Mit reichlich Verspätung präsentiert uns Entwickler Telltale Games nun endlich die finale, sechste Episode der Game of Thrones Adventurereihe, welche auf den klangvollen Namen „The Ice Dragon“ hört. Nach einem qualitativen Auf und Ab über die gesamte Staffel war ich sehr gespannt, wie die Geschehnisse rund um die Familie Forrester denn, zumindest für die erste Staffel des Spiels, enden würde und ob es dem großen Finale gelingt, sich für immer in mein Gedächtnis einzubrennen, wie es einst The Walking Dead mit Clementine gelungen ist.

Habt ihr die vorangegangenen Tests verpasst? Hier könnt ihr sie nochmal nachlesen:
Test zu Episode 1
Test zu Episode 2
Test zu Episode 3
Test zu Episode 4
Test zu Episode 5
Iron From Ice
Diesmal fange ich mit dem Fazit an: Game of Thrones Episode 6 versagt auf ganzer Linie. Allerdings ohne dabei wirklich schlecht zu sein – keineswegs. Doch leider entpuppen sich die angepriesenen, weitreichenden Entscheidungen die ich als Spieler fällen durfte und die Auflösungen der einzelnen Handlungsstränge der Charaktere als erstaunlich schwach und teilweise erschreckend eindimensional und es gelingt dieser Episode leider zu keinem Zeitpunkt, Emotionen – geschweige denn eine Gänsehaut – in mir auszulösen.
Da wären zum Beispiel die Geschehnisse um den jungen Gared im hohen Norden, welche verheißungsvoll beginnen. Auch interessante Entscheidungen sind zu fällen… nun ja, genau genommen ist es eigentlich nur eine. Die Auflösung seiner Storyline hingegen ist eine einzige Enttäuschung,um hier möglichst spoilerfrei zu bleiben, stellt sich mir lediglich die Frage, ob den Entwicklern möglicherweise während der Produktion der rote Faden abhandengekommen ist – wirklich Sinn ergibt die Auflösung der bis dato spannendsten Storyline nämlich leider nicht. Schade.

Die meisten Auswirkungen meiner zuvor gefällten Entscheidungen hingegen werden bei der Zeitlinie um die Geschehnisse in Ironrath spürbar, wenngleich die Hauptfiguren leider größtenteils emotionsarm, ja geradezu unrealistisch reagieren. Das ist sehr schade, denn gerade in den vergangenen Episoden haben die Figuren hier deutlich zugelegt und kamen weitaus weniger langweilig daher, als noch zu Beginn der Staffel.
Am interessantesten sind diesmal die Abschnitte mit Mira in Königsmund ausgefallen – und das ist wirklich erwähnenswert, war sie doch bisher die mit Abstand schwächste Figur. In The Ice Dragon hat die junge Protagonistin einige wirklich schwierige und recht weitreichende Entscheidungen zu treffen. Mit einigen Aha-Momenten sorgen ihre Sequenzen für etwas Spannung im ansonsten tristen Staffelfinale, allerdings wird deutlich spürbar, dass ihre Geschichte nicht genug Stoff für ganze sechs Episoden bot. Man hätte die Geschehnisse auch locker in ein bis zwei Abschnitte packen können, anstatt diese über die gesamte Staffel künstlich in die Länge zu ziehen.

Man kann Episode sechs nicht vorwerfen, dass Nichts passiert: Immerhin fließt ordentlich Blut, die Dialoge sind durchaus interessant und aufschlussreich. Allerdings vermag keines der Ereignisse wirklich, Emotionen in mir auszulösen. Vieles wirkt irgendwie aufgezwungen, die angebliche Freiheit für den Spieler wird spürbar beschnitten und im Endeffekt bleibt nicht viel als ein Versprechen, welches auf der Strecke blieb. Sehr schade.
Vielen Dank an Telltale Games für die freundliche Bereitstellung des Testmusters!