Image default
Switch Tests

Dream Alone Review

Ein Junge. Alleine. Alle Familienmitglieder sind einer rätselhaften Krankheit anheim gefallen. Diese lässt das gesamte Dorf nach und nach ins Koma versinken. Um seine Familie zu retten und selbst seinem Schicksal zu entgehen macht sich der Junge auf den gefährlichen Weg zur Lady Todeshauch. Nur diese, etwas holprig aus dem original englischen „Lady Death“ übersetzte, Dame kann der Sage nach die Krankheit aufhalten oder gar heilen. Im aktuell für die Nintendo Switch erscheinenden Dream Alone von Fat Dog Games seid ihr dieser Junge. Und ihr habt eine gefährliche Reise vor euch, gespickt mit Fallen, Gefahren und sicherlich auch mit hunderten Toden. Gerade letzteres ist durchaus wörtlich zu nehmen. So viele Tode.

 

Dream Alone Logo


Jump n Run trifft Saw

Was im eShop der Nintendo Switch als Jump n Run eingepreist ist sollte im Fall von Dream Alone nicht unbedingt die Herzen klassischer Jum n Run Fans auf Nintendos Konsole höher schlagen lassen. Es verbirgt sich ein düsteres Spiel mit tödlichen Fallen. Letztere sind teils kaum vorherzusehen, so dass „Die n Try“ wesentlich passender wäre als „Jump n Run“.

Die grundlegenden Spielmechaniken sind zwar denen eines klassischen Jump n Run nachempfunden, die Präsentation und das Spielgefühl sind allerdings ganz andere Kaliber. So gilt es zwar ganz klassisch Abgründe zu überwinden und hin und wieder selbst eine Plattform an die rechte Stelle zu rücken oder Gegnern und Fallen auszuweichen, die Schwierigkeit ist jedoch vom Start weg unermesslich höher und die Tode sind Genre-untypisch, gerade mit Bezug auf Nintendos Klassiker, inszeniert. So präsentiert sich Dream Alone ganzheitlich in einem flackernden und tatsächlich ansehnlichen Horror Schwarz-Weiß und nur die zahlreichen Ableben sorgen mit hellem Blut auf dem Screen wirklich für echte farbliche Akzente. Auch die Heldenfigur selbst darf nicht einfach nur sterben, sondern beglückt den Spieler jedes mal mit einer Art Ragdoll Effekt.

Dream Alone
Farbliche Akzente gewährt Dream Alone bei der Präsentation des Ablebens mit viel Blut am Screen.

Dream Alone bietet einen recht hohen Schwierigkeitsgrad

Diese Effekte präsentiert Dream Alone beim Durchspielen mehr als ausreichend oft. Denn viele Fallen und Hindernisse, brutales Stachelwerk und ähnliches, sind hier sehr beliebt, lassen sich erst gar nicht vorab umgehen. Mann muss sie erleben, auswendig lernen und umgehen. Wie viel davon wirklich gewollt ist konnte im Test nicht abschließend geklärt werden, wie im Abschnitt Grafik genauer erläutert wird.

Auch der Wechsel in die andere Realitätsebene, eine der Spezialfähigkeiten des Helden mit der Unwägbarkeiten überwunden und ganz neue Wege sichtbar gemacht werden, lässt sich zwar als Grundelement auch in anderen Spielen finden ist aber schwieriger. Bewerkstelligen kann der Held diesen Wechsel nur für begrenzte Zeit und, hier liegt die Besonderheit, nur mit einem Trank, der die entsprechende Fähigkeitenleiste auffüllt. Wer also rechtzeitig merkt er kann die entsprechende Stelle im ersten Anlauf nicht überwinden, dem bleibt kein zweiter Versuch. Das kostbare Gut ist verbraucht. In der Regel bleibt nur der Freitot und banges warten, wo wohl der letzte Speicherpunkt war. Wohl dem, der die auswendig gelernten Hindernisse der Passage zuvor noch nicht vergessen hat. Später im Spiel kommen im Übrigen noch die Fähigkeiten die Zeit zu verlangsamen und sich selbst zu klonen hinzu.


Beklemmender Sound ohne Deutsche Synchronisation – Eine der Stärken von Dream Alone

Der Sound ist vergleichsweise einfach gehalten, passt aber gut zur düsteren Stimmung. Atmosphärisch kann hier absolut gepunktet werden. Schade ist lediglich das Fehlen einer deutschen Synchronisation die über Untertitel hinaus geht. Andererseits ist auch das englische Original überzeugend eingesprochen und so viel zu synchronisierende Sprache gäbe es ohnehin nicht. Kaum auszumalen außerdem, was eine Synchronisation aus der, ohnehin für die Plattform und das gebotene Spiel recht üppigen, Downloadgröße von fast 5 Gigabyte gemacht hätte. Auf der Negativseite fallen hier leider auch Passagen mit recht gleichtönigem Sound von Regen auf, die mit der Zeit nur noch nerven.


Im Guten wie im Schlechten – Die Grafik bei Dream Alone ist Horror pur

Eine der größten Stärken von Dream Alone ist zugleich auch eine der größten Schwächen. Die bereits angesprochene Schwarzweiß flackernde Grafik erinnert an alte Videokunst und transportiert die sehr düstere Grundstimmung insgesamt wunderbar. Zugleich ist sie aber auch zu minimalistisch gehalten um überall wichtige Hinweise darauf zu geben ob man nun hinter einem Hindernis hindurch laufen kann, oder ob man dagegen knallt bis die Realität gewechselt wurde. Auch Fallen sind teils kaum vorab erkennbar. Wie viel dieser zwangsweise Tode gewollt sind und wie viele durch das düstere Design unfreiwillig die Schwierigkeit nach oben treiben bleibt hierbei unklar.

Dream Alone
Dunkel, grau und stimmungsvoll – Die Grafik ist die größte Stärke und Schwäche von Dream Alone zugleich

Dream Alone – Kein Spiel für den Handheld

Klar ist jedoch, dass der Handheld Modus schwer erkennbare Fallen nahezu unkenntlich macht. Hier spielen die teils sehr kleinen Hinweise am Bildschirm, das viele Dunkel und das unglücklich spiegelnde Display der Konsole ungünstig zusammen. Ähnlich unvorteilhaft wirkte sich die Grafik am Fernsehen in anderer Hinsicht aus. Das eigentlich zur Stimmung passende Flackern strengt die Augen doch schon sehr an. In beiden Situationen hat man leider das Gefühl die sonst recht gelungene Grafik sei mit die größte Herausforderung des Titels.

Einzelne in der Testversion noch vorliegende Grafikschwächen und Fehler, wie Framedrops, versprach der Entwickler bis zum Release noch zu beheben.


Fazit:

Dream Alone ist zum Preis von knapp 10 Euro sicherlich keine Empfehlung für jedermann. Schon gar nicht für Kinder. Oder für Eltern, welche nur „Jump n Run“ sehen und meinen ihren Sprösslingen etwas gutes zu tun. Hartgesottene Freunde gehobener Schwierigkeitsgrade und Liebhaber alternativer Präsentationen dürfen jedoch guten Gewissens zugreifen. Denn immerhin am Umfang kann man nichts aussetzen, zu diesem Preis. Und je nach Anzahl der Tode dürfte auch einiges an Spielzeit zusammenkommen. Wobei ungeübtere Spieler den Abspann vielleicht niemals sehen werden, da sie frustriert aufgeben. Schade ist: Es will einem einfach kein Pro einfallen, welches nicht ein Contra gleich mit liefert. Hier sind bei Dream Alone sowohl Grafik, als auch Sound leider nicht ganz zu Ende gedacht.

Related posts

Weitere Dragon Quest-Klassiker erscheinen am 27. September für Nintendo Switch

Christian Ibe

Metroid Prime Remastered im Test

Christian Ibe

Travis Strikes Again: No More Heroes im Test

Christian Ibe