Mit Farm Together brachten Milkstone Studios unlängst ein etwas weniger ernstes Farming Spiel auf Xbox One und Nintendo Switch, welches am PC längst eine treue Fangemeinde aufgebaut hat. Eine Playstation Version soll folgen. Wir haben die Konsolenfassung von Farm Together ausführlich getestet und verraten euch in unserem Test, ob es sich hierbei um einen Geheimtipp handelt, oder ob die Saat schlecht war, welche man da in die digitalen Stores pflanzte.
Farm Together – Der Landwirtschaftssimulator für alle, die Simulationen nicht mögen
Grundsätzlich dürft ihr in Farm Together eine kleine Farm aufbauen und zum Erfolg führen. Das klare Alleinstellungsmerkmal im Vergleich zu all den Farming Simulationen, die auf der Erfolgswelle des Landwirtschaftssimulator mit reiten wollen, ist die Tatsache, dass Farm Together überhaupt gar keine Simulation sein will.
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Mehr InformationenReale Maschinen und realitätsnahes Gameplay oder Grafiken sucht man hier vergebens. Stattdessen finden sich in Farm Together Hübsche Comic-Grafiken und entsprechende Animationen. Euer Gefährt ist das einzige und kann alles. Pflanzen, gießen und ernten. Der Fokus liegt darauf, Münzen zu verdienen, sowie eine zweite Spielwährung, welche als Diamanten dargestellt wird. Etwas später im Spiel gesellen sich hierzu noch eine dritte und vierte Währung für das Beenden spezieller Quests, wie auch für das Erledigen von Hausarbeiten. Was hier unübersichtlich und überfrachtet klingt, fügt sich im Spiel stimmig zusammen und ergibt Sinn.
Jugendsünden neu belebt – Farm Together triggert euer Farmville-Gen
Der ganz besondere Clou hinter Farm Together ist der, dass die Zeit im Spiel auch dann weiterläuft, wenn ihr es geschlossen habt. Pflanzt ihr morgens zum Frühstück etwas an, was mit 6 Stunden Wachstumszeit angegeben ist, dann könnt ihr es nachmittags ernten. Hier, und ein wenig auch in der Optik, werden dieselben niederen Instinkte getriggert, welche Farmville auf Facebook vor Jahren zum süchtig machenden Browerspiel für viele machte. Mit dem wichtigen Unterschied, dass eure Ernte nicht verdorrt und niemals ein echter Zwang entsteht zum Spiel zurück zu kehren. Bravo, Farm Together!
Ähnliche Faktoren bedient auch das Level-System. Dieses ist dreigeteilt. So levelt jede eurer Farmen für sich durch das Verdienen von EP. Hier werden im Wesentlichen neue Pflanzen, Tiere und Feldfrüchte, aber auch kosmetische Items und Läden freigespielt. Farmübergreifend levelt ihr als Spieler selbst. Dies gibt neue Individualisierungsmöglichkeiten für euren Charakter, euer Haustier oder euren Traktor. Wer eine Pflanze oder Frucht häufig anbaut und aberntet, der levelt diese ebenfalls. Dies bringt in einigen Fällen etwas mehr Verdienst beim Ernten. Wesentlich wird es aber im fortgeschrittenen Spielverlauf. So könnt ihr helle Trauben beispielsweise erst dann freischalten, wenn ihr das passende Farmlevel habt, aber auch die Weintrauben entsprechend weit im Level vorangeschritten sind.
Farm Together nimmt Farming wörtlich
So gesehen nimmt Farm Together das “Farmen” in vielen Hinsichten wörtlich. Ihr bewirtschaftet nicht nur ganz offensichtlich eure Farm. Ihr Farmt auch Währungen und EP, sodass auch Vergleiche zu Nischenhits wie Clicker Heroes und ähnlichem nicht ganz abwegig sind.
Dabei entwickelt das Spiel einen Suchtfaktor, der nicht von der Hand zu weisen ist. Manch Tripple A Produktion konnte nicht so fesseln, wie es dieses günstige Spiel für Zwischendurch vermag. Dies liegt am Gamedesign, welches nichts anderes zum Ziel hat als eben diesen Effekt. Ihr denkt wenn ihr einmal alles angepflanzt habt gibt es nichts mehr zu tun? Fehlanzeige! Gießt eure Felder regelmäßig und die Wachstumszeit wird reduziert. Bei Pflanzen steigt der Gewinn. Bäume tragen ihre Früchte immer in bestimmten Jahreszeiten. Derer gibt es natürlich vier. Diese wechseln alle 17 Minuten. Von Jahreszeiten ist es außerdem abhängig welche Feldfrüchte ihr gerade anbauen könnt.
Quests und mehr
Manche Dinge benötigen die bereits erwähnte dritte Spielwährung. Medaillen verdient ihr euch in Quests. Diese verlangen euch Ziele ab, die immer ähnlich gestrickt sind. So gilt es beispielsweise eine bestimmte Anzahl an Früchten einer Art zu ernten, Fische einer Art zu fangen (die ihr natürlich zunächst in einem Fischteich “anpflanzen” müsst) und Blumen zu ernten. Die dann verdienten Medaillen geben euch Zugriff auf neue Funktionen wie beispielsweise Rasensprenger, die euch das Gießen abnehmen.
In letzteren kommt dann Hausarbeit zum Einsatz. Die vierte Spielwährung, Tickets, verdient ihr nämlich indem ihr am Herd in eurem Haus Sachen kocht, am gekauften Klavier spielt und mehr. Auch hier kostet es jeweils Geld und Ressourcen und Zeit. Bei Ressourcen sind ausdrücklich auch die zuvor angebauten Feldfrüchte gemeint, die ihr beispielsweise als Zutat in eurem Gericht benötigt. Hier greift alles in einer Art überdimensioniertem Wirtschaftssystem ineinander.
Mit Events sind auch eine Art Community Quests geplant. Das erste ist diese Tage bereits gestartet und ermöglicht das Verdienen von Valentinstags-Dekorationen. Solche Aktionen bringen sicherlich einen weiteren Grund das Spiel immer wieder zu öffnen mit sich.
Farm Together – Multiplayer der einfach aber genial motiviert
Dies bringt uns direkt zum Multiplayer in Farm Together. Dieser bei aller Einfachheit sagenhaft spaßig und eine der tragenden Stützen dieses Spiels.
In der Theorie könnt ihr jederzeit jeden Spieler auf seiner Farm besuchen, der diese auf öffentlich gestellt hat. Helft ihr ihm, beispielsweise indem ihr ihm helft seine Ernte einzuholen, dann füllt sich seine Kasse und euer Bonus-Barometer. Dieser bewirkt, dass ihr für die Laufzeit des Bonus-Barometers zurück auf eurer eigenen Farm die doppelte Ernte einholt. Da wird das “Together” in Farm Together zum namensgebenden Selbstläufer. In der Praxis stießen wir im Test auch gerne auf generische Fehler beim Spielbeitritt. Sucht Farmen mit einer guten Verbindungsqualität, dann sollte dies kaum passieren.
Wollt ihr vermeiden, dass auf eurer Farm ungewollte Aktionen ausgeführt werden? Es gibt eine einfache Rechteverwaltung. Hier könnt ihr gesondert einstellen was Spieler auf eurer Freundesliste und alle anderen dürfen. Von nur Besuchen bis zum Vollzugriff ist hier einiges möglich. Leider stehen nur vorgefertigte Rechtegruppen zur Verfügung, mit welchen verschiedene Rechte gebündelt werden. Ein detaillierteres Menü, bei dem man für jede Aktion einen Haken setzen kann, wäre aufwändiger zu bedienen aber dennoch wünschenswerter gewesen.
Technische Probleme
Bis zum Release lief all dies vorzüglich. Wir konnten Farmen anderer Tester besuchen und hatten eine Menge Spaß daran. Exakt seit Release schien die Infrastruktur des Spiels allerdings überfordert mit all den Spielern zu sein und das Spiel verweigerte nicht nur das Auffinden von Farmen. Ihr musstet nach dem Versuch in der Xbox Version sogar das Spiel neu starten. Als Workaround konnte man zwar immerhin die eigenen Freunde über das Xbox Dashboard besuchen, mit der großen Entdeckertour auf anderen Farmen hatte dies aber nicht mehr viel zu tun gehabt. Ein angekündigter Patch, wegen dem wir es auch fair fanden diesen Test erstmal zurück zu stellen, kam erst nach mehreren Anläufen durch die Qualitätskontrolle bei Microsoft. Bei der Nintendo Switch Version gab es solche Probleme bislang nicht. Wenngleich es beinahe weh tut dies zu sagen: Insgesamt dennoch kein sehr gutes Zeichen.
Dafür kamen mit dem Patch allerdings auch gleich unanangekündigt neue Inhalte, wie einige Tiere und Feldfrüchte ins Spiel. Ein dauerhafter Support scheint geplant, was sehr erfreulich ist. Denn so nutzt sich das Spiel nicht so schnell ab.
Grafik und Sound auf eurer Farm
Der Sound bewegt sich irgendwo im Mittelfeld. Die Effekte sind recht begrenzt und ein wenig eintönig. Ein seltenes Highlight stellen Tiergeräusche dar. Ansonsten fühlen wir uns sehr an das Repertoire eines Smartphone Spiels erinnert.
Sehr gut gelungen ist derweil die Grafik. Mit Blockbustern kann diese Comichafte Darstellung zwar freilich nicht mithalten, glänzt aber duch liebevolle Details und Humor. Wer hätte gedacht, dass ihr euren Hasen beim “ernten” Karotten entreißt, Kühe fertige Milchflaschen verlieren und Esel Hufeisen? Ihr werdet beim Voranschreiten durch die 40 Level sicher einige Male schmunzeln, was alleine der Darstellung zu verdanken ist.
Schwächen, beispielsweise in der Weitsicht, versucht das Spiel erst gar nicht zu verstecken. Wenn eure Felder, Gebäude und Bäume am Horizont animiert aufploppen, so sieht das fast gewollt aus. Dies bleibt unserer Ansicht nach zwar eine Schwäche, die wurde aber recht offensiv und symphatisch in Szene gesetzt.
Trotz Farmville Anleihen – Kein Pay-to-Win
Nun hatte sich der Vergleich zu Mobile-Games und Farmville mehrere Male aufgedrängt. Angst vor Mikrotransaktionen und Pay-to-Win braucht dennoch keiner zu haben. Bislang gibt es zwei kleine Erweiterungen im Store. Die sind preislich absolut akzeptabel und bieten neben ein oder zwei exklusiven, aber nicht notwendigen, Feldfrüchten lediglich kosmetische Besonderheiten. Ingame-Währung oder gar direkte Fortschritte lassen sich zu keinem Zeitpunkt kaufen. So macht das Spiel auch ohne zusätzliche Ausgaben uneingeschränkt Spaß.
Fazit
Mit Farm Together hat Milkstone einen echten Geheimtipp auf Xbox und Switch gebracht. Farm Together ist auf der Xbox das perfekte Farming Spiel für alle, die herkömmlichen Farming Simulatoren nichts abgewinnen und für alle, die Farmville seinerzeit gespielt haben, es heute aber nie zugeben würden. Ähnlich sieht es auf der Nintendo Switch aus, wo es vielleicht sogar dem einen oder anderen das eher durchwachsene Harverest Moon mit seinem Charme etwas ersetzen kann. Dank sehr weitreichendem Level-System und hunderten Möglichkeiten verspricht Farm Together unglaublich viel Spielzeit für kleines Geld, ohne schnell an Reiz zu verlieren.