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Age of Wonders: Planetfall im Test

Nachdem gute Strategiespiele in den vergangenen Jahren äußerst rar gesät waren, jagt im Jahr 2019 gefühlt ein Highlight das andere. Mit einem frischen Science-Fiction-Szenario meldet sich jetzt eine weitere legendäre Rundenstrategie-Reihe zurück, erstmals sogar auf PlayStation 4 und Xbox One. Was euch in Age of Wonders: Planetfall erwartet und ob Taktikfüchse mit dem Titel auf ihre Kosten kommen, verrät unser Test.

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Age of Wonders: Planetfall – Aus Elfen werden Aliens

Bereits im Jahr 1999 markierte das erste Age of Wonders ein gelungenes Strategiespiel, doch spätestens mit dem dritten Ableger sollte die 4X-Rundenstrategie ihren Siegeszug antreten. Eines hatten dabei alle Serienteile gemeinsam: Ein Fantasy-Setting um Elfen und Zwerge.

Mit Age of Wonders: Planetfall entfernt sich der neueste Serienteil zumindest thematisch von seinen Vorgängern. Statt allerlei Fantasievölker in die Schlacht zu schicken, entführt euch das Spiel in ein futuristisches Science-Fiction-Szenario. Mit einem Gameplay, das Spielelemente aus Civilization und XCOM in sich vereint,  hat Planetfall das Zeug zum echten Taktik-Schwerkaliber. Tatsächlich erwartet euch ein komplexes Spielkonstrukt aus Rollenspiel und Rundenstrategie, das Neueinsteiger fast schon mit seinen Optionen erschlägt. Doch wer sich darauf einlässt, wird belohnt.

Das Geschehen spielt sich auf einer riesigen Weltkarte ab, auf der wir unsere Einheiten verschieben, Städte und neue Gebiete erobern oder die Feindpositionen umzingeln. Diese in einzelne Gebiete unterteilte Karte erinnert auf den ersten Blick frappierend an Civilization 6 und tatsächlich weist Age of Wonders: Planetfall auch aus spielerischer Sicht einige Parallelen zum modernen Klassiker auf.

Die Weltkarte von Age of Wonders: Planetfall
Auf der Weltkarte von Age of Wonders: Planetfall erobern wir neue Gebiete oder gehen Kämpfe an.

Civilization meets XCOM

Die Einzelspielerkampagne von Age of Wonders: Planetfall dient uns eher als ausgedehntes Tutorial, das uns mit den Spielmechaniken vertraut macht. Eine sonderlich packende Story solltet ihr von dem Strategiespiel also nicht erwarten. Der Kollaps des intergalaktischen Imperiums Star Union sorgte dafür, dass die verschiedenen Völker auf ihrem Heimatplaneten festsaßen. Der Titel setzt an dem Punkt an, an dem Reisen durch das All wieder möglich werden und sich die unterschiedlichen Rassen erneut begegnen. Dass dies natürlich zu Konflikten führt, versteht sich von selbst.

Insgesamt sechs abwechslungsreiche Völker stehen uns in Age of Wonders: Planetfall zur Wahl. Während die menschlichen Vanguard auf klassische Waffen, Bomben und Laser setzen, kommen die anderen Völker deutlich abwechslungsreicher daher. Von den Weltraum-Amazonen, die auf Dinosauriern mit Lasern reiten über Zwerge mit Metallbärten bis hin zu Cyborgs und den Kir’ko Aliens, die entfernt an die Shrimps aus District 9 erinnern. Alle Rassen setzen auf unterschiedliche Bewaffnungen und bieten einzigartige Vorteile, die für ein abwechslungsreiches Gameplay sorgen.

Doch bis wir die komplexen Spielmechaniken erst einmal verinnerlicht haben, ziehen etliche Spielstunden ins Land. Immerhin können wir Sektoren einnehmen, müssen uns in mehreren Forschungsbäumen um die Entwicklung unserer Kolonie kümmern, diplomatische Allianzen formen und gleichzeitig in rundenbasierten Kämpfen gegen allerlei Feinde in die Schlacht ziehen.

Age of Wonders: Planetfall ist kein Spiel für zwischendurch, sondern benötigt eine lange Einarbeitungszeit. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einem gleichermaßen vielschichtigen wie motivierenden Strategiespiel belohnt.

Der Einstieg in Planetfall fällt sehr komplex aus
Das Zusammenspiel verschiedener Systeme und komplexer Mechaniken sorgt für einen zähen Einstieg

Aller Anfang ist schwer

Zu Beginn des Spiels finden wir uns also erst einmal auf der Weltkarte wieder, auf der drei relativ simpel anmutende Aufgaben auf uns warten. Während wir damit beschäftigt sind, unsere Truppenverbände samt Heldeneinheiten über die Map zu bewegen und unsere Forschung voranzutreiben, gesellen sich binnen weniger Minuten etliche optionale Nebenaufgaben hinzu.

Anders als in den Vorgängern ist die zufallsgenerierte Karte nun aber in verschiedene Sektoren unterteilt, die allesamt mit unterschiedlichen Terrain-Eigenschaften aufwarten. Diese geben beispielsweise Aufschluss darüber, ob ein Sektor sich eher für Energie, Anbau neuer Nahrung oder für die Güterproduktion eignet.

Sofern wir über genügend Kolonisten verfügen, die nach und nach produziert werden, dürfen wir diese Sektoren unserem Reich anschließen. Alternativ stampfen wir dort eine vorgelagerte Basis aus dem Boden, die zwar kein Einkommen erzielt, es uns aber ermöglicht, neue Einheiten zu produzieren, die wir dann nicht erst über die halbe Karte schicken müssen.

Außerdem spielen die Sektoren auch in der diplomatischen Beziehung eine wichtige Rolle. Im Verlauf jeder Mission treffen wir auf zahlreiche neutrale Völker, denen wir kurzerhand den Krieg erklären oder sie über mehrere Nebenaufgaben hinweg langsam von unseren Geschicken überzeugen können, damit sie mit uns eine Allianz eingehen.

Bei allen den Menüfenstern, optionalen Aufgaben, Forschungsbäumen und Diplomatieoptionen den Überblick zu behalten, dürfte selbst gestandenen Genreprofis nicht leicht fallen. Wem bereits Civilization 6 zu komplex war, der sollte lieber einen großen Bogen um Age of Wonders: Planetfall machen. Ohne stundenlanges Studieren der Spielmechaniken geht hier nix. Zumal das Spiel bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad unsere Fehler gnadenlos bestraft und uns regelmäßig zum erneuten Laden eines Spielstandes zwingt.

Diplomatie in Age of Wonders: Planetfall
Die diplomatische Beziehung zu den neutralen Völkern spielt eine wichtige Rolle

Age of Wonders: Planetfall  inszeniert Packende Kämpfe

Auf der anderen Seite belohnt uns Age of Wonders: Planetfall allerdings auch mit einer unglaublichen Spieltiefe, die selbst gestandene Strategiespiele vor Neid erblassen lassen. Dass selbst von der Komplexität erschlagene Neulinge am Ball bleiben, liegt vor allem an den grandios inszenierten Kämpfen.

Hier setzt das Spiel auf klassische Rundenstrategie, wie wir sie aus XCOM 2 oder Mutant Year Zero kennen. Wahlweise können wir den Ausgang der Schlacht auch vom Spiel simulieren lassen, aber den Reiz des Kampfes sollte sich wahrlich niemand entgehen lassen.

Ähnlich wie in genannten Vorbildern müssen wir unsere Einheiten gut in der Umgebung verteilen, halbhohe und vollständige Deckungen nutzen und Truppen, die außer Reichweite sind in einen Überwachungsmodus versetzen. Darin eröffnen sie selbstständig das Feuer, wenn sich feindliche Einheiten in ihr Blickfeld bewegen.

Gleichzeitig können wir aber selbst Deckungen zerstören und so vermeintlich geschützte Feinde bloßstellen. Dank abwechslungsreicher Waffen und Fähigkeiten spielen sich die Kämpfe in Age of Wonders: Planetfall enorm vielfältig. Je mehr neue Einheiten wir freischalten, desto komplexer wird das Ganze.

Mit dem Laserdino ziehen die Amazonen in Age of Wonders: Planetfall in den Kampf
Die packenden rundenbasierten Kämpfe sind das Highlight des Spiels

Age of Wonders: Planetfall – Von Helden und Problemen

Einen hohen Stellenwert nehmen zudem die Heldeneinheiten ein, die im Level aufsteigen und zudem mit neuer Ausrüstung ausgestattet werden können. Darin hebt sich Planetfall gekonnt von seinen offensichtlichen Vorbildern ab und sorgt für zusätzliche Würze. Außerdem greifen wir auf verschiedene Support-Einheiten zurück, die uns heilen und gefallene Kämpfer sogar einmalig pro Schlacht wiederbeleben können, dafür aber über keine eigenen Angriffe verfügen. Die gesunde Mischung macht’s also.

Die Kämpfe haben uns im neuen Age of Wonders jedenfalls ausgesprochen gut gefallen und spielen sich sogar noch eine Prise taktischer, als wir es von der Konkurrenz gewohnt sind. Auch die kluge Gegner-KI, die regelmäßig versucht und zu flankieren oder unsere Deckungen zu zerstören, sorgt für taktische Gefechte. Schade nur, dass uns Feinde abseits der Kämpfe auf höheren Schwierigkeitsgraden nur selten vor Probleme stellen und auch die angepriesenen Probleme wie Aufstände zu selten auftreten.

Moment mal. Erst schreiben wir dass das Spiel Fehler gnadenlos bestraft und jetzt ist es zu einfach? Wie passt das zusammen? Ganz einfach. Besagte Fehler, die uns zum erneuten Laden zwingen, haben wir meist selbst zu verschulden. Beispielsweise, weil wir in die falsche Forschung investiert haben. Oder, weil wir es uns mit einem anderen Volk verscherzt haben. Bügeln wir das nicht schnell wieder auf, sorgt das im weiteren Spielverlauf für Probleme. In den Kämpfen selbst oder bei den Verhandlungen sieht es dann allerdings schon wieder anders aus. Von einem hohen Schwierigkeitsgrad sind wir in diesem Genre jedenfalls ganz anderes gewohnt.

Die Heldeneinheiten von Age of Wonders: Planetfall
Unsere Helden können wir aufleveln, anpassen und modifizieren

Viel zu tun

Abseits der Story-Kampagne wartet Age of Wonders: Planetfall mit einem freien Endlosspiel und einem umfangreichen Multiplayermodus auf. In letzterem dürfen wir mir insgesamt zwölf Spielern ins Gefecht ziehen und das wahlweise sogar im Hot-Seat-Modus oder asynchronen Multiplayer.

Für Langzeitmotivation ist also gesorgt. Zumindest in der Theorie, denn nach Abschluss der Kampagne gibt es nicht mehr wirklich viel zu tun. Trotz zufallsgenerierter Karten ähneln sich die Maps oftmals zu sehr. Wirkliche Gründe, uns erneut in die stundenlangen Gefechte zu stürzen, liefert das Spiel zu wenige.

Auch bei der Umsetzung der Gamepad-Steuerung haben die Entwickler ganze Arbeit geleistet. Selbst mit dem Controller gehen die Handgriffe dank aufgeräumter Menüs und präziser Manöver sehr gut von der Hand.

Optisch macht Planetfall einiges her und überzeugt mit einer stimmigen Sci-Fi-Kulisse. Hübsche Texturen und schicke Effekte runden das Gesamtbild stimmig ab. Lediglich die langen Ladezeiten und gelegentliche Ruckler stoßen sauer auf. Der Vertonung hingegen liefert lediglich Standardkost.

Grafisch kann Age of Wonders: Planetfall überzeugen.
Hübsch sieht Age of Wonders: Planetfall definitiv aus.

Fazit:

AwardAge of Wonders: Planetfall tut der Wechsel der Szenerie spürbar gut. Fans von Strategiespielen kommen mit dem 4X-Taktiktitel jedenfalls wieder voll auf ihre Kosten. Das größte Problem des Spiels ist allerdings die Zugänglichkeit, denn wer keine Lust hat, sich stundenlang durch irgendwelche Menüs oder Tutorialeinblendungen zu hangeln, wird mit dem Titel kaum seine Freude haben.

Ich persönlich war nach den ersten Spielstunden schon kurz davor, das Spiel zur Seite zu legen. Überall poppten irgendwelche Einblendungen auf, die mir immer neue Spielelemente vermitteln wollten. Was bin ich froh darüber, doch am Ball geblieben zu sein. Trotz äußerst seichter Story entfesselt Age of Wonders: Planetfall eine unglaubliche Spieltiefe die zwar in den Einzelteilen nicht die Komplexität seiner Vorbilder erreicht, als Ganzes jedoch fast vollends überzeugen kann. Wer sich darauf einlässt, erst einmal den Bogen raus hat und kein Problem mit recht ähnlichen Karten hat, kann sich auf Hunderte Spielstunden feinster Strategie freuen.


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