Vom 15. bis einschließlich 18. September 2016 lud Ubisoft zuvor registrierte Spieler zu einem geschlossenen Alpha-Test der hauseigenen Schlachtplatte For Honor ein. Interessierte Spieler hatten die Möglichkeit, den Mehrspielermodus des Actiontitels auf Herz und Nieren zu testen.
Also haben auch wir unsere Kettenrüstung angelegt, die Waffen geschärft und uns in die Schlacht um Ruhm und Ehre geworfen.
Der Fairness halber sei bereits eingangs erwähnt, dass es sich um eine sehr frühe Fassung des Spieles handelt, welches erst im nächsten Jahr erscheinen wird. Bis zum Release kann sich also noch einiges tun. Und das hat der Titel auch bitter nötig.

For Honor – Optionsreiche Alpha
Für eine derart frühe Version gibt sich die Alpha zu For Honor durchaus optionsreich. Insgesamt drei Karten stehen zur Wahl, wovon jeweils eine die unterschiedlichen Fraktionen des Titels widerspiegelt.
In der Karte River Fort beispielsweise stürmen wir eine auf einem Berg gelegene Wikinger-Festung, deren Architektur sich stilecht an der zeitgenössischen Bauweise orientiert. Die massiven, aber eher simplen Holzbauten bieten dabei Schutz vor dem unerbittlich wütenden Schneesturm.
Vorbei an Drachenbooten und mit Holzschilden verstärkten Barrikaden bahnen sich die Angreifer den Weg in die Festung.

Overwatch stellt das asiatische Pendant dar. Es handelt sich um eine durchaus detailreich gestaltete Tempelanlage, in der fieser Dauerregen und Nebel die Sichtweite einschränken. Die dritte Karte im Bunde ist den Rittern nachempfunden und kommt als gewaltige Burg daher.
Die drei Szenarien hinterlassen einen durchaus abwechslungsreichen Eindruck und kommen mit allerlei schicken Details daher, sonderlich groß sind die Karten allerdings nicht ausgefallen.
Bei den Klassen präsentiert For Honor die Hälfte der verfügbaren Recken, welche im finalen Spiel zu finden sein werden. Insgesamt zwei Helden pro Fraktion stehen dabei zur Auswahl: Je eine leichte und eine schwere Klasse.
Darüber hinaus warten alle Krieger mit unterschiedlichen Spezialfähigkeiten auf, welche man im Laufe der Partien nach und nach freischaltet.
Die Klassen
Als Freund der Nordmänner entschied ich mich zu Beginn des Spieles entsprechend für die Fraktion der Wikinger. Direkt im Anschluss kann ich dann mein Wappen anhand eines Schildes und dessen Design erstellen, welches meinen Clan künftig im Spiel repräsentieren wird.

Zur Auswahl bei den Skandinaviern steht zunächst einmal der Raider. Die schwere Klasse in Form des Berserkers muss, wie seine Pendants auf Seiten der Samurai, beziehungsweise Ritter, zunächst einmal durch Kauf per Ingame-Währung freigeschaltet werden. Außerdem lässt sich das Aussehen des eigenen Charakters und seiner Waffe durch zusätzliche Rüstungsteile anpassen.
Jede der Klassen bietet dabei vier spezielle Perks. So kann der Raider unter anderem kurzzeitig die Feindpositionen aufdecken oder ein Banner aufstellen, welches nahe Einheiten heilt.
Innerhalb der einzelnen Matches levelt man durch das Töten von Gegnern, KI-Einheiten oder das Einnehmen von Punkten auf und schaltet diese Spezialfähigkeiten nach und nach frei.

So wahnsinnig unterschiedlich spielen sich Raider, Berserker, Kensei, Orochi, Warden und Conqueror dann aber trotzdem nicht. Das enorm simple Kern-Gameplay von For Honor bleibt dabei immer gleich.
Just another Multiplayer-Shooter. Oder besser: Hitter
For Honor fühlt sich an, wie der übliche Multiplayer-Shooter – nur eben mit Nahkampfwaffen. Am besten lässt sich das Gameplay vielleicht mit einem Call of Duty vergleichen. Und obwohl die beliebte Serie aus dem Hause Activision selbst nicht der komplexeste Genrevertreter ist wird schnell klar: For Honor ist nochmals simpler aufgebaut und zwar deutlich.
Ja, der Titel bietet aus spielerischer Sicht in etwa die Tiefe einer Pfütze auf dem Asphalt.
Bei den Spielmodi bieten sich ebenfalls die alten Bekannten. Das Duell ist ein simpler Zweikampf, Brawl das klassische Team-Deathmatch für insgesamt vier Spieler und der Dominion Modus quasi eine Eins-zu-Eins-Kopie des Modus Herrschaft aus Call of Duty. Hier dürfen immerhin acht wackere Recken gleichzeitig in die Schlacht ziehen und versuchen, die Kontrolle über drei auf der Karte verteilte Punkte zu erlangen.

Doch For Honor hat ein riesiges Problem: Aufgrund des wahnsinnig simplen Gameplays macht der Titel in der jetzigen Form nicht wirklich viel Spaß.
Am besten lässt sich die Spielmechanik als ein Mix aus Call of Duty, bei dem jegliche taktischen Elemente wegrationalisiert wurden, und einem Dynasty Warriors beschreiben.
So stürmt man zu Beginn einer jeden Partie frohen Mutes in die Mitte der jeweiligen Karte, haut ein paar strunzdumme KI-Einheiten weg und duelliert sich dann mit den einzigen wirklichen Gefahren in Form der gegnerischen Heldenklassen.
Haltung wahren
Die Kämpfe gegen gestandene Gegner laufen dabei allerdings ebenfalls immer gleich ab, was bereits nach wenigen Schlachten zu mitunter enormen Ermüdungserscheinungen führt.
Im Endeffekt tänzelt man mit der Leichtfüßigkeit eines Jabba the Hutt um seinen Kontrahenten herum und führt vielleicht mal einen Ausweichschritt aus. Immer mit festgehaltenem LT-Trigger, welcher uns das Blocken von Angriffen ermöglicht.
Und so laufen beide Krieger eine ganze Weile im Kreis umeinander herum und packen dabei die Waffe mal in die linke Hand, mal in die rechte und dann mal wieder nach oben.

Je nach Haltung muss man dann in einem sehr simplen Reflextest den Angriff des Gegners parieren oder, wenn möglich, sogar kontern.
Greift dieser also von oben an, muss auch ich meine Waffe nach oben bewegen, um keinen Schaden zu erleiden.
For Honor – Die Kämpfe nerven
Wie allerdings Tim bereits in seiner Vorschau schreibt ist das nicht sonderlich herausfordernd, sondern auf Dauer eher wahnsinnig nervig. Denn in den Kämpfen kommt so keinerlei Spannung auf, auch wenn die wuchtigen Duelle durchaus ansehnlich (und blutig) präsentiert werden.
Im Eifer des Gefechtes kann man zudem die weiß markierte Haltung des Widersachers nur sehr schwer sehen und kassiert dadurch mitunter eine ordentliche Tracht Prügel.
Nein, so interessant der Ansatz mit den verschiedenen Haltungen auch gewesen sein mag: Spaß macht das beileibe nicht. Irgendwie laufen nämlich alle Kämpfe absolut gleich ab.
Der Gegner dreht die Waffe nach links – ich drehe meine Waffe nach links. Dann nach oben: Ich folge. Und so weiter. Zuschlagen, blocken, blocken, zuschlagen. Vielleicht auch mal kontern und zwei leichte Hiebe setzen und das war es dann auch schon.

Spielerische Abwechslung bietet For Honor in der derzeitigen Version also absolut gar keine. Ob das im fertigen Spiel dann länger als 30 Minuten Spaß macht, halte ich im Moment für eher fraglich. Denn selbst für ein einfaches Multiplayer-Spiel sind diese Mechaniken einfach viel zu simpel ausgefallen. Taktische Tiefe ist quasi nicht vorhanden. Schade.
Zumal dies absolut unverständlich ist, hat man doch bei Ubisoft Hochkaräter wie ein Rainbow Six oder Ghost Recon in den eigenen Reihen.
Ruckel-Zuckel-Verbindungsabbruch
Vorab nochmal der Hinweis: Es handelt sich um eine frühe Alpha Version und der Release des Spiels liegt noch ein knappes halbes Jahr entfernt.
Aus technischer Sicht hinterlässt die gespielte Version auf der Konsole zumindest einen katastrophalen Eindruck.
Allem voran der Netzcode, welcher noch gehörig verbessert werden muss. Fast im Sekundentakt kommt es zu kurzzeitigen Unterbrechungen der Verbindung. Immer wieder fliegt man zudem unvermittelt aus einer laufenden Partie, weil die Verbindung abgebrochen ist oder irgendein Fehler auftrat.
Spätestens nach drei bis vier versuchen ist man dann bedient und wendet sich einem anderen Spiel zu.

Kann man dann doch mal spielen, stoßen matschige und detailarme Texturen sauer auf. Genauso wie eine Framerate, welche gerne mal in den einstelligen Bereich absackt. Gerade beim kompetitiven Spielen ein absolutes Todesurteil.
Fazit:
Was habe ich mich seit seiner Ankündigung auf For Honor gefreut. Immerhin bietet der Titel mit Wikingern, Samurai, Rittern und umfangreichen Mehrspieleroptionen nahezu alles, was mich interessiert. Nachdem ich nun aber selbst Hand an den Titel anlegen durfte, folgt die Ernüchterung.
Und die omnipräsente Frage, was das denn eigentlich sein soll, was ich da gerade spiele?
Das weiß das Spiel aber vermutlich selber nicht so genau. Eine Waffenkampf-Simulation? Beileibe nicht! Dafür sind die Duelle viel zu simpel ausgefallen. Brachial präsentiert, aber wahnsinnig undynamisch.
Ein fesselnder, taktischer Multiplayer-Titel? Auch das lässt sich verneinen. Taktische Tiefe ist quasi nicht vorhanden und alle Matches laufen derart langweilig und nach dem immergleichen Schema ab, dass For Honor spätestens nach einer Stunde die Luft ausgeht.
Die derzeit noch katastrophale Technik erledigt dann den Rest. Bleibt abzuwarten, ob es Ubisoft in den knapp fünf Monaten bis zum Erscheinen noch irgendwie gelingt, aus For Honor ein gutes Spiel zu zaubern. Und ob die Kampagne möglicherweise Spaß machen wird.
In der jetzigen Form jedenfalls ist der Titel eine herbe Enttäuschung.
Tendenz: Mäßig