Im vergangenen Jahr konnten wir uns das Action-Rollenspiel Decay of Logos der portugiesischen Entwickler von Amplify Creations im Rahmen der gamescom anschauen. Jetzt ist das farbenfrohe Soulslike-Spiel endlich fertig. In unserem Test klären wir, ob sich das Warten auf das Abenteuer gelohnt hat.
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Mehr InformationenUpdate vom 27. August
Wir haben uns Decay of Logos mit installiertem Day-One-Patch genauer angeschaut. Tatsächlich verringert das Update den Schwierigkeitsgrad im Startgebiet spürbar, doch danach bleibt alles beim Alten. Auch einige wenige Bugs und Fehler merzt der Patch konsequent aus, dennoch leidet das Action-Rollenspiel weiterhin unter zahlreichen Problemen, Abstürzen und der katastrophalen Kamera. Eine Aufwertung ist in unserem Test daher nicht möglich.
Day-One-Patch kommt
Kurz vor Release des Spiels haben die Entwickler einen umfangreichen Day-One-Patch auf den Weg gebracht, der unter anderem am Schwierigkeitsgrad schraubt und zahlreiche Probleme beheben soll. Wir werden uns die Änderungen über das Wochenende genauer anschauen und unseren Test gegebenenfalls anpassen.
Decay of Logos: Dark Souls lässt grüßen
Soulslike-Titel. Die Einen lieben sie, die anderen hassen sie aufgrund ihres gnadenlosen Schwierigkeitagrades. Decay of Logos schlägt in eine ganz ähnliche Kerbe wie die knüppelharten Action-Rollenspiele aus dem Hause From Software, präsentiert sich aber deutlich freundlicher und bunter, als seine Vorbilder.
Doch der Schein trügt. Anders als es die letztjährige gamescom-Demo vermuten ließ, fällt der Schwierigkeitsgrad nicht minder hoch aus. Meist segnen wir bereits nach ein bis zwei Treffern das Zeitliche. Das muss man mögen.
Um im Kampf gegen die an Groot erinnernden Holzgegner am Leben zu bleiben, weichen wir feindlichen Angriffen mit einer gekonnten Rolle aus und attackieren unsere Widersacher von hinten. Ähnlich wie in den namhaften Vorbildern erzählt Decay of Logos seine Geschichte jedoch nicht anhand von umfangreichen Zwischensequenzen.
Stattdessen liegt es ganz bei uns, wie tief wir in die Fantasy-Welt eintauchen wollen. Grundsätzlich verrät uns das Spiel erstmal gar nichts. Lediglich die NPCs die wir auf unserer Reise treffen und optionale Audiologs verraten, was in der Welt vorgefallen ist.
Wirklich spannend ist das dann allerdings auch nicht. Das ist schade, denn die halb offene Spielwelt von Decay of Logos, die mysteriöse Hauptfigur und ihr Begleiter in Form eines weißen Elches bieten eigentlich eine Menge Potential, die das Spiel allerdings nicht zu nutzen vermag.

Die Freiheit in Decay of Logos
Bereits vor einem Jahr verrieten uns die Entwickler dass es ein Ziel sei, uns als Spieler möglichst viele Freiheiten zu lassen. Auf eine Minikarte oder Missionen verzichtet Decay of Logos beispielsweise komplett. Wir müssen unseren Weg stets selbst finden. Wohin wir reisen und was wir tun sollen, verrät uns das Spiel nicht.
Während dieser Ansatz in vielen Spielen funktionieren mag, sorgt das in diesem Fall dafür, dass wir bereits in der ersten Spielstunde ziemlich planlos durch die Graslandschaft stapfen. Nach einem kurzen Intro-Abschnitt in einem brennenden Dorf entlässt uns das Spiel in die semi-offene Welt, die sich aus mehreren großen Gebieten zusammensetzt.
Auf dem Weg zum ersten Speicherpunkte machen uns verschiedene Schreine mit den grundlegenden Spielmechaniken vertraut. Zumindest, wenn wir die bescheiden übersetzten deutschen Bildschirmtexte entziffern können.
Dass die Interaktion mit den Schreinen ebenfalls nicht tadellos funktioniert, macht die Sache nicht besser. Wir müssen kerzengerade vor den Steinen stehen, um überhaupt mit ihnen interagieren zu können.
Als wäre das nicht schon nervig genug, müssen wir die Texteinblendungen auch noch per Tastendruck beenden, um zum Spiel zurückzukehren. Das funktioniert aber nicht beim ersten Mal, wäre ja auch viel zu einfach. Nach dem dritten oder vierten Tastendruck dürfen wir dann endlich mit dem Spiel weitermachen.

Kollisionsabfrage mangelhaft
Entsprechende Probleme mit der Steuerung ziehen sich leider wie ein roter Faden durch Decay of Logos. Da wären beispielsweise die am Wegesrand platzierten Fässer und Kisten, die wir zumindest theoretisch mit unserem Schwert zerstören können oder Holzplanken vor einem geheimen Eingang, die wir ebenfalls zu Brennholz verarbeiten müssen, um den Gang betreten zu können.
Eigentlich eine leichte Aufgabe, wenn wir nicht erst 20 Mal unser Ziel verfehlen würden, obwohl wir gerade einmal zwei Schritte davor stehen. Nein, wirklich viel Spaß macht die schwammige Steuerung zum jetzigen Zeitpunkt nicht.
Knifflig wird das vor allem in den Kämpfen, in denen wir zumeist gegen drei verschiedene Varianten wechselnder Feinde antreten – Gegnervielfalt: Fehlanzeige. Da gibt es welche mit Schild, welche ohne Schild und Fernkämpfer. Sehen alle gleich aus, greifen aber anders an.
Wie in Dark Souls sollten wir die Feinde stets von hinten attackieren und ihren Attacken ausweichen, um dann im rechten Moment zuzuschlagen. Eine Ausdauerleiste ermöglicht uns nur wenige Angriffe, bevor uns die Puste ausgeht. Dann müssen wir kurz innehalten, bis sich unsere Energie wieder aufgefüllt hat.
Dass wir in Decay of Logos zu Beginn bereits nach ein oder zwei Treffern das Zeitliche segnen, ist nicht das Problem. Immerhin kennen wir die Grundlagen des Kampfsystems bereits aus den mehrfach erwähnten Vorbildern.
Das Hauptproblem liegt darin, dass Feinde in der Lage sind, sich in Sekundenbruchteilen umzudrehen und uns sofort zu attackieren, obwohl wir uns eigentlich in ihrem Rücken befinden. Binnen kürzester Zeit führt das zu etlichen unverschuldeten Bildschirmtoden. Warum sollten wir Feinden überhaupt in den Rücken fallen, wenn sie uns dort dennoch attackieren können? Frust macht sich breit.

Die guten Ansätze sind erkennbar
All das sorgt dafür, dass Decay of Logos derzeit keinen wirklichen Spielspaß entfalten kann. Schade, denn unter der Haube schlummern einige wirklich spannende Ansätze. Da wäre beispielsweise unser Begleiter in Form eines weißen Elches, der uns nicht nur als Reittier dient, sondern uns auch an seinem Sattel weitere Gegenstände lagern lässt. Inventarplätze sind im Spiel nämlich stark begrenzt.
Ähnlich wie in Red Dead Redemption 2 spielt auch unsere Beziehung zu dem Tier eine wichtige Rolle. Diese will erst gestärkt werden, indem wir dem Elch Beeren verfüttern, ihn streicheln und pflegen. Anfangs können wir zwar aufsitzen, wirklich lenken können wir unseren Begleiter allerdings nicht.
Das ändert sich jedoch, sobald unsere Beziehung ein neues Level erreicht. Je stärker unsere Verbindung zu unserem Begleiter ist, desto mehr Fähigkeiten beherrscht er und desto besser können wir ihn durch die Gegend manövrieren.
Im Verlauf des Spiels steigen wir zudem selbst im Level auf, was unsere Werte verbessert und uns stärker macht. Einen Talentbaum oder freischaltbare Fähigkeiten bietet Decay of Logos allerdings nicht. Außerdem ist es wichtig, regelmäßig an den Speicherpunkten Halt zu machen und uns eine Mütze voll Schlaf zu gönnen. Denn sind wir zu lange wach, verringern sich unsere Werte zeitweise. Eine spannende Idee.
Nach und nach finden wir zudem neue Waffen oder Rüstungen, die uns stärker machen oder mehr Schaden absorbieren lassen und stellenweise mit zusätzlichen Effekten aufwarten. Egal ob wir lieber mit Schwert und Schild, fetter Zweihand-Keule oder Pfeil und Bogen in den Kampf ziehen – Decay of Logos ermöglicht viele Spielstile.

Bosse, Dungeons und Zeitverschwendungen
Auch abseits des (nicht offensichtlichen) Hauptpfades hat Decay of Logos eine Menge zu bieten. Heruntergekommene Windmühlen oder alte Ruinen laden zum Erkunden ein. Besonders, wenn sich darin plötzlich ein optionaler Dungeon findet, die dann sogar mit fetten Bossen aufwarten.
Die Kerker zeigen sich offensichtlich von The Legend of Zelda inspiriert und warten mit eigenen Rätseln und Herausforderungen auf und sind gleichermaßen abwechslungsreich wie gelungen designed. Nun… zumindest die meisten davon.
Direkt zu Beginn des Spiels hielten wir uns stundenlang in einer alten Ruine auf, in der sogar ein NPC in einem Käfig gefangen gehalten wird. Auf der Suche nach dem Schlüssel besiegten wir jegliche Feinde in der Umgebung nur um festzustellen, dass sich der Käfig offenbar gar nicht öffnen lässt.
Die Bosskämpfe hingegen sich nicht der Rede wert und eigentlich nicht vielmehr als größere Versionen der Standardgegner, die gerade einmal mit einer Handvoll lahmen Attacken aufwarten. So verkommen die Kämpfe zu monotonen Angriffs- und Ausweichspielen, während wir minutenlang den Gesundheitsbalken herunterkloppen. Wir sollten allerdings immer genügend Waffen dabei haben, denn die zerbrechen ähnlich wie in Breath of the Wild mitunter extrem schnell.

Technisch nur Durchschnitt
Aus technischer Sicht ist Decay of Logos bestenfalls als Durchschnitt zu bezeichnen. Grundsätzlich überzeugt die Grafik mit ansehnlichen Lichteffekten und satten Farben, allerdings mangelt es den Texturen an Details. Selbst kürzeste Distanzen haben mit langsam nachladenden Texturen zu kämpfen.
Auch die Animationen gehen gerade einmal in Ordnung, wobei wir selbst bei ähnlich teuren Indie-Spielen schon deutlich besseres gesehen haben. Immerhin wirkt die Welt in sich stimmig und durchaus atmosphärisch. Ähnlich verhält es sich mit der Vertonung. Der Soundtrack weiß durchaus zu gefallen, allerdings ohne Akzente zu setzen, die Soundeffekte hingegen lassen ein wenig den Wumms vermissen.
Zudem war unsere Testversion von zahlreichen Bugs und Problemen geplagt, stürzte regelmäßig ab, hing für mehrere Sekunden und hatte mit Soundaussetzern zu kämpfen.

Fazit:
Decay of Logos lässt mehrfach durchblicken, zu was das Spiel eigentlich in der Lage wäre. Doch leider wird diese aufkeimende Hoffnung alsbald wieder von etlichen Problemen im Keim erstickt. Die Kämpfe sind unfair und spielen sich dank unpräziser Steuerung äußerst träge. Die Erkundung macht zwar durchaus Spaß, wirklich viel zu entdecken gibt es aber nicht. Auch die RPG-Mechaniken werden nur angedeutet, aber zu keinem Zeitpunkt sinnvoll genutzt.
Vor allem aufgrund der zahlreichen technischen Probleme und Bugs will in Decay of Logos einfach kein Spielspaß aufkommen, zumindest nicht auf Dauer. Natürlich könnten die Entwickler diese mit Patches in den Griff bekommen, aber das ist ja nun auch nicht Sinn der Sache. So fällt es zum jetzigen Zeitpunkt schwer, eine Empfehlung auszusprechen. Beinharte Souls-Fans dürfen einen Blick riskieren, doch alle anderen sollten lieber noch abwarten.