Mit Dead or Alive 6 geht die beliebte Prügelreihe aus dem Hause Koei Tecmo auf der Xbox One und PlayStation 4 in die nunmehr sechste Runde. Dabei verspricht der Titel seinen Wurzeln treu zu bleiben und die aus den Vorgängern bekannten, wie auch kritisch betrachteten sexistischen Animationen der Kämpferinnen einen Riegel vorzuschieben. Anders gesagt bedeutet das weniger nackte Haut und vor allem soll sich die Schwerkraft jetzt, vorsichtig ausgedrückt, realistischer die weiblichen Kurven in Szene setzen. Dessen ungeachtet wollte man an den flotten und spannenden Kämpfen festhalten. Ob diese Vorhaben geglückt sind und womit ihr sonst noch bei Dead or Alive 6 rechnen müsst, klären wir im nachfolgenden Test!
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Mehr InformationenStory ist nur Beiwerk
Neben der für das Genre obligatorischen Spielmodi, wie beispielsweise dem Arcade-, Zeit- oder Trainingsmodus, bietet Dead or Alive 6 für Solisten unter anderem auch einen Story-Modus. Dieser fällt allerdings im Vergleich zu anderen Vertretern des Genres, wie Mortal Kombat 11, recht überschaubar aus.
Die Geschichte spiel ein paar Jahre nach den Geschehnissen von Dead or Alive 5. Das sechste Dead or Alive-Turnier steht in den Startlöchern und steht euch hier wieder im Fokus der Handlung. Hierbei wollen auch dieses Mal Kämpfer aus aller Welt teilnehmen, um sich miteinander zu messen und so den besten Kämpfer der Welt zu küren. Damit allerdings nicht genug, kocht die düstere Organisation M.I.S.T. im Hintergrund sein eigenes Süppchen und werkelt an einem geheimen Projekt. Demgemäß liegt es jetzt natürlich an euch in der Rolle verschiedener Kämpfer die mysteriöse Gruppierung davon abzuhalten und das Turnier zu bestreiten.
In Szene gesetzt wird das Spektakel dabei durch ansehnlichen Zwischensequenzen, lässt aber aufgrund der wirren Erzählart eine ganze Menge Potenzial liegen. Schuld daran ist unter anderem der ständige Charakterwechsel, welcher nicht wirklich klar macht wer eigentlich der Held der Geschichte ist und dem recht repetitiven Erzählstils. So verläuft die Story eigentlich immer nach demselben Schema: Ein Zwischensequenz mit einem kurzen Dialog kündigt einen Kampf an, ihr bestreitet einen Kampf, schaltet einen abschließenden Dialog frei und springt in die Rolle des nächsten Kämpfers. Die Duelle innerhalb der Geschichte sind dabei auf nur eine einzige Kampfrunde limitiert, wodurch die Behauptung naheliegend ist, dass man Großteils der Zeit damit verbringt sich die einzelnen Zwischensequenzen reinzuziehen. Zwar lernt ihr durch den Wechsel der Akteure diese besser kennen, reißt dabei aber Dead or Alive 6 zu viele Baustellen auf, wodurch es zumindest für uns persönlich oftmals zu wirr wurde.
Der neue Quest-Modus als Retter für Einzelspieler
Obgleich die Story also im Großen und Ganzen nur bedingt überzeugen kann, bekommen die einsamen Wölfe unter euch mit dem neuen Quest-Modus dennoch ein wahres Umfangmonster spendiert. Dieses unscheinbare Herzstück des Prügelspiels kommt mit satten 96 daher, welche es zu bewältigen gilt. Innerhalb der Aufträge müsst ihr bis zu drei Sterne sammeln. Die Sterne verdient ihr euch, indem ihr drei Kampfbedingungen je Auftrag erledigt.
Wenngleich ein Stern dabei eigentlich immer an die Bedingung „Gewinnt den Kampf“ gekoppelt ist, sorgen die restlichen zwei Sterne für die nötige Abwechslung. So müsst in einem Kampf einen bestimmten Schadenswert erreichen, während es im nächsten Auftrag eine vorgegebene Menge an Konter anzubringen gilt. Als Belohnung winken neue Kostüme und andere Boni. Das motiviert natürlich ungemein und dürfte auch Solisten über Stunden hinweg unterhalten.
Tag-Team versierte Spieler schauen in die Röhre
Neben den Quest-Modus, wartet auch noch ein umfangreicher und vor allem auch für Neulinge der Reihe sehr zugänglicher Trainingsmodus auf euch. Nicht nur, dass ihr hier im freien Sparring gegen andere Kämpfer antreten könnt, auch die einzelnen Kombinationsmöglichkeiten aus Schlägen, Tritten und Würfen lassen sich hier gezielt trainieren. Dafür wird jede Combo in einer computergesteuerten Sequenz vorgeführt.
Zusätzlich dazu warten noch reichlich Tutorials auf euch, welches euch die Basics des Spiels näherbringen. Daraus resultierend entpuppt sich der sechste Teil der Reihe gerade für Neulinge als zugänglichstes Dead or Alive aller Zeiten.
Schade hingegen ist, dass man bei DoA 6 auf den beliebten und kooperativ spielbaren Tag-Team-Modus der Vorgänger verzichtet hat. Sorgte doch das kooperative Prügeln durch das Kämpferfeld immer wieder für unterhaltsame und einzigartige Spielmomente. Des Weiteren erwarten euch aber dem Genre entsprechend eine typische Auswahl an Modi. Im obligatorischen Arcade-Modus schickt ihr Gegner um Gegner auf die Matte, kämpft im Time-Trial um Bestzeiten oder misst euch im Online-Duell gegen Kämpfer auf der ganzen Welt. Für die lokale Klopperei ist der Versus-Modus natürlich ebenfalls mit von der Partie.
Zwischen rüpelhaften Straßenkämpfern und grazilen Wissenschaftlerinnen
Im Charakterfeld von Dead or Alive 6 hat sich ebenfalls ein wenig was getan. Mit Diego und NiCO haben es gleich zwei Neuzugänge in den Kader geschafft. Der von Narben gezeichnete Straßenkämpfer Diego setzt im Kampf auf sein hitziges Temperament und einem rüpelhaften Kampfstil. Auf der anderen Seite haben wir mit NiCO eine aufstrebende Wissenschaftlerin, welche auf dem ersten Blick vor allem durch die auffälligen blauen Haare ins Auge sticht. Im Vergleich zu Diego ist ihr Moveset deutlich graziler und leichtfüßiger gestaltet. Mit dem nötigen Wissen und der daraus resultierenden Technologie im Rücken, ist sie dazu fähig bläuliche Blitzangriffe auf ihren Widersacher zu schleudern. Selbstverständlich sind aber auch die alteingesessenen Veteranen der Serie, wie die leichtfüßige Kunoichi Kasumi, der breitgebaute Wrestler Bass oder die „brennende Seele“ Jahn Lee mit dabei und kämpfen um die Vorherrschaft des Turniers.
Außerdem lassen sich die einzelnen Kämpfer im Editor optisch mit unterschiedlichen Kostümen anpassen. Diese erhaltet ihr, wie schon beschrieben, stellenweise aus dem Quest-Modus, andere wiederum müssen gegen Echtgeld gekauft werden und/oder sind an den doch sehr teuren Season-Pass, der mit knapp 90 Euro zu Buche schlägt, gekoppelt. Letzterer bringt euch übrigens irgendwann auch noch den einen oder anderen neuen Charakter ein. Bekannt ist diesbezüglich bisher allerdings nur Mai Shiranui aus THE KING OF FIGHTERS XIV, wo man zumindest aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung davon ausgehen kann, dass sie sich passend im Frauenkader etabliert.
Immer weiter bis die Schwarte kracht!
Im Grunde genommen hat man an dem altbekannten Kampfsystem festgehalten. Nach wie vor verkettet ihr per Knopfdruck wuchtige Schläge und Tritte in Kombination mit großartig inszenierten Würfen zu mächtigen Combos. Für die Defensive hingegen steht euch das obligatorische Blocken, schnelle Sidesteps und gut abgestimmte Konter zur Verfügung. Die Steuerung ist dabei hervorragend umgesetzt und sorgt dafür, dass die einzelnen Manöver schon nach wenigen Runden gut von der Hand gehen.
Ergänzt wird das Kampfsystem zudem durch zwei frische Mechaniken, welche sich gut in das schnelle Kampfsystem einfügen. Der Tödliche Ansturm ist eine halbautomatische Combo, welche ihr durch das mehrfache Drücken der RB/R1 Taste triggert. Ist zusätzlich noch die Leiste unter eurer Lebensanzeige vollgefüllt, führt euer Charakter im Anschluss ein Bruch-Manöver aus. Hierbei holt euer Charakter entweder zu einem mächtigen Angriff, wo die Kamera den Treffer in Zeitlupe und in bester Mortal Kombat-Manier den einfängt oder einem sicheren Konter aus, welcher euch ein Zeitfenster für einen Gegenschlag öffnet. Vor allem durch die Bruch-Manöver gewinnen die Kämpfe nochmal ordentlich an taktischer Tiefe.
Eine weitere Stärke von Dead or Alive waren zudem immer die interaktiven Kampfarenen. Diese sind logischerweise auch bei DoA 6 wieder mit dabei. Dementsprechend werft ihr eure Feinde beispielsweise über einen Abgrund und führt anschließend den Kampf auf einer anderen Ebene fort. Zusätzlich gibt es auf diversen Schauplätzen die Möglichkeit das Kampfareal noch intensiver einzubeziehen. Schleudert ihr euren den Gegenüber zum Beispiel gegen einen fahrenden Panzer oder in die euch zujubelnden Zuschauer inmitten eines Straßenkampfes, werden eurem Gegner entsprechende Konsequenzen erwarten. Mit dem richtigen Timing lassen sich dadurch lange Combos ausführen und viel Schaden anrichten.
Niederlage durch technischen K.O. muss man nicht befürchten
Was die Technik angeht macht Dead or Alive 6 eine großartige Figur. Die einzelnen Charaktere sind sehr detailliert, sodass ihr sogar angesammelten Schmutz oder Schweiß wahrnehmen könnt. Außerdem lässt sich in den Einstellungen ein kosmetisches Schadensmodell einschalten. Dadurch hinterlassen eure Schläge, je nach Wuchtigkeit, auffällige Platzwunden oder zerreißen teilweise die Outfits der Spielfiguren. An der Brustphysik der weiblichen Kämpferinnen wurde, wie in unserer Einleitung bereits angedeutet, ebenfalls ein wenig geschraubt. Zwar bewegen sich die Oberweiten immer noch der Schwerkraft entsprechend, allerdings nicht mehr so übertrieben, wie es noch in den Vorgängern der Fall war.
Ansonsten läuft der Titel zumindest im Kampf zu jeder Zeit rund. Einzig in den Zwischensequenzen gab es immer wieder kleinere Ruckler. Kleine Clipping-Fehler, wo beispielsweise Haare durch einen Arm verlaufen, tauchten ebenfalls manchmal auf.
Für die akustische Untermalung sorgt neben den guten Synchronsprechern und der dazugehörigen Kampfgeräusche, ein stimmiger Soundtrack. Dialoge und andere Bildschirmtexte sind zudem erfreulicherweise in deutscher Sprache vorhanden.
Fazit:
Dead or Alive 6 dürfte es auch dieses Mal wieder schaffen Fanherzen des Genres und der Serie höherschlagen zu lassen. Das Beat ‚em Up spielt sich gewohnt flüssig und die flotten Kämpfe machen dank der intuitiven, wie auch zugänglichen Steuerung eine ganze Menge Spaß. Obgleich der Story-Modus, unter anderem wegen den unzähligen Charakterwechsel, nicht so richtig in Fahrt kommt, ist es vor allem der Quest-Modus, welcher gerade bei Einzelspielern für ordentlich Umfang sorgt. Auch die neuen Kampfmechaniken fügen sich toll in das vorhandene Gameplay ein und gehen schnell in Fleisch und Blut über. Gerade die großartig inszenierten Bruch-Schläge, die hervorragenden Charaktermodelle und natürlich die Schauplatzwechsel machen Laune.
Die Kritik in Bezug auf die wenigen Slow-Downs in den Zwischensequenzen und der kleineren Clipping-Fehlern ist zwar nicht von der Hand zu weisen, fällt aber, wenn man das Gesamtbild betrachtet unter „Meckern auf hohem Niveau“. Ganz anders verhält es sich allerdings mit dem unserer Meinung nach sehr überteuerten Season Pass. Gepaart mit der dünnen Handlung ist das nämlich mit Abstand das größte Manko an dem Prügler.
Wir sprechen eine klare Kaufempfehlung für Dead or Alive 6 aus, wenn ihr ein gutes Kampfspiel sucht, Fans der Reihe seid und euch ein Story-Modus nicht so wichtig ist.