Currys sogar Effekte wie den Zugewinn von Erfahrungspunkten erzielen – es lohnt sich also etwas herumzuexperimentieren. Zusätzlich könnt ihr in den Camps auch mit den Pokémon spielen und somit deren Zuneigung zu euch steigern. Dies wirkt sich ebenfalls positiv auf deren Fähigkeiten in den Kämpfen aus, da sie so häufiger einen „Volltreffer“ landen oder auch mal Statusprobleme von alleine beseitigen.

Endlich könnt ihr euren Charakter sehr stark individualisieren.
© Nintendo

Online-Spaß und mehr

Neben der Story-Line, die euch gut 15 bis 20 Stunden an die Nintendo Switch fesseln wird, warten in Pokémon Schwert & Schild natürlich noch einige weitere Aufgaben auf euch. Nach der Hauptstory erwarten euch ein kurzweiliges Post-Game sowie der Kampfturm. In letzterem könnt ihr gegen andere Trainer antreten, um seltene Items zu ergattern.

Wem das dann noch nicht genug ist, der kann zum einen die über 400 Pokémon im Spiel fangen, um den PokéDex zu vervollständigen oder aber sein eigenes Team trainieren, um es gegen andere Pokémon-Spieler antreten zu lassen.

Hierfür steht euch ein Online-Mehrspielermodus bereit. In diesem könnt ihr nicht nur gegen andere Trainer kämpfen, sondern auch Taschenmonster tauschen oder die witzigen Liga-Karten tauschen. Auch ein Turnier-Modus ist mit an Bord, der für Langzeitmotivation sorgen soll. Während unseres Tests hatten wir mit keinerlei technischer Probleme zu kämpfen. Auch die Verbindungsqualität während der Kämpfe war stets gut.

Let’s Fight: Die Kämpfe sind weiterhin eines der Kernelemente von Pokémon Schwert & Schild
© Nintendo

Fazit:

Pokémon Schwert und Schild erfinden das Rad sicherlich nicht neu und dennoch stellen sie trotz der teilweise durchaus berechtigten Kritik einen guten Einstand auf der Nintendo Switch dar. Viele Komfortfeatures entschlacken und beschleunigen den Trainer-Alltag und obendrein gibt es viele schöne Neuerungen wie beispielsweise die Naturzone, auch wenn diese technisch eine kleine Enttäuschung darstellt. Die hinzugewonnenen Freiheiten der Naturzone sind toll und man kann wirklich viel Zeit in die Pokémon-Hatz investieren. Dennoch wird man den Eindruck nicht los, dass den Entwicklern etwas die Zeit ausgegangen ist oder Awarddas sie einfach zu faul waren, um so viel Liebe zum Detail einfließen zu lassen, wie man es gewöhnlich erwartet hätte. Game Freak haben hier und da einfach zu viel Potenzial ungenutzt, sodass der ganz große „Wow-Effekt“, den man sich vom ersten großen Pokémon-Spiel für eine stationäre Konsole erwartet hätte, einfach ausbleibt. Nichtsdestotrotz ist dies Meckern auf hohem Niveau. Spielerisch sind auch Pokémon Schwert und Schild mehr als erhaben. Die Charaktere sind sympathisch und vor allem die abwechslungsreichen Städte im Spiel können punkten. Der Umstand, dass ihr diesmal nicht „alle“ Pokémon fangen oder ins Spiel übertragen könnt, hat mich persönlich nicht zu sehr gestört, denn ihr könnt weiterhinüber 400 Taschenmonster sammeln, was euch durchaus für einige Stunden beschäftigen sollte. Ein kleiner fadenscheiniger Beigeschmack bleibt dennoch, hatte Game Freak doch zunächst immer wieder bekräftigt, dass der Grund für den Wegfall der übrigen Pokémon schlicht der sei, dass man die Animationen der Racker überarbeiten möchte, was im Endprodukt dann allerdings definitiv nicht der Fall ist. Man kann nur hoffen, dass man es sich mit dieser Entscheidung nicht bei zu vielen Fans verscherzt, denn grundsätzlich sind die beiden Rollenspiele eine spaßige Spielerfahrung, mit guten neuen Ansätzen, die in einer möglichen Fortsetzung hoffentlich weiter optimiert werden.


Nintendo hat uns mit einem Rezenzionscode des Spieles für die Anfertigung des Testberichtes ausgestattet.

 

Related posts

eFootball PES 2020 im Test

Lars Schulze

Age of Wonders: Planetfall im Test

Philipp Briel

Harveys Neue Augen (Nintendo Switch) im Test

Christian Ibe