Alle Jahre wieder buhlen PES und FIFA um die Gunst der Fußball-Fans. Bevor EA Ende des Monats FIFA 19 loslässt, geht die Konkurrenz aus dem Hause Konami, PES 2019, mit gekonnten Dribblings mit mehreren Toren in Führung. Warum das neue Pro Evolution Soccer trotz spielerischer Stärken jedoch keinen leichten Stand hat, verrät euch unser Test.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenPES 2019: Schlechte Vorzeichen?
Schon weit vor der Veröffentlichung zogen düstere Wolken über dem Himmel von PES 2019 auf, immerhin konnte sich die Konkurrenz mit der Europa und Champions League zwei wichtige Lizenzen sichern, die jahrelang in der Hand von Konami waren. Wenig später wechselte mit Borussia Dortmund auch einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten deutschen Clubs zu EA.
Serienfans wissen, dass das Thema Lizenzen schon immer ein leidiges war. Auch in diesem Jahr sieht das leider nicht besser aus. Aus Juventus Turin wird kurzerhand PM Black White, Real Madrid heißt MD White. Durch das Fehlen bekannter Teams oder der Bundesliga geht dem Kick eine gehörige Portion Authentizität verloren. Immerhin dürft ihr euch über neue Premium-Partnerschaften freuen, beispielsweise mit dem FC Liverpool, dem FC Barcelona oder Schalke 04.
Vor allem bei den Premium-Teams zeigt PES 2019 seine überragende Atmosphäre.
Knapp 20 echte Teams haben es in PES 2019 geschafft, außerdem angelte sich Konami die Rechte für 14 neue Ligen. Alle Mannschaften der 1. niederländischen Liga oder aus Dänemark laufen also mit ihren richtigen Namen, ihren Original-Stadien und den entsprechenden Besonderheiten auf. Besonders bei den Premium-Partnern haben die Entwickler mächtig an der Atmosphäre geschraubt. Der Einlauf im eigenen Stadion, Fans die Fahnen schwenken und die Original-Spieler sorgen für echtes Fußball-Feeling. Doch so manchem Fan reicht das vermutlich nicht, zumal südamerikanische Ligen hier in Europa niemanden hinter dem Ofen vor locken.
Doch wie heißt es so schön: Die Wahrheit liegt auf dem Platz. Und genau dort legt PES 2019 in diesem Jahr noch einmal kräftig zu.
Der Ball ist rund… und seine Physik auch
Die (durchaus hitzige) Debatte, welches Fußball-Game nun spielerisch das Beste sei, hält sich seit vielen Jahren. Dabei ist die Beliebtheit der FIFA-Serie ungebrochen, wenngleich Konami seit Jahren mit dem realistischeren Abbild des Sports punktet. Auch PES 2019 macht da keine Ausnahme: Wieder einmal haben die Entwickler an den richtigen Schrauben gedreht, um ein noch besseres Spielerlebnis auf den Bildschirm zu zaubern – wenn auch nur im Detail.
Vor allem die Ballphysik wurde einem umfangreichen Update unterzogen und präsentiert sich in diesem Jahr realistischer denn je. Noch immer sind Flanken ein probates Mittel, um zum Torerfolg zu kommen. Damit das Runde aber tatsächlich im Eckigen landet, müsst ihr diesmal jedoch auf Timing und Körperhaltung des Stürmers achten. Auch bei normalen Torschüssen kommt es nun häufiger zu Abprallern. Dank realistischer Ballphysik kommt PES 2019 dem echten Sport ziemlich nahe: Das Leder reagiert jederzeit realitätsnah auf das Spielgeschehen, das sorgt im laufenden Spiel für überraschende Situationen und dafür, dass sich kein Match anfühlt, wie das vorangegangene. Klassische „FIFA-Tore“, die bei der Konkurrenz immer funktionieren, gibt es nicht.
PES 2019 verbessert das bereits gelungene Gameplay des Vorgängers nochmals deutlich.
Die Veränderungen im Gameplay dürften aber nur Fans des Vorgängers wirklich ins Auge springen. Jedenfalls fühlen sich die überarbeiteten Schüsse fast genauso an, wie im Vorjahr. Allerdings spielt hier eure Position zum Ball eine deutlich wichtigere Rolle. Ist euer Spieler in Rückenlage oder nicht richtig positioniert, wird aus dem geplanten, kraftvollen Abschluss kurzerhand ein harmloser Kullerball. Kopfbälle und Schüsse von außerhalb des Strafraums führen zudem deutlich seltener zum Erfolg. Auch das trägt zum verbesserten Spielgefühl bei. Besonders, da die Torhüter diese Bälle – speziell wenn die Angreifer durch einen Abwehrspieler verdeckt sind – deutlich öfter abprallen lassen. Das ist eure Chance, das Leder im zweiten Anlauf dann doch noch einzunetzen.
Angeschnittene Innenrist-Schüsse fallen jedoch abermals zu mächtig aus. Auch die KI der Torhüter kann nicht vollends überzeugen. Zwar liefern die Keeper zumeist einen guten Job ab, laufen dafür jedoch viel zu zögerlich heraus.
Ein Fest für Taktiker
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenDie wichtigste Neuerung von PES 2019 wird vor allem Taktik-Füchse freuen: So umfangreiche Möglichkeiten, euren eigenen Spielstil umzusetzen, gab es bislang jedenfalls noch nie. Von einfachen Laufwegen über perfekt vorgetragene Konter könnt ihr in diesem Jahr euer Spiel genau so aufziehen, wie ihr es gerne möchtet.
In Kombination mit dem verringerten Spieltempo habt ihr so perfekt die Möglichkeit, langsam euren Spielaufbau zu planen und kurzerhand zum schnellen Umschaltspiel zu wechseln und euren Gegner zu überraschen. Schnell wird klar: Spielerisch macht PES 2019 abermals einen Schritt nach vorne.
Hinzu gesellt sich die Neuerung, Spieler bei einer Unterbrechung schnell auszuwechseln, ohne dafür den Umweg ins Menü in Kauf zu nehmen. Das hält das Spieltempo auf angenehme Art und Weise aufrecht, wenn euren Profis wieder einmal die Puste ausgeht. Apropos Puste: Wenn ihr regelmäßig auf den 16er eures Gegners zustürmt und mit durchgedrückter Sprint-Taste über den Platz jagt, geht auch dem fittesten Star irgendwann mal die Puste aus.
So auch in PES 2019. Ok, Spieler-Ermüdung ist Nichts neues, doch in diesem Jahr wird euch das auch optisch dargestellt – nicht bloß anhand eines Ausdauerbalkens. Anfangs stemmt der Spieler noch seine Hände in die Hüften und ringt nach Luft. Doch wenn ihr seine Zeichen ignoriert, kann es sein, dass er irgendwann von Krämpfen geplagt zu Boden geht. Spieler signalisieren, wenn sie ausgewechselt werden wollen und diesem Wunsch solltet ihr auch nachkommen.
Langweilige Modi
Die größte Schwäche von PES 2019 ist allerdings die Stagnation in seinen Spielmodi, die dem Fußballspiel in diesem Jahr das Genick brechen könnte. Immerhin erwarten euch bei der Konkurrenz mit einem packenden Story-Modus, Frauenfußball oder den wöchentlichen Ultimate-Team-Updates vielfältige Optionen, um euch auch abseits der schnellen Matches monatelang bei Laune zu halten.
Und Pro Evo? Die Meisterliga hat sich quasi gar nicht verändert, trotz neuem International Champions Cup. Hinzu gesellen sich die obligatorischen Turniere und Ligen, in denen ihr ein Spiel nach dem anderen absolviert, sowie der altbekannte „Werde zur Legende“-Modus. Kennt man alles und spielt sich, trotz neuer und übersichtlicherer Menüs, wie immer.
Der verbesserte myclub-Modus ist das Highlight von PES 2019
Einzige Ausnahme ist der „myClub“-Modus. Das PES-Äquivalent zu FIFAs Ultimate Team. Hier hat Konami in diesem Jahr kräftig zugelegt und einiges bei der Konkurrenz abgeschaut. So erwarten euch diesmal ebenfalls Teams der Woche, deren Spieler basierend auf dem aktuellen Geschehen verbesserte Werte erhalten. Spieler, die im realen Sport aktuell mit herausragenden Leistungen glänzen, erhalten ebenfalls verbesserte Karten. Neben neuen Animationen und einer veränderten Aufmachung ist es vor allem der verbesserte Umgang mit doppelten Karten, der uns besonders gut gefallen hat. Duplikate könnt ihr nun sammeln und damit einen anderen Spieler kaufen – sehr löblich!
Außerdem erwarten euch regelmäßig neue Online-Turniere, die den Spielspaß auch lange nach Release hochhalten sollen. Stichwort online. Hier hat PES 2019 in Sachen Verbindungsqualität kräftig zugelegt. Auch die nervigen Eingabeverzögerungen der Vorjahresversion konnten wir nicht mehr feststellen. Hervorragende Neuigkeiten also für Multiplayer-Fans. Lobenswert sind zudem die neuen Filter, dank denen euch das Spiel Gegner sucht, die eurem Niveau entsprechen oder über eine ähnlich gute Internetverbindung verfügen. Das kommt dem Spielspaß spürbar zugute.
Die Technik von PES 2019
Grafisch macht PES 2019 erfreulicherweise gleich mehrere Schritte in die richtige Richtung. Vor allem die verbesserten Lichteffekte und Animationen der Spieler wissen zu gefallen. Auch die Gesichter der Lizenz-Kicker sehen ihrem Vorbild ähnlicher denn je. Herausragende Arbeit haben die Entwickler allerdings bei der Atmosphäre der Premium-Teams geleistet. Seien es die Stadien, Einläufe der Spieler oder das Verhalten der Fans auf den Rängen: PES 2019 sieht hervorragend aus. Besonders auf PS4 Pro und Xbox One X überzeugt das Spiel dank 4K-Auflösung und konstanten 60 Bildern pro Sekunde.
PES 2019 bietet die schönsten gesichter, die wir je in einem Fußballspiel gesehen haben.
Das Geschehen auf dem Platz klingt zudem hervorragend. Auch die authentischen Fangesänge können überzeugen, was man von den Kommentaren jedoch leider nicht sagen kann. Dafür wiederholen sich die teils abgehackten und ausgelutschten Sprüche Marco Hagemann und Hansi Küpper viel zu häufig. Aber das kennt man ja aus Fußballspielen nicht anders. Kommentar ausschalten und weiter geht’s.
Fazit:
Trotz ernüchternder Lizenzen machen die sinnvollen Neuerungen PES 2019 zum besten Ableger der Reihe. Das Spielgeschehen ist über jeden Zweifel erhaben, besonders die verbesserte Ballphysik zaubert eine noch bessere Abbildung des Sports auf den Bildschirm. Die Spiele laufen jederzeit nachvollziehbar ab und kein Match gleicht dem vorangegangenen. Alleine damit hat der Konami-Kick die Nase im Vergleich zur Konkurrenz schon vorne.
Auch atmosphärisch und technisch hat sich eine Menge getan. Vor allem Fans des Online-Multiplayers freuen sich über eine stark verbesserte Verbindungsqualität ohne nervigen Input-Lag. Was PES 2019 allerdings das Genick brechen könnte, sind die lahmen Spielmodi. Klar: myClub zeigt sich deutlich verbessert und ist motivierender denn je. Doch an das Ultimate Team reicht er noch immer nicht heran. Ansonsten wartet das Sportspiel lediglich mit Standard-Modi auf, wo die Konkurrenz für weitaus mehr Abwechslung sorgt.
Für Fans von realistischem Fußball führt an diesem Jahr jedoch kein Weg an PES 2019 vorbei. Weiter so, Konami!