Gut fünf Monate nachdem sich Luchador Juan Aguacate in bester Metroidvania-Manier auf der PlayStation 4 durch das Mexiverse geprügelt hat, schlägt Guacamelee 2 zum Jahresbeginn endlich auch auf der Xbox One auf. Wir haben uns das kunterbunte Abenteuer in unserem Test einmal genauer angeschaut.
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Mehr InformationenIn 2013 markierte das erste Guacamelee so etwas wie den Neubeginn für das angestaubte Genre der Metroidvania-Spiele und überzeugte neben seiner einzigartigen Präsentation mit seinen spielerischen Qualitäten und einer gehörigen Portion Humor. Im vergangenen Jahr legte der Nachfolger Guacamelee 2 noch einmal mehrere Schippen drauf.
Am 18. Januar erscheint das knüppelharte Abenteuer als Xbox Play Anywhere-Titel für Xbox One und Windows 10-PCs und sollte spätestens jetzt in keiner gut sortierten Spielesammlung mehr fehlen. Hinter Genre-Schwergewichten des vergangenen Jahres wie Dead Cells oder Hollow Knight muss sich das Abenteuer jedenfalls nicht verstecken.
Spielerische Neuerungen oder technische Verbesserungen dürft ihr von dem Port allerdings nicht erwarten, dafür sind die beiden Download-Erweiterungen „Three Enemigos (Character Pack)“ und „The Proving Grounds (Challenge Level)“ bereits enthalten.
Mit Maske, Charme und Bierbauch
Guacamelee 2 spielt knapp sieben Jahre nach den Geschehnissen des Vorgängers. Abermals schlüpfen wir in die Haut des Luchador Juan Aguacate, der mittlerweile eine Familie gegründet und sich ein wenig Winterspeck angefuttert hat.
Doch die ruhigen Tage scheinen gezählt. Das Mexiverse wird von einem neuen Unheil heimgesucht. Also liegt es an uns, in dem kommenden knapp zehn Spielstunden die Ordnung wiederherzustellen.
Guacamelee 2 steckt voller gelungener Anspielungen auf die Popkultur
Kenner des Vorgängers werden sich darüber freuen, dass einige Charaktere und Anspielungen aus dem Erstling ein Comeback feiern. Allerdings wartet Guacamelee 2 neben neuen Spielmechaniken auch mit brandneuen Feinden auf und hat gleichzeitig nichts von seinem unnachahmlichen Humor eingebüßt.
Im Indie-Titel dreht sich alles um verschiedene Zeitlinien und die Meta-Ebene. Wir bekommen es mit einer völlig absurden, aber unglaublich witzigen und mit Easter-Eggs gespickten Handlung zu tun, die zwar relativ vorhersehbar verläuft, uns allerdings die gesamte Spielzeit über gut bei Laune hält.
Ach du heiliges Huhn
Egal ob wir als Huhn Pollo durch die verzweigte Welt rennen oder uns an den zahlreichen Anspielungen auf Videospiele, Filme oder Serien erfreuen: Guacamelee 2 überzeugt mit einer aberwitzigen Präsentation. Spiele wie Fortnite oder God of War werden ebenso auf die Schippe genommen wie Mikrotansaktionen, Internet-Memes, Batman oder US-Präsident Donald Trump.
Erfreulicherweise bleibt bei dem gezündeten Gag-Feuerwerk aber auch das eigentliche Gameplay nicht auf der Strecke. Doch aus spielerischer Sicht versteht der Indie-Titel nur wenig Spaß und wird selbst hartgesottene Genre-Fans stellenweise zur Weißglut treiben.
Das Spiel ist stellenweise brutal schwer, aber (Fast) immer fair
Bereits der Vorgänger war beileibe kein leichtes Spiel, Guacamelee 2 schraubt den Schwierigkeitsgrad stellenweise in schwindelerregende Höhen, in denen vor allem die Hüpfpassagen einem Celeste oder Super Meat Boy Konkurrenz machen. Das ist beileibe nicht jedermanns Ding.
Glücklicherweise gehen Steuerung und Spielmechaniken meist so gut von der Hand, dass nur in einigen nervigen Trial-&-Error-Passagen Frust aufkommt. Anders als im Genre üblich eröffnen uns neue Fähigkeiten nicht immer neue Wege in der clever verbundenen Spielwelt, sondern erweitern vor allem unser Bewegungs- und Angriffsrepertoire.
Der Tod als Lehre
Der Schwierigkeitsgrad des Titels steigt vor allem in den Hüpfpassagen rasant an. Besonders knifflig wird es, wenn wir gleichzeitig noch zwischen der Welt der Lebenden und der Toten hin- und herwechseln müssen, um beispielsweise Schalter zu aktivieren. Guacamelee 2 lebt, wie auch Celeste, vom eigenen Tod und der Fähigkeit, aus dem Scheitern zu lernen.
Neue Fähigkeiten erleichtern die Kämpfe teils deutlich
Dank fair verteilter Checkpoints sind wir nach unserem Ableben in Windeseile wieder im Geschehen und einen besonders kniffligen Abschnitt gemeistert zu haben, erfüllt uns tatsächlich mit einem Gefühl der Genugtuung. Top: Besonders lange Räume warten zudem mit mehreren Speicherpunkten auf.
Regelmäßig erlernen wir neue Fähigkeiten, die wir gegen einen geringen Obulus auch in mehreren Talentbäumen erweitern dürfen.
Kunterbunt, doch leider stumm
Besonders spaßig ist Guacamelee 2 im Koop-Modus für maximal vier Teilnehmer. Je mehr Spieler auf dem Bildschirm wuseln, umso chaotischer wird das Geschehen. Glücklicherweise hat das Spiel auch daran gedacht. So reicht es in Hüpfpassagen aus, wenn nur ein Spieler das Ziel erreicht. Ein gelungener Kniff, dank dem auch nicht ganz so fähige Luchadores Spaß haben.
Etwas schade jedoch, dass die Kamera in einigen größeren Räumen nur dem ersten Spieler folgt. Hüpfen die Mitspieler aus dem Bild, zwingt das Spiel sie unweigerlich in die Knie. Das hätte man besser lösen müssen.
Besonders im Koop-Modus ist Gucamelee 2 ein Genuss
Aus technischer Sicht gibt der Titel eine sehr gute Figur ab. Vor allem der bunte Comic-Grafikstil weiß zu gefallen und überzeugt durch sein aberwitziges Charakterdesign und herrlich abwechslungsreiche Umgebungen.
Gelungene Zwichensequenzen treiben die Story voran und sorgen gleichzeitig dafür, dass sich der Adrenalinspiegel langsam wieder normalisiert. Die mexikanisch anmutende, treibende Musik passt ebenfalls hervorragend zum Spiel. Ärgerlich jedoch, dass die Entwickler abermals auf eine Sprachausgabe verzichtet haben. Auch die deutschen Bildschirmtexte können nicht immer die Qualität des Originals halten können. Manche Übersetzungen transportieren den Humor der Vorlage leider nur bedingt („Heilige Guacamole“ ist eben nicht so geil wie „holy Guacamole“).
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Mehr InformationenFazit:
Heutzutage habe ich nicht mehr allzu viel Bock, in einem Spiel regelmäßig ins Gras zu beißen. Ein knackiger Schwierigkeitsgrad motiviert mich mittlerweile nur noch bedingt, weshalb mich auch Indie-Hits wie Celeste oder Dead Cells zuletzt nicht mehr wirklich fesseln konnten.
Ganz anders jedoch Guacamelee 2, was der Metroidvania-Plattformer seinen fairen Checkpoints, vor allem aber dem großartigen Humor verdankt. Die Welt des Spiel ist einfach so unglaublich verrückt, dass es mir eine wahre Freude ist, auch nach dem 10. Tod einen neuen Anlauf zu wagen. Besonders, da die Spielmechaniken so gut funktionieren. Die Steuerung ist extrem präzise und auch die Kämpfe sind fair. Immer wieder lerne ich neue Fähigkeiten oder Angriffe, die mich im Spiel weiterbringen. Das motiviert ungemein.
In Kombination mit der schicken Grafik und dem herrlichen Soundtrack ergibt sich so ein gelungenes Spielerlebnis, das mit knapp zehn Spielstunden genau die richtige Länge hat. Wer auf Metroidvania und knackige Plattformer steht oder ein neues Koop-Spiel sucht, sollte spätestens jetzt mit Guacamelee 2 unbedingt zugreifen.