Mit Flugzeugen jage ich durch die Lüfte und fange fliegende Fische. Manche davon so groß, da brauche ich meine Harpune. Nur vor den Luftpiraten muss ich mich in Acht nehmen. Nein, keine Sorge. Den Kopf habe ich mir nicht gestoßen. Ich testete Airheart – Tales of broken Wings für euch. Entwickelt von den schweizer Blindflug Studios kommt das Spiel schon mal nicht aus einem Land, welches man gewöhnlich mit den ganz großen Spielehits verbindet. Ob Airheart das ändern kann lest ihr hier im Test der Xbox One Version.
Von fliegenden Fischen und Piraterie
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von Youtube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Mehr InformationenIn Airheart, was so viel wie Fliegerherz bedeutet, wird euch in der Einführung klar gemacht: Ihr seid ein junges Pilotenmädchen. Mit Regeln hattet ihr es nicht immer so. Aber ihr habt einen Entdecker- und Abenteuerdrang. Ach ja, und ihr lebt in einer Stadt in den Wolken und verdient euch eure Brötchen mit Fischerei. Gefangen werden die Fische aber nicht an einem Fluss oder in einem idyllischen See. Ihr fangt fliegende Fische. Mit eurem Flugzeug. Und euer Traum ist es den Rand der bekannten Welt zu erreichen oder gar zu überschreiten.
All dies wird euch mit weiteren Details in recht nett gestalteten Renderbildern erzählt, die mit Backround Stimme besprochen werden. Nur auf Englisch. Wer das nicht gut genug versteht, muss lesen. Schade, wenn man bedenkt, dass auch in der Schweiz deutsch gesprochen wird. Aber irgendwie auch egal. Denn die Story ist durchweg bedeutungslos und reicht nicht mal zum netten Rahmen.
Fischereilizenz vs. Fluglizenz
Zu Beginn wird schnell im Tutorial klar, dass das Gameplay der klassische Twin Stick Shooter ist. Aus der Obendraufsicht steuert ihr euer Flugzeug mit dem linken Stick. In den Einstellungen habt ihr die Wahl zwischen zwei Steuerungsmethoden. Voreingestellt ist die absolute Steuerung, bei der das Flugzeug stets versucht in genau die Richtung zu steuern, in die ihr den Stick bewegt. Dies ist auch die empfehlenswerte Variante. Rechts wird nach demselben Prinzip gezielt und gefeuert.
Das alles macht euch ein gelungenes Tutorial klar, welches die Grundlagen gut und mehr als ausreichend verdeutlicht. So auch, dass ihr für den Fischfang in der Regel über Fische einfach hinwegfliegen müsst und für härtere Aufgaben als kleinere Gegnerabschüsse und Fische auch eine Harpune an Bord habt. Auch dass das Ziel das erreichen höherer Luftschichten ist wird zumindest angedeutet. Diese Luftschichten sind die Level. Die sind übereinander angeordnet und es ist wirklich schön, wenn man die verschiedenen Eben unter sich sieht, bis hin zum Heimatflugplatz.
Habt ihr dann die Flug- beziehungsweise Fischereilizenz in der Tasche werdet ihr schnell merken, dass das Tutorial doch wichtige Einzelheiten verschweigt. Und die meisten lernt ihr nur durch Herumprobieren oder auf die harte Tour.
Habt ihr dann die Flug- beziehungsweise Fischereilizenz in der Tasche werdet ihr schnell merken, dass das Tutorial doch wichtige Einzelheiten verschweigt.
Kollege Permadeath spielt auch Airheart – Tales of broken Wings
Der schockierendste Fakt wird der Permadeath sein. Kehrt ihr nicht rechtzeitig durch einen längeren Druck am Steuerkreuz nach unten zurück, indem ihr an den fliegenden Inseln der unteren Ebenen vorbei bis zum Flugplatz manövriert, sondern werdet abgeschossen, dann ist in der Regel alles zu spät. Stürzt ihr ab ist nicht nur aller gesammelter Fisch, Schrott und Öl verloren. Auch die zu dem Zeitpunkt eventuell montierten besseren Flugzeugteile sind hinüber. Und dies schmerzt nahezu körperlich. Ihr könnt lediglich versuchen den Absturz noch in Richtung eurer Basis zu steuern. Dann könnt ihr noch einige Trümmerteile retten. Besonders gnädig ist Airheart – Tales of broken Wings hier aber nicht. Wer gerade die erste Verbesserung für sein Flugzeug in den unteren Ebenen hart zusammengespart hat, der ist diese dann recht sicher los. Mich würde nicht wundern, wenn hier die eine oder andere Fliegerkarriere direkt an den Nagel gehängt wird.
Crafting ist groß in Mode
Um crafting kommt man spätestens seit Minecraft in vielen Spielen nicht mehr herum, auch wenn diese darauf rein technisch gesehen verzichten könnten. So auch in Airheart – Tales of broken Wings. So könnt ihr euch Ausrüstungsteile aus gesammeltem Schrott zusammen schustern, wenn ihr in der Heimatbasis seid. Airheart – Tales of broken Wings macht dies aber nicht zur Pflicht. Verbesserungen lassen sich auch gegen verdiente Münzen kaufen. So kann man auch ohne Crafting Fortschritte machen. Das Crafting als solches ist allerdings ebenfalls schön gelöst. Durch das Zusammenschustern verschiedener Zutaten auf der Werkbank bekommt man neue Dinge. Oder eben auch nicht. Indikatoren zeigen allerdings an wie nah man daran war ein neues Rezept zu erraten. So präsentiert sich die Sache eher als Minispiel im Spiel und wirkte motivierend auf mich, wo andere Spiele eher abschrecken.
Suche den Kampf – Oder lass es
Dem Anschein nach lässt einem das Spiel gewisse Freiheiten ob man den Kampf sucht oder nicht. Theoretisch kann man Kämpfen bis zu einem gewissen Maß aus dem Weg gehen. Einfach pro Ebene einige Fische fangen und bei Feindkontakt abhauen. Im Idealfall direkt über den Lift in die nächste Ebene. Allerdings wäre dies doch etwas zu einfach für ein Genre mit „Shooter“ in der Bezeichnung. So werden manche der Lifte durch eine Art Endgegner bewacht. Und um gegen diese anzukommen sollte man sein Flugzeug schon etwas aufgerüstet und vermutlich auch in den unteren Ebenen geübt haben. Somit bleibt von der Freiheit am Ende nur Kosmetik. Doch dennoch kann es gerade Anfängern helfen sich erstmal zurechtzufinden. Wer weit kommen will sollte eher nicht jeden Kampf scheuen.
Luftakrobatik für Fortgeschrittene
Etwas taktisch können Kämpfe auch werden. Oft gilt es mit der Harpune erst Panzerungen abzureißen oder sich schlicht ans Ziel zu ketten und es so einfacher zu erledigen. Auch diverse Pickups helfen, können aber erst mit etwas Erfahrung klug eingesetzt werden, da das Spiel ja abseits des Tutorial fast nichts mehr erklärt. Dies gilt übrigens auch für die primären und sekundären Fähigkeiten, welche neue Flugzeugteile mitbringen. So sind mehr Hitpoints natürlich nicht zu verachten. Ein Gegnerradar ist jedoch auch ganz nett.
Technisch läuft hierbei alles butterweich. Es ist lange her, dass ich ein Spiel testen durfte, welches zum Release frei von störenden Bugs war. Und dies ist auch wichtig. Gevatter Permadeath nur aufgrund eines Hängers nicht entkommen zu können wäre ein Todesurteil für das Spiel selbst. Dem entgeht es allerdings.
Airheart – Tales of broken Wings schmeichelt den Augen
Grafisch kann Airheart – Tales of broken Wings begeistern. Natürlich ist hier keine Tripple-A Grafik gemeint. Doch dass, was dargestellt wird, stellt Airheart – Tales of broken Wings optisch recht ansprechend dar. Sogar an HDR und Ultra HD wurde mit Xbox One X Optimierung gedacht. Gerade HDR fällt beim kunterbunten Grafikstil auf. Auch insgesamt ist die Präsentation recht detailverliebt und muss sich innerhalb des eigenen Genres sicherlich nicht verstecken.
Airheart – Tales of broken Wings ist eine Soundkanone
Selbiges gilt für den Sound. Ist der Spielsound als solcher noch als guter Durchschnitt zu bewerten, so ist die Hintergrundmusik bei Airheart – Tales of broken Wings sicher eine der stärksten Waffen, abseits der Bordkanone eures Flugzeugs. Die Töne im Headset machten Laune und sind so gewählt, dass sie nicht nervig werden und die Konzentration stören, aber durchaus wachhalten.
Fazit
Wer das Genre mag, der sollte zugreifen. Allerdings mit dem Wissen, dass Kollege Permadeath mit Sicherheit beinahe zwangsläufig irgendwann für Frust sorgen wird, den man aus anderen Twin Stick Shootern so nicht kennt. Wer grundsätzlich eher skeptisch gegenüber solchen Experimenten ist, der darf dennoch zuschlagen. Hier bietet sich dann allerdings ein Zeitpunkt an, zu dem die aufgerufenen 18 Euro Normalpreis reduziert sind. Da dies schon zum Xbox Release der Fall war dürften sich hier auch weitere Gelegenheiten bieten. Doch auch der Standardpreis ist keinesfalls überzogen und Airheart – Tales of broken Wings bereitet Freude. Sofern man auch Herausforderung mit Rückschlägen abkann. Wer dies nicht kennt oder mag sollte sich erstmal zurückhalten. Schweizer Spielekunst darf insgesamt gerne öfters so in Erscheinung treten. Anfänger dürften sich allerdings gerade wegen der hohen Strafe für ein Versagen schnell frustriert fühlen.
Das Gameplay läuft angenehm störungsfrei ab und ist ab einer gewissen Ebene fordernd genug um einiges an Langzeitmotivation zu bieten. Der Widerspielwert, wenn man einmal das Ende erreicht hat, ist allerdings eher gering. Zu wenig gibt es zu entdecken. Das schmälert den Umfang ebenso, wie die sehr rudimentäre Story.